Wie gehst du mit Kritik und Hass in sozialen Medien um?

Leider sind Kritik und Hass in sozialen Netzwerken sehr verbreitet. Deshalb ist es wichtig, zu wissen, wie du damit am besten umgehen und dich schützen kannst.
Wie gehst du mit Kritik und Hass in sozialen Medien um?
Elena Sanz

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Elena Sanz.

Letzte Aktualisierung: 16. August 2023

Soziale Netzwerke sind unterhaltsam, informativ und verbinden uns mit anderen Menschen. Dieses große Fenster zur Welt hat jedoch nicht nur Vorteile: Kritik und Hass sind in sozialen Medien weitverbreitet und können sehr schmerzliche und unangenehme Folgen haben.

Nicht selten reagieren Menschen auf Fotos oder Nachrichten mit feindseligen und hasserfüllten Antworten. Eine Studie des Pew Research Center weist darauf hin, dass das Risiko für Hassbotschaften steigt, wenn das Konto öffentlich zugänglich ist, über den persönlichen Lebensstil berichtet wird oder es sich um Influencer handelt, die eine gewisse Reichweite haben.

Viele scheinen zu vergessen, dass hinter dem Bildschirm ein Mensch steht und Kritik und Hass schlimme Auswirkungen haben können: Sie gefährden durch ihre Hassbotschaften das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit anderer. Wir müssen deshalb alle lernen, richtig mit diesen Kommentaren und Situationen umzugehen.

Kritik und Hass in sozialen Netzwerken

Kritik umfasst Urteile und Bewertungen anderer, die konstruktiv oder destruktiv sein können. Wenn sie respektvoll und empathisch ausgedrückt wird, können wir damit lernen und uns verbessern. Destruktive Kritik zielt hingegen auf Zerstörung ab. Genauso wie Hass, der sich durch diskriminierende und herabsetzende Kommentare zu erkennen gibt.

Sarkasmus, Spott und eine aggressive Wortwahl sind für diese schädlichen Botschaften charakteristisch.  Sie sind unbegründet und oft ideologisch motiviert (Castaño-Pulgarín et al. 2021), 2021).

Sowohl destruktive Kritik als auch Hass drücken sich durch beleidigende und verletzende Kommentare aus. 

Die Folgen

Die Auswirkungen von Kritik und Hass in sozialen Medien können unter bestimmten Umständen zerstörerisch sein. Eine systematische Übersicht, die in Cyberpsychology, Behavior, and Social Networking veröffentlicht wurde, macht deutlich, dass Hate Speech Gefühle der Wut und Frustration fördert, das Selbstwertgefühl zerstört und Angst auslösen kann. Richtet sich der Hass gegen ein Unternehmen, können die finanziellen Verluste enorm sein (Kucuk, 2019).

Kritik und Hass in sozialen Medien: Was tun?

Niemand wird gerne kritisiert, schon gar nicht, wenn sich dahinter zerstörerische Absichten verbergen. Destruktive Kritik verletzt unseren Stolz, lässt uns zweifeln und zerstört Schritt für Schritt unser Selbstwertgefühl. Um dies zu verhindern, kannst du folgende Strategien umsetzen und dich so vor den Folgen von Hass und Kritik in sozialen Medien schützen.

Analysiere den Kommentar

Du solltest nicht zu empfindlich reagieren, in den meisten Fällen lohnt sich das nicht. Analysiere zunächst, ob es sich tatsächlich um eine Hassbotschaft handelt oder es vielleicht doch eher konstruktive Kritik ist. Vielleicht kannst du etwas lernen und dich verbessern.

Verstehe die Figur des Haters

Handelt es sich wirklich um einen hasserfüllten Kommentar, der nur versucht, Polemik zu schüren, analysiere, was der Hater über sich verrät: Vielleicht spricht er über sich selbst und gibt durch seine Botschaften einiges über seinen inneren Zustand preis. In sozialen Medien tummeln sich viele frustrierte Menschen, die Wege suchen, ihre Wut loszuwerden, in Wahrheit jedoch selbst Opfer sind oder einfach eine labile Persönlichkeit haben.

Hater sind oft neidische und frustrierte Menschen, die teilweise auch psychopathische Züge aufweisen (Sorokowski et al., 2020). Wenn du dir das vor Augen hältst, fällt es dir einfacher, solche Kommentare nicht persönlich zu nehmen. Du wirst weniger an dir selbst zweifeln, da du weißt, mit wem du es zu tun hast.

Setze Grenzen

Du musst Grenzen setzen und bestimmen, wann welche Maßnahmen erforderlich sind. Du kannst beleidigende Kommentare löschen, Hater blockieren und falls nötig auch direkt auf der Plattform des jeweiligen sozialen Netzwerkes oder bei den Behörden melden. Die scheinbare Anonymität des Internets gibt niemandem das Recht, andere zu verletzen oder zu belästigen.

Erkenne und manage deine Emotionen

Um mit Kritik und Hass besser umzugehen, musst du deine Emotionen identifizieren und kontrollieren. Dies bedeutet jedoch nicht, Gefühle zu unterdrücken oder zu verleugnen. Du solltest Konflikten auch nicht aus dem Weg gehen, indem du dich von sozialen Medien abmeldest. Wenn du jedoch erkennst und akzeptierst, welche Gefühle Hasskommentare in dir auslösen (Traurigkeit, Wut, Scham, Angst…), kannst du angemessen damit umgehen.

Es gibt viele Techniken, die dir dabei helfen: Gespräche mit Vertrauenspersonen, therapeutisches Schreiben oder Sport zum Ausgleich sind einige Möglichkeiten.

Du solltest dir auf jeden Fall ausreichend Zeit nehmen, bevor du reagierst, um Fehler, die du später bereuen könntest, zu vermeiden. Ein in der Fachzeitschrift The Magazine of Harvard Medical School veröffentlichter Artikel erinnert daran, dass in diesen Situationen die Amygdala (das emotionale Gehirn) die Kontrolle übernimmt und das rationale Denken behindert. Deshalb sind impulsive Reaktionen häufig, die jedoch die Situation verschlimmern könnten.

Deshalb empfiehlt es sich, tief durchzuatmen und erst dann zu reagieren, wenn du zur Ruhe gekommen bist.

Schütze dich vor Kritik und Hass in sozialen Medien

Alle, die in sozialen Medien präsent sind, müssen früher oder später mit Kritik oder feindseligen Kommentaren rechnen. Diese Erfahrungen sind schmerzhaft und unangenehm, du solltest jedoch fähig sein, adäquat zu reagieren.

In den meisten Fällen ist es am besten, Hater zu ignorieren oder ihre Kommentare zu löschen. Natürlich darfst du nicht zulassen, dass die zerstörerischen Botschaften dein Selbstwertgefühl zerstören oder andere negative Folgen nach sich ziehen. Wenn dein Wohlbefinden auf dem Spiel steht, solltest du unbedingt professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen.


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