Wie du schlechte Nachrichten überbringen kannst

Wie du schlechte Nachrichten überbringen kannst
Laura Reguera

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Laura Reguera.

Letzte Aktualisierung: 22. Dezember 2022

Es scheint, als ob schlechte Nachrichten mehr und mehr alltäglich würden. An manchen Tagen haben wir das Gefühl, Negatives schlage wie Blitze in unserer Umgebung ein, an anderen sind wir sicher, dass wir nahendes Unheil spüren können. Ein Beispiel dafür ist der Verlust einer geliebten Person, welche an einer ernsthaften Erkrankung gelitten haben könnte. Auch wenn es schmerzen mag, macht es solche Situationen erträglicher, mit jemand anderem über das zu sprechen, was geschehen ist.

Etwas ganz anderes ist es jedoch, wenn der Tod einer geliebten Person vollkommen unerwartet kommt und wir keine Ahnung haben, wie wir anderen diese Tatsache beibringen können. Ein Unfall, ein Anschlag oder eine Naturkatastrophe sind Beispiele für solche Situationen, in welchen im Bruchteil einer Sekunde unsere Welt zusammenbricht. Ein einziger Augenblick und nichts ist mehr wie zuvor.

Auch wenn niemand diese Erfahrung durchmachen möchte, ist es dennoch wahr, dass das Leben so funktioniert. Niemand kann solchen Geschehnissen ausweichen. Es liegt an uns, wie wir damit umgehen und wie wir andere über das informieren, was geschehen ist. Lies weiter, um einige Strategien kennenzulernen, wie du schlechte Nachrichten überbringen kannst.

“Die Geschichte ist eine einzige Katastrophe, aus der wir irgendwie heil herauskommen müssen.”

Italo Calvino

Wie fühlen wir uns, wenn wir schlechte Neuigkeiten überbringen müssen?

Schlechte Nachrichten zu überbringen ist eine ziemlich komplizierte Sache.  Wir müssen nicht nur selbst eine schwere Zeit durchmachen, sondern fühlen uns noch schlechter, weil wir anderen negative Nachrichten beibringen und damit auch ihre Welt zum Einsturz bringen. Es geht nicht nur um unsere eigenen Gefühle gegenüber der verstorbenen Person, sondern auch um unsere Gefühle gegenüber denen, die noch da sind. Wir sind besorgt um die Menschen, denen wir die schlechten Nachrichten überbringen müssen.

Wir haben Angst, sie zu verletzen. Auch wenn wir uns darum bemühen, die Nachricht so schonend wie möglich zu vermitteln, machen wir uns Sorgen um deren Reaktion. Wir wissen nie, wie sie reagieren werden. Sie könnten uns die Schuld am Unglück geben oder uns anderweitig schlecht behandeln. Alles hängt davon ab, wie der Einzelne mit Negativem umgehen kann. Als Überbringer der schlechten Nachricht sollten wir solche Reaktionen jedoch nicht persönlich nehmen.

“Wie unfair, wie verflucht, wie gemein ist es doch, dass der Tod nicht uns nimmt, sondern die Menschen, die wir lieben.”

Carlos Fuentes

Weinende Frau

Auf der anderen Seite haben wir in solchen Situationen meist nur wenig Informationen. Und es ist normal, dass die Menschen, denen eine geliebte Person genommen wurde, eine Menge Fragen haben. Deshalb fürchten wir, nicht zu wissen, was wir ihnen sagen sollen. Aber die Wahrheit ist doch, dass auch wir nur Menschen sind und nicht immer die Antwort auf alles wissen! Erst recht nicht im Angesicht von unerwarteten Tragödien.

Was wir tun sollten, bevor wir schlechte Nachrichten überbringen

Eine Methode, die negativen Gefühle in Schach zu halten, die beim Überbringen schlechter Nachrichten unweigerlich zum Vorschein kommen werden – und diejenigen des Empfängers abzumildern – liegt darin, sich gründlich vorzubereiten. Der erste Schritt: So viele Informationen über das Ereignis sammeln wie möglich. Das kann dabei helfen, die schon erwähnten Fragen bestmöglich zu beantworten.

Wir müssen auch wissen, wer die Personen sind, denen wir die schlechten Nachrichten überbringen werden. Es ist nicht dasselbe, eine Nachricht für die Kinder der verstorbenen Person vorzubereiten oder für deren Eltern, Freunde oder Partner. Auch wenn es im ersten Moment nicht so wichtig erscheint, so hilft es doch, die Situation aus ihren Augen zu betrachten. Wir können dann unsere Ausdrucksweise und Formulierungen individuell auf diejenigen anpassen, mit denen wir sprechen werden.

Als nächstes wollen wir einen passenden Ort suchen, an welchem wir die Nachrichten mitteilen. Es mag selbstverständlich klingen, muss aber dennoch gesagt werden: Der Platz sollte so geschützt und privat wie möglich sein.

Schließlich ist es extrem wichtig, dass wir uns in Gedanken zurechtlegen, was wir sagen wollen und wie wir es sagen wollen. Damit vermeiden wir, versehentlich etwas Unpassendes zu sagen, was das Leid des Empfängers noch vergrößern würde.

“Letztlich ist der Tod ein Zeichen dafür, dass Leben da war.”

Mario Benedetti

Was wir nicht vergessen dürfen, wenn wir schlechte Nachrichten überbringen

Nachdem wir alles vorbereitet haben, kommt nun der Moment der Wahrheit. Was wir jetzt sagen werden, wird die verstorbene Person nicht zurückbringen, aber das Leid der Hinterbliebenen so gut wie möglich lindern. Um dies zu erreichen, müssen unsere Angaben klar und wahr sein. Gelingt dies nicht, verwirren wir den Empfänger und rufen noch mehr negative Emotionen hervor.

Mädchen tröstet weinende Freundin

Aus diesem Grund sollten wir unserem Gegenüber schrittweise beibringen, was geschehen ist. Zum Beispiel so: “Es hat einen Unfall gegeben und dein Mann erlitt schwerste Verletzungen. Die Sanitäter versuchten, ihn wiederzubeleben, aber sie hatten keinen Erfolg. Es tut mir leid, dir mitteilen zu müssen, dass Peter gestorben ist.”

Wir sollten den Namen der verstorbenen Person nennen und Ausdrücke verwenden, welche klar und eindeutig die Tatsache des Todes vermitteln, sodass keine Zweifel am Sachverhalt bleiben. Wenn das Gegenüber Fragen hat, sollte es die Möglichkeit haben, uns zu unterbrechen und die Frage gleich zu stellen. Es muss spüren können, dass wir mit ihm fühlen und dass versuchen, ihm in diesen schweren Zeiten zu helfen.

Wie du siehst, ist das Überbringen schlechter Nachrichten weder einfach noch bequem. Es ist nichts, was irgendjemand gern tut. Trotzdem ist es wichtig, zu wissen, wie man es am besten anstellt, damit andere verstehen, was geschehen ist. Du musst sehr taktvoll sein, viel Selbstvertrauen haben und vor allem viel Mitgefühl, um das Leid des anderen Menschen nachvollziehen zu können.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.