Wie die narzisstische Erziehung Kindern schadet
Die narzisstische Erziehung hinterlässt bei Kindern tiefe Spuren, die auch das Erwachsenenleben prägen. Erfahre heute, wie narzisstische Eltern handeln und wie sich ihre Persönlichkeitsmerkmale auf ihre Kinder auswirken.
Narzisstische Eltern
Nach dem DSM-5 ist die narzisstische Persönlichkeitsstörung von Grandiosität, dem Bedürfnis nach Bewunderung und mangelnder Empathie gekennzeichnet. Sie beginnt in der Regel im frühen Erwachsenenalter und tritt in einer Vielzahl von Kontexten auf. Betroffene weisen folgende Eigenschaften auf:
- Gefühle von Größe und Selbstherrlichkeit (z. B. Übertreibung bei Leistungen und Talenten);
- Fantasien von Erfolg, Macht, Brillanz, Schönheit oder unbegrenzter idealer Liebe;
- das Gefühl der Besonderheit oder Einzigartigkeit;
- übermäßiges Bedürfnis nach Bewunderung;
- das Ausnutzen zwischenmenschlicher Beziehungen;
- mangelndes Einfühlungsvermögen;
- Neid auf andere oder der Glaube, dass andere auf sie neidisch sind;
- arrogantes, überlegenes Verhalten oder Einstellungen.
Narzisstische Erziehung: Wie sieht sie aus?
Die narzisstische Persönlichkeitsstörung der Eltern wirkt sich in der Erziehung direkt auf die Kinder aus. Die Eltern haben Probleme, sich emotional auf ihre Kinder einzustellen, da es ihnen an Einfühlungsvermögen mangelt. Außerdem sind sie egoistisch und egozentrisch und stellen ihre eigenen Bedürfnisse über die ihrer Kinder. Sie sind besitzergreifend; es fällt ihnen schwer, ihre Kinder “loszulassen”, damit diese sich selbstständig und natürlich entwickeln können. Sie manipulieren ihre Kinder emotional, damit diese auf sie hören.
Wie wirkt sich die narzisstische Erziehung auf Kinder aus?
Betancourt und Andrade (2011) kommen zu dem Schluss, dass “psychologische Kontrolle, sowohl mütterlicherseits als auch väterlicherseits, einen wichtigen Einfluss auf das Vorhandensein von emotionalen und Verhaltensproblemen bei heranwachsenden Kindern hat” (sogar mehr als die Verhaltenskontrolle).
Im Falle narzisstischer Elternschaft kann diese psychologische Kontrolle in Form von Manipulation bestehen. Aber wie wirkt sich das auf Kinder aus? Wir besprechen einige häufige Auswirkungen, die nicht immer auftreten müssen oder andere, subtilere Formen annehmen können.
1. Manipulation
Im Zusammenhang mit der oben erwähnten Manipulation zeigt eine Studie (2021) der Universität Amsterdam, wie Eltern mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung missbräuchliche Beziehungen aufbauen, in denen sie ihre Kinder für ihr eigenes Unglück verantwortlich machen können.
“Die Gedankenkontrolle basiert auf Lügen und der Manipulation von Bindungsbedürfnissen.”
Valerie Sinason
2. Das Gefühl, nicht gehört zu werden
Kinder (bzw. Jugendliche) von narzisstischen Eltern können sich ungehört fühlen oder in extremen Fällen sogar das Gefühl haben, für ihre Eltern nicht zu existieren. Das liegt vor allem am Egoismus der Eltern und deren Schwierigkeiten, mit den eigenen Kindern in Kontakt zu treten.
3. Sich nicht anerkannt fühlen
Viele Kinder haben das Gefühl, nicht anerkannt zu werden, da ihre Gefühle von ihren Eltern nicht berücksichtigt werden. Dies wirkt sich direkt auf ihr Selbstwertgefühl aus.
4. Geringes Vertrauen in die eigenen Emotionen
Außerdem kann dies dazu führen, dass das Kind seinen Emotionen nicht vertraut. In der Folge entsteht Unsicherheit. Das Kind glaubt, kein Recht zu haben, seine Gefühle auszudrücken, da ihm nicht zugehört wird oder es nicht beachtet wird.
5. Schwierigkeiten, die eigene Identität zu entwickeln
Die narzisstische Erziehung gibt Kindern oft das Gefühl, ein “Accessoire” zu sein oder nur zur Befriedigung der Eltern da zu sein. Diese Kinder tun sich deshalb schwer dabei, ihre eigene Identität zu entwickeln und fühlen sich oft manipuliert.
6. Nur die Handlungen werden bewertet
Narzisstische Menschen denken normalerweise an ihre eigenen Vorteile. Sie schätzen deshalb meistens nicht das Wesen und die Werte, sondern berücksichtigen nur, was das Kind tut. Dadurch entwickelt das Kind oft Angst, sich so zu zeigen, wie es ist.
7. Widersprüchliche Botschaften
Kinder narzisstischer Eltern können auch scheinbar widersprüchliche Botschaften von ihren Eltern erhalten: Sie werden dazu aufgefordert, gute Leistungen zu vollbringen, dürfen andererseits ihre Eltern nicht übertreffen. Dies führt insbesondere im Teenageralter zu Konflikten.
8. Beziehungen
Außerdem hat das Kind kein adäquates Vorbild, an dem es sich orientieren kann, um z. B. gesunde emotionale Beziehungen aufzubauen. Das wirkt sich im Erwachsenenalter auf seine Beziehungen aus. Der unsichere Bindungsstil ist eine häufige Folge.
9. Schädigung des Selbstwertgefühls
Kinder können mit dem Gefühl aufwachsen, nicht gut genug zu sein. Dies kann daran liegen, dass ihre Eltern sie nicht bestärken, loben oder anerkennen, oder dass die Eltern dies in unangemessener Weise tun. Das schadet dem Selbstwertgefühl und auch Selbstbild der Kinder, welches diese vielleicht nur schwer definieren können.
10. Auswirkung auf die Gehirnentwicklung
Neben den psychologischen Auswirkungen hat die Forschung auch gezeigt, dass die narzisstische Erziehung Auswirkungen auf die Gehirnentwicklung der Kinder hat: Das Volumen der grauen Substanz des Gehirns verändert sich und der Hippocampus wird kleiner, was mit der jahrelangen hohen Stressbelastung zusammenhängt.
Narzisstische Erziehung
Für Kinder mit narzisstischen Eltern ist es wichtig, eigene Wege zu finden und zu lernen, Grenzen zu setzen. Natürlich ist das im Kindeshalter sehr schwierig. Die meisten werden sich erst im Erwachsenenalter bewusst, wie sehr sie beeinflusst und manipuliert wurden. Viele benötigen psychologische Unterstützung, um ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und ihren Weg zu finden.
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- Betancourt, D., & Andrade, P. (2011). Control parental y problemas emocionales y de conducta en adolescentes. Revista colombiana de psicología, 20(1), 27-41.
- Jabeen, F., Gerritsen, C., & Treur, J. (2021). Healing the next generation: an adaptive agent model for the effects of parental narcissism. Brain informatics, 8(1), 4. https://doi.org/10.1186/s40708-020-00115-z