Wenn wir lehren, lernen wir nie aus
Jeder von uns ist sich bewusst, dass etwas zu wissen nicht gleich bedeutet, dass man dieses Wissen auch jemand anderem beibringen und lehren kann. Wir wissen, wie schwierig das sein kann, weil wir sehr wahrscheinlich schon oft versucht haben, jemandem gewisse Kenntnisse zu vermitteln, der andere sie aber trotz unserer Vermittlung des Wissens nicht verstanden hat. Und trotzdem schätzen wir das oftmals nicht.
Mir gefällt die Vorstellung, dass die Bildung das wunderschöne Kleid ist, mit dem wir auf dem Ball des Lebens tanzen. Ich mag diese Vorstellung, weil sie ehrlich und inspirierend ist, denn wenn ich sie höre, tut sich etwas in mir und regt mich zum Denken an.
Sich mit tiefem Respekt an all diejenigen zu erinnern und ihnen zu danken, die es sich zur Aufgabe machten, uns etwas in irgendeinem Moment unseres Lebens zu lehren – das ist es, was wir alle tun sollten. Außerdem ist einer Person etwas zu lehren das edelste und ertragreichste Ziel, das ein Mensch haben kann.
Die Kunst des Lernens, um zu lehren
Um ein guter Lehrer zu sein, bedarf es beinahe magischer Kräfte. Anderen etwas beizubringen, damit sie etwas lernen, verlangt nach vielen Fähigkeiten und einer Vielzahl von Kompetenzen. Sehen wir uns doch ein paar von ihnen etwas genauer an:
Interesse am Leben und der Welt
Das wahre Interesse daran, anderen etwas zu lehren, geht über die Pädagogik hinaus. Es ist viel persönlicher, denn es ist ein Interesse daran, dem Herz und den Gefühlen etwas beizubringen.
Eine “gute Schule” prägt für immer, hinterlässt tiefe Spuren, macht Lust auf mehr, erlaubt Zweifel, inspiriert zum Lernen. Das kann man aber nur auf eine Art erreichen: durch Interesse und der Begeisterung dafür, dass man etwas fürs Leben lernt.
Die Liebe zu Büchern und zum Lesen
Um für all diese Ziele, die Kenntnisse und Wissen voraussetzen, eine Begeisterung zu verspüren, muss man das Lesen, Bücher und deren Inhalt lieben.
Leidenschaft für die Arbeit mit Schülern
Egal, ob es Kinder oder Erwachsene sind – jemand, der einem anderen etwas beibringen will, muss alle Bedingungen derjenigen akzeptieren, denen er etwas vermitteln will. Guten Lehrern gelingt dies, auch wenn sie es nicht mit Worten erklären können.
Der Umgang mit Gefühlen
Es heißt, bevor jemandem gelehrt wird zu lesen, muss ihm der Wert der Dinge gelehrt werden. Gute Lehrer versuchen in die Haut ihres Schülers zu schlüpfen, ihre Gefühle zu verstehen und diese voller Liebe zu verwenden, mit dem einzigen Ziel, dass ihr Schüler wächst, sich weiterentwickelt und all seine Hoffnungen und Träume verwirklicht.
Nur durch gute Lehrer des Lebens oder durch diejenigen, die sich dazu berufen fühlen, kann man lernen, zu lieben, die Sanftmütigkeit schätzen zu lernen und sich selbst weiterzuentwickeln.
Grenzenlose Geduld und Sanftmütigkeit
Lehrer verfügen über die großartige Fähigkeit, aus Frust und Hoffnungslosigkeit eine sanftmütige, weise und anhaltende Energiequelle zu machen. Kurz gesagt geht es darum, wie viel und auf welche Art und Weise gelehrt und vermittelt wird.
Was wir unseren Lehrern und Erziehern zu verdanken haben
Carl Jung lag damals damit richtig, als er sagte, dass man sich an großartige Lehrer, die das Herz berührten, dankend zurückerinnert und sie für ihre Arbeit schätzt. Wir müssen ihnen einfach für alles, was sie uns lehren, lehrten und unseren Kindern lehren werden, unendlich dankbar sein.
So wie wir auch unseren Kindern ständig etwas Neues beibringen, sollten wir selbst auch niemals damit aufhören, neue Sachen zu entdecken und zu lernen. Lehrer gehen jeden Tag zufrieden und frustriert nach Hause, was sie aber dazu antreibt, immer einen Schritt weiterzugehen.
Zu sagen, dass Lehrerinnen und Lehrer nur lehren, entspricht nicht der Wahrheit. Ein guter Lehrer fühlt sich dazu berufen, ist jemand, der nicht nur Kenntnisse vermittelt, sondern unseren Verstand zum Denken anregt, unsere Intelligenz, unsere Sensibilität und Fantasie wachsen lässt. Er ist jemand, der bei uns Interesse weckt und uns die Wichtigkeit aufzeigt, geduldig zu sein.
Unsere Lehrer retten unsere Gesellschaft, weil sie für jeden ihrer Schüler einen Reisepass parat haben, um in ferne Welten zu reisen. Sie halten jeden Tag für uns das Leben und die Zukunft bereit, sind für uns eine Inspiration der Gedanken, Worte und Vorstellungskraft.
Du lehrst zu fliegen, aber sie fliegen nicht deinen Flug.
Du lehrst zu träumen, aber sie träumen nicht deinen Traum.
Du lehrst zu leben, aber sie leben nicht dein Leben.
Doch in jedem Flug, in jedem Traum, in jedem Leben,
wird immer die Spur des gelehrten Weges zu finden sein.
Mutter Teresa von Kalkutta