Wenn sich die Zufälle häufen, bist du auf einem guten Weg

Wenn sich die Zufälle häufen, bist du auf einem guten Weg
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 15. November 2021

Du weißt, wenn du auf einem guten Weg bist. Nach und nach zeichnen sich immer mehr Zufälle am Horizont ab, dein Herz wird von Zufriedenheit und dieser vorsichtigen Freude erfüllt, was dir zu verstehen gibt, dass sich deine Bemühungen auszahlen. Wenn sich dein Verstand auf das konzentriert, was er wirklich will und dem offen gegenüber steht, gestaltet sich dein Umwelt aber nicht mehr zufällig nach unseren Wünschen, sondern weil du die richtigen Entscheidungen getroffen hast.

Wir alle haben dieses Gefühl schon einmal erlebt. Dieses Gefühl, bei dem wir, ohne zu wissen, warum, plötzlich kleine Zufälle passieren, die in gewisser Weise miteinander verknüpft sind. Zufälle, die sich an unseren Plan anzupassen scheinen.

Edmund Halley, ein englischer Astronom aus dem 18. Jahrhundert, hatte schon zu seiner Zeit erkannt, dass die Aufzeichnungen, die andere Astronomen über das Erscheinen bestimmter Kometen in der Erdumlaufbahn gemacht hatten und die sie als „reine Zufälle“ abgetan hatten, überhaupt keine waren. Halley wagte es, vorherzusagen, dass diese Muster den Weg eines einsamen Kometen beschreiben müssten, der alle 75 Jahre erscheinen würde, und er lag damit richtig.

Sternenhimmel mit Sternschnuppen

Doch das Thema der Zufälle ist nicht unumstritten. Die Mathematiker Persi Diaconis und Frederick Mosteller von der University of California (Kalifornien, USA) erklärten in einer Studie aus dem Jahr 1989, dass wir Zufällen nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken sollten, weil sie nichts weiter als seltsame, wenig vertrauenswürdige Ereignisse seien, die uns so gut wie nie dabei helfen würden, etwas vorherzusagen. Wüssten wir heute um den Halley’schen Kometen, wenn jene Astronomen nicht zufällig in den Himmel geschaut hätten?

„Je mehr ein Mensch sein Vorgehen plant, desto leichter wird ihn der Zufall finden.“

Friedrich Dürrenmatt

Und was bedeutet nicht zu viel Aufmerksamkeit? Bernard Beitman, Psychiater an der University of Virginia (Virginia, USA), veröffentlichte vor wenigen Jahren ein sehr interessantes Buch mit dem Titel Connecting with Coincidence  (zu Deutsch: Wie man sich mit dem Zufall verbindet,  nicht auf Deutsch verfügbar), in dem er erklärt, dass diese Zufallsereignisse manchmal unser eigenes Schicksal bestimmen würden.

Manchmal gibt uns die Verkettung mehrerer Zufälle nämlich einen entscheidenden Hinweis auf etwas, das wir nur mit Offenheit, Vertrauen und Entschlossenheit bestimmen können.

Entscheidungen, Bewegungen und Zufälle

Wenn du auf einem guten Weg bist, hast du dir im Voraus ein Ziel gesetzt. Ein Ziel, auf das du hinarbeitest und bei dem alles nach und nach ins Gleichgewicht kommt. Vielleicht lernst du für eine Aufnahmeprüfung, oder du suchst nach Mitteln, um ein Projekt zu verwirklichen, bemühst dich um Stabilität in deiner Beziehung oder willst ein persönliches Problem überwinden. Für all das müssen Variablen verändert werden, sodass sie in die gleiche Richtung wirken können.

An verschiedenen Punkten in unserem Leben ist jeder von uns dazu gezwungen, sich zu bemühen, diesen Plan zu entwerfen, bei dem an der Ziellinie Glück und Stabilität auf uns warten. Das ist Teil unseres Wunsches nach Selbstverwirklichung und persönlichem Wachstum. Ein Aspekt, den wir auf diesem Weg nicht vergessen können und dürfen, sind Zufälle.

Josh Tenenbaum, Kognitionswissenschaftler und Psychologe am Massachusetts Institute of Technology (Massachusetts, USA), erläutert, dass, obwohl diese Ereignisse manchmal keiner Logik folgen und nichts anderes als Zufallsereignisse seien, andere Male Zufälle ebenso aufschlussreich wie unverzichtbar in unserem Leben seien.

Zufälle, der Verstand und persönliches Wachstum

Zufälle, so erklärt Tenenbaum, begünstigen viele der Schlussfolgerungen, die unser Verstand zieht. Tatsächlich ist unser Gehirn so programmiert, dass es jeden anomalen und zufälligen Reiz erkennt und versucht, Assoziationen herzustellen, um ihn zu verstehen und den Lernprozess zu fördern.

David Spiegelhalter, Statistiker an der University of Cambridge (England, Vereinigtes Königreich), untersucht seit Jahren das Thema Zufälle. Die Ergebnisse seiner Arbeit wurden im Onlinemagazin The Atlantic  veröffentlicht. Nach Meinung dieses Professors können Zufälle nur mit einer angemessenen statistischen Analyse verstanden werden.

Mithilfe eben jener Methode gelangen wir zu einer interessanten Erkenntnis: Die auffälligsten Zufälle haben mit unseren sozialen Beziehungen zu tun. Ein Beispiel dafür ist, dass wir an verschiedenen Orten auf unsere zukünftigen Partner treffen. Ein weiteres Beispiel ist, jemanden zu treffen, der uns von faszinierenden Projekten erzählt, in denen wir uns schließlich verwirklichen. Oft passiert das genau in dem Moment, in dem wir eine Veränderung am meisten brauchen.

Auch umgekehrt gilt diese Hypothese und Spiegelhalter zeigt, dass dort, wo jemand etwas will und erwartet, sich aber selbst nicht einbringt, nur wenig Korrelation erkennbar. Das heißt, nur wenn wir uns bewegen und neue Situationen schaffen, entstehen jene Zufälle, die wir zu unseren Gunsten nutzen können.

„Bei allem, was uns umgibt, und bei allem, was uns bewegt, sollten wir nicht vergessen, dass der Zufall seine Finger im Spiel hat.“

Anatole France

Zwei Hände halten eine Galaxie

Du weißt einfach, wenn du auf einem guten Weg bist

Wie wir feststellen können, sind Zufälle das Ergebnis der Wechselfälle des Lebens. Aber auch dieses Impulses, den wir selbst mit unserer persönlichen und mentalen Bereitschaft erzeugen. All dies bringt uns dazu, bestimmte Aspekte zu verstehen, über die wir einen Moment nachdenken sollten:

  • Wenn du auf einem guten Weg bist, vermischen sich jene Ereignisse, die du begünstigst und die durch einen damit in Zusammenhang stehenden, entscheidenden Zufall eingeleitet werden. Ein Beispiel dafür ist die Arbeit von Wissenschaftlern und Forschern. Bei ihren täglichen Analysen und Experimenten stoßen sie oft auf vielfältige Informationen, aber nur einzelne Fakten, die es ihnen ermöglichen, zu einer erstaunlichen Erkenntnis zu gelangen.
  • Du bist auch dann auf einem guten Weg, wenn dein Verstand offen für alles ist, was um dich herum geschieht. Nur ein wachsames Auge und ein neugieriges Gehirn, das lernen will und nach Reizen sucht, die zu seinen Gunsten sind, können wahre Zufälle sehen. Die Rede ist von jenen Zufällen, die manchmal aufeinanderfolgen, bis sie uns dorthin bringen, wo wir hinwollen.
  • Gleichzeitig ist ein weiterer zu berücksichtigender Aspekt, dass es Momente gibt, in denen negative Zufälle auftreten: Du wirst ausgerechnet an dem Tag krank, an dem du deine Aufnahmeprüfung hast, ein technischer Defekt bei der Präsentation eines gemeinsamen Projekts, etc. Auch wenn uns diese uns unglücklich erscheinenden Ereignisse zufällig vorkommen, sollten wir nicht vergessen, dass sie mit großer Wahrscheinlichkeit gar nicht so zufällig und laut Statistik sogar normal sind.
  • Ein Zufall kann positiv, negativ oder neutral sein, aber was am Ende zählt, ist, wie wir uns entscheiden, mit diesem Ereignis umzugehen. Die Art und Weise, wie wir das tun, die Reaktion, der mentale Fokus und das Verhalten, das wir angesichts dieses Geschehnisses an den Tag legen, wird in der Tat unser Schicksal bestimmen. Und sie ist nicht zufällig.
Mann läuft auf einem Weg

Albert Einstein sagte einmal, dass das Leben selbst ein wunderbarer Zufall sei. Um herauszufinden, wie man es am besten lebt, braucht man einen festen Willen. Außerdem muss man ihm mit einer positiven und hoffnungsvollen Einstellung begegnen und offen für Neues sein. Deswegen sollten wir diese persönliche Sicht auf das Leben entwickeln und jene Möglichkeiten keinesfalls ignorieren oder außer Acht lassen, die sich uns jeden Tag bieten.


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  • Beitman B (2022) Meaningful Coincidences: How and Why Synchronicity and Serendipity Happen. Rochester, VT: Inner Traditions
  • Chopra D (2003) Synchrodestiny: Harnessing the Infinite Power of Coincidence to Create Miracles. United Kingdom: Rider
  • Williams, G (2015) Demystifying Meaningful Coincidences (Synchronicities): The Evolving Self, the Personal Unconscious, and the Creative Process. Lanham, MD. Rowman and Littlefield.
  • Jung C (1973) Synchronicity. Princeton: Princeton University Press

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