Wenn man in jemand anderen verliebt ist, sich aber nicht von seinem Partner trennen kann

Wenn man in jemand anderen verliebt ist, sich aber nicht von seinem Partner trennen kann
Sergio De Dios González

Geprüft und freigegeben von dem Psychologen Sergio De Dios González.

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 12. Juli 2023

Manche denken, dass es leichter sei, sich von seinem Partner zu trennen als verlassen zu werden. Das stimmt so aber nicht. Es gibt Umstände, unter denen es fast unmöglich wird, den Partner zu verlassen, sogar wenn man bereits in jemand anderen verliebt ist. Das sind Fälle, in denen ein schlechtes Gewissen, Pflichtgefühle oder emotionale, reale oder eingebildete Schulden wie eine Mauer um die Beziehung stehen, die es somit unmöglich macht, diesen Schritt zu gehen.

Die Möglichkeit, den Partner zu verlassen, wird manchmal zu einem Labyrinth, aus dem man keinen Ausweg findet. Man ist sich zwar darüber im Klaren, dass es keine Liebe mehr gibt, aber dennoch wirken eine Reihe von Faktoren, die es unmöglich machen, den Entschluss zu fassen, die Beziehung zu beenden.

Diese Situation hat nichts Positives an sich. Wenn man sich ihrer nicht rechtzeitig bewusst wird und keine angemessenen Maßnahmen getroffen werden, ist es möglich, dass daraus ein Problem erwächst, das alle Beteiligten in Mitleidenschaft zieht, sodass es schließlich unmöglich ist, einen sauberen Schnitt zu setzen.

„Man muss lernen, rechtzeitig zu gehen, wenn die Liebe keinen Sinn mehr macht.“

Nina Simone

Faktoren, die es erschweren, sich von seinem Partner zu trennen

Schuldgefühle sind der Hauptgrund dafür, dass Menschen Probleme damit haben, ihren Partner zu verlassen, obwohl sie bereits in jemand anderen verliebt sind. Dieses Gefühl kommt daher, dass man jemanden nicht verletzen möchte, der zu unserem Leben etwas Wertvolles beigesteuert hat. Man weiß, dass die Trennung schmerzhaft für diesen Menschen wäre und man möchte ihn nicht damit belasten.

Nachdenkliche Frau wird von einem orangenen Wesen umarmt

Ein weiterer Grund sind Zweifel, die dazu führen, dass diese Entscheidung nicht getroffen wird. In diesem Fall hat man Angst vor dem, was in der Zukunft passieren könnte. Man weiß nicht, ob das Bekannte besser ist oder nicht doch das, was es noch kennenzulernen gilt, trotz der Tatsache, dass man keine Liebe mehr fühlt. Was hier vorherrscht ist also die Unsicherheit: Und was, wenn alles schiefläuft und ich danach zu meinem Partner zurückgehen will, das aber nicht mehr kann?

Auch kommt es vor, dass man möchte, dass der Dritte das Problem löst. Man hofft darauf, dass dieser andere, zu dem bereits, offiziell oder inoffiziell, eine Liebesbeziehung besteht, die Arbeit übernimmt, Druck zu machen, darauf zu bestehen oder irgendetwas zu tun, damit man seinen Partner verlassen kann. Letztendlich möchte man sich der Verantwortung der Entscheidung entziehen.

Sich nicht rechtzeitig vom Partner trennen

Die eigentliche Problematik  besteht darin, dass die Umstände schließlich immer zu unklaren und unschönen Situationen führen. Oftmals passiert es, dass langsam eine Reihe von unterbewussten Handlungen ausgeführt wird, die viel nervenaufreibender sind als eine Wahrheit, die rechtzeitig ausgesprochen wird.

Die hinausgeschobene Entscheidung führt vor allem zu folgenden Verhaltensweisen:

  • Psychische Gewalt: Unbewusst kann man seinen aktuellen Partner beschuldigen, zu existieren und nicht zu erlauben, mit dieser anderen Person zusammen zu sein. Dann wird alles, was der Partner macht oder sagt, verurteilt. Sein Verhalten wird immer mehr kritisiert und eine feindselige Haltung wird eingenommen.
  • Lug und Betrug: Schuld, Unentschlossenheit oder Angst können zu einem Lügenwirrwarr führen. Der Partner und auch die neue Flamme werden angelogen, um sich nicht abrupt vom Partner trennen zu müssen und um den anderen nicht zu verlieren. Das ist eine unreife Weise, das Unvermeidbare hinauszuzögern.
  • Passiv-aggressive Strategien: Darunter versteht man nicht eindeutige Verhaltensweisen, wie emotional auf Distanz zu gehen oder dem Partner indirekt Vorwürfe zu machen. Unbehagen wird zwar zum Ausdruck gebracht, aber nicht auf eindeutige Art und Weise. Der eigentliche Konflikt wird dadurch verborgen.
  • Heikle Hinweise geben: Das bedeutet, erwischt werden zu wollen. Hinweise auf die Existenz dieser dritten Person und darauf, dass man Interesse an diesem Menschen hat, damit der Partner dahinterkommt und er derjenige wird, der die Beziehung beendet.
Paar sitzt verärgert Rücken an Rücken

Welche Folgen es hat, unreif zu handeln

Wenn eine Beziehung nicht rechtzeitig beendet wird, endet das normalerweise für alle Beteiligten schmerzhaft. Der derzeitige Partner fühlt oder erahnt mit großer Wahrscheinlichkeit diesen Bruch, der bereits spürbar ist. Er möchte daraufhin die Situation besser verstehen, aber wenn der andere nicht mit offenen Karten spielt, führt das zu Angst, Zweifeln und Unbehagen.

Unter diesen Umständen weiß er einfach nicht, auf welchem Terrain er sich bewegt und kann somit genauso wenig eine Entscheidung treffen. Daraus resultiert ein stilles Leiden, grundlose Hoffnungen oder unnütze Erwartungen. Durch solche Psychospielchen richtet man viel mehr Schaden an, als wenn man einmal für alle klar zum Ausdruck bringt, was Sache ist.

Der dritte Beteiligte leidet auch darunter. Er weiß nicht, ob er darauf hoffen soll, dass der andere die Situation löst, oder ob es einfach so weitergehen wird. Auch dieser Part kann Unsicherheit und Misstrauen empfinden, was natürlich nicht die beste Grundlage für eine neue Beziehung ist.

Trauriger Mann sitzt mit Blumentrauß auf dem Boden

Die zuvor genannten Gründe zeugen im Grunde genommen von einer egoistischen Haltung und Gleichgültigkeit, wenn man sich nicht rechtzeitig von seinem Partner trennt. Man möchte das eigene Unbehagen auf Kosten der anderen vermeiden. Letztendlich kann man aus so einer Situation nur verletzt hervorgehen. Ängste, Unentschlossenheit und die Tatsache, dass man sich seiner Verantwortung entziehen will, werden normalerweise mit einem hohen Preis bezahlt.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.