Wenn Eltern ihre Kinder mit Schuldzuweisungen erziehen

Wenn Eltern ihre Kinder mit Schuldzuweisungen erziehen
Gema Sánchez Cuevas

Geprüft und freigegeben von der Psychologe Gema Sánchez Cuevas.

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 08. Mai 2023

Es gibt immer noch viele Eltern, die Schuldzuweisungen als Erziehungsstil rechtfertigen. Sie glauben, dass Belohnung und Bestrafung die Grundlage für eine angemessene Erziehung wären. Dies gälte ihrer Ansicht nach vor allem im frühen Alter. Es ist jedoch wichtig, zu verstehen, dass dies ein Irrglaube ist, den es zu überwinden gilt.

Schuld führt zu emotionalem Stress. Sie wirkt als symbolische und soziale Strafe. Schuld führt jedoch nicht zu Verantwortung; sie fördert weder die Autonomie noch erlaubt sie dem heranwachsenden Individuum, zu entscheiden, welche Werte richtig oder falsch sind. Kinder mit Schuldzuweisungen zu erziehen, lehrt sie nicht, sondern konditioniert sie.

Es stimmt, dass die Verwendung von Schuld die Kontrolle über ein Kind erhöht. Es erleichtert die Arbeit eines autoritären Elternteils. Ein Kind voller Ängste und moralischer Konditionierung ist fügsamer. Es folgt gegebenen Anweisungen eher, weil es schwächer ist. Es bleibt innerhalb der Normen, weil die Angst zu stark ist. So wird es zu einer gefügigeren, aber keinesfalls freien und glücklichen Persönlichkeit.

Schuldzuweisungen als Erziehungsstil zerstören das Selbstwertgefühl von Kindern

Kinder brauchen Orientierung und Eltern sollten sie anbieten, damit sie daran wachsen können. Schuldzuweisungen in der Erziehung bewirken aber genau das Gegenteil: Ihr Ziel ist es, Heranwachsende denken zu lassen, dass das, was sie tun, fühlen, begehren und denken, inakzeptabel wäre.

Mädchen isst

Schauen wir uns ein Beispiel an, um das Ganze besser zu verstehen: Das Kind möchte kein Gemüse essen, weil es einen bitteren Geschmack hat, den es nicht mag. Unter Einsatz einer Schuldzuweisung fordert das Elternteil das Kind auf, das Gemüse einfach zu essen, ohne sich zu beklagen. Aus einer Perspektive, die eher darauf abzielt, das Kind zu stärken, könnte das Elternteil das Kind motivieren, das Gemüse zu essen, weil es stark mache.

Kein Kind handelt, um zu stören. Im Gegenteil, Kinder handeln, um die Eltern zu erfreuen und sie stolz zu machen. Ihre moralische Unreife bringt sie jedoch dazu, sich dann und wann entgegen bestimmter Vorschriften oder Normen zu verhalten. Sich nicht anzupassen. Ihre Eltern müssen ihnen daher helfen, zu verstehen, warum diese Regeln existieren und woher sie kommen.

Schuldzuweisungen verhindern die Entwicklung des Gewissens

Ein Kind großzuziehen, bedeutet nicht nur, es dazu zu bringen, dass es blindlings den Regeln folgt. Schuldzuweisungen allerdings erreichen genau dies. Sie lassen das Kind glauben, dass es sich so verhalten müsste, wie es von Autoritätspersonen vorgeschrieben wird. Darüber hinaus wird ihm der Eindruck vermittelt, dass alle Regeln unbestreitbar wären und dass ein Verstoß gegen sie unmoralisch sei.

Was Eltern damit erreichen, ist ein Bruch zwischen Wunsch und Verantwortung. Das Problem dabei ist, dass das die Kritikfähigkeit des Kindes vermindert. Daraus folgt, dass keine gewissenhafte Entwicklung des eigenen Verhaltens stattfinden kann.

Finger zeigt auf "böses" Mädchen

Das Gewissen reift, wenn das Kind sich entscheiden kann, wie es sich verhält. Wenn jemand ein vielschichtiges Gewissen hat, ist es schwieriger, diese Person zu manipulieren, zu stürzen und zu benutzen. Auf der anderen Seite erreicht jemand, der durch Schuld konditioniert ist, nie den Punkt, an dem die eigenen Werte rationalisiert werden. Die Handlungen dieser Person sind von der Zustimmung einer Autorität abhängig.

Kinder ohne Schuldzuweisungen großziehen

Menschen sind egozentrisch, wenn sie geboren werden. Für ein Kleinkind oder ein Kind ist es unmöglich, die Welt über die eigenen Bedürfnisse hinaus zu sehen. In dieser Phase müssen Eltern dessen Bedürfnisse erfüllen und dem Kind Sicherheit in seiner Umgebung vermitteln. Dies baut Vertrauen und Selbstliebe auf.

Mit Entwöhnung und Toilettentraining beginnt ein langer Weg zur Einfügung eines normativen Rahmens. Es ist offensichtlich, dass Einschränkungen Frustration und daher Ablehnung verursachen. Für das Kind ist es schwer, zu verstehen, dass es nicht das Zentrum seiner Welt ist. Dies bringt Probleme mit sich, die jedoch unter keinen Umständen dazu führen sollten, dass Schuldzuweisungen als Erziehungsmittel genutzt werden.

Vater tröstet Tochter

In diesem langen Prozess ist es ideal, wenn Kindern beigebracht wird, über die Folgen ihres Handelns nachzudenken. Daher ist es wichtig, dass Eltern auch lehren, Emotionen, Wünsche, Grenzen und Hintergründe zu erkennen. Der Entscheidungsspielraum und die Entscheidungsfreiheit müssen schrittweise erweitert werden. Eltern machen das nie perfekt, aber ihre Absichten sollten immer aufrichtig sein.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.