Wenn du selbst zu deinem schlimmsten Feind wirst

Übertriebener Perfektionismus und destruktive Selbstkritik sind keine guten Wegbegleiter.
Wenn du selbst zu deinem schlimmsten Feind wirst
Gorka Jiménez Pajares

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Gorka Jiménez Pajares.

Letzte Aktualisierung: 01. Januar 2023

Du kritisierst dich ständig und bist nicht in der Lage, deine Leistung anzuerkennen? Immer denkst du an deine Fehler und Misserfolge, anstatt deine guten Seiten zu schätzen? Wenn du selbst zu deinem schlimmsten Feind wirst und dir das Leben schwer machst, musst du lernen, Mitgefühl mit dir zu haben und weniger perfektionistisch zu sein.

Das ist keine einfache Aufgabe, jedoch dringend nötig, denn übermäßiger Perfektionismus steht mit klinischen Problemen wie Essstörungen, Depressionen, Angstzuständen und chronischem Stress im Zusammenhang. Destruktive Selbstkritik kann zu sozialer Phobie oder in Extremfällen auch zu Suizidgedanken führen.

Wenn du selbst zu deinem schlimmsten Feind wirst
Wenn du dich ständig kritisierst und nur deine Fehler vor Augen hast, wirst du selbst zu deinem schlimmsten Feind.

Perfektionismus

Perfektionismus ist die Tendenz, hohe Leistungsanforderungen an sich selbst zu stellen und übertriebene Maßstäbe zu fordern. Dies wiederum führt häufig zu destruktiver Selbstkritik, wobei wir berücksichtigen müssen, dass es zwei Arten von Perfektionismus gibt:

  • Adaptiver Perfektionismus: Zwar fordern Betroffene hohe Standards, doch sie sind sich bewusst, dass es unmöglich ist, immer alles perfekt zu machen.
  • Maladaptiver Perfektionismus: Betroffene verlangen sich viel ab und bestrafen sich hart, wenn sie die erwarteten Ergebnisse nicht erreichen.

Selbstkritik

Selbstkritik und Perfektionismus sind miteinander verwandt. Die ständige Selbstkritik kann als kognitiver Persönlichkeitsstil definiert werden, durch den wir uns selbst bewerten und beurteilen. Bereits bei kleinsten Fehlern verurteilen sich selbstkritische Menschen und fühlen sich unwohl. Auch hier können wir zwei Arten unterscheiden:

  • Adaptive Selbstkritik: Wir erkennen unsere Fehler und versuchen, uns zu verbessern, um schwierige Situationen mit mehr Integrität zu bewältigen.
  • Dysfunktionale Selbstkritik: Wenn du nur unzureichendes Verhalten wahrnimmst und Erfolge nicht anerkennst, wirst du selbst zu deinem schlimmsten Feind. Du kannst positive Ergebnisse nicht genießen, da du dich nur auf Negatives konzentrierst. Erreichst du das angestrebte Ziel, fühlst du dich unzufrieden, da du glaubst, dass es nicht wirklich wichtig war. Du entwertest deine Leistung und machst dich selbst zum Versager.

“Das heißt, selbstkritische Menschen neigen dazu, sich selbst auf eine globale, starre Art und Weise zu bewerten und ihre Wahrnehmung auf Fehler zu verengen.”

De Rosa

Wie wichtig es ist, Selbstmitgefühl zu praktizieren

Selbstmitgefühl bedeutet zu lernen, sich selbst im Leiden zu begleiten. Für verschiedene Autoren impliziert es ein Gefühl der Güte, der Fürsorge und des Verständnisses für sich selbst, selbst wenn die Ergebnisse weit von dem entfernt sind, was wir wollten. Selbstmitgefühl erfordert auch die Erkenntnis, dass wir als Menschen zerbrechlich und unvollkommen sind.

“Selbstmitgefühl beruht auf der biologischen Fähigkeit, sich um andere zu kümmern, auf der Sensibilität für Unbehagen, dem Mitgefühl, der Toleranz gegenüber Unbehagen, der Empathie, dem Nicht-Urteilen und der Aufrechterhaltung eines warmen emotionalen Tons.”

Gilbert

Frau praktiziert Selbstmitgefühl
Die selbstmitfühlende Person strebt nach Glück und Wohlbefinden und akzeptiert, dass sie Grenzen hat.

Für Neff, einen Experten für Selbstmitgefühl, gibt es drei grundlegende Aspekte, die wir in diesem Zusammenhang beachten müssen:

  • Freundlichkeit zu sich selbst, das heißt: sich selbst mit Achtsamkeit und Verständnis behandeln, anstatt zu kritisch zu urteilen.
  • Gemeinsame Menschlichkeit, das bedeutet: die Tatsache anzuerkennen, dass auch andere Menschen ähnliche Probleme haben wie wir selbst.
  • Achtsamkeit oder die Fähigkeit, aufmerksam zu sein und zu akzeptieren, was im gegenwärtigen Moment geschieht.

Häufig verwechseln wir Selbstmitgefühl mit “Selbstmitleid”, doch es handelt sich um unterschiedliche Konzepte. Selbstmitgefühl bedeutet, dass wir unser eigenes Leben und das Leben anderer aus einer Position der Unverbundenheit heraus sehen, ohne Verzerrungen, die die Erfahrung schmälern.

Wenn du selbst zu deinem schlimmsten Feind wirst, solltest du dies ändern und zu deinem besten Freund werden: Fehler sind menschlich und Scheitern bedeutet noch lange nicht, schlechter oder besser zu sein: Wir sind unvollkommen und das ist so perfekt.

“Selbstmitgefühl bedeutet, warmherzig und verständnisvoll mit uns selbst umzugehen, anstatt uns zu kritisieren, wenn wir leiden, wenn wir das Gefühl haben, versagt zu haben oder wenn wir uns inkompetent fühlen.”

Neff


Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.


  • Arrebola-Domínguez, M. (2018). La autocompasión.
  • Montero, Mariza. (2010). Crítica, autocrítica y construcción de teoría en la psicología social latinoamericana. Revista Colombiana de Psicología , 19 (2), 177-191. Recuperado el 28 de diciembre de 2022, de http://www.scielo.org.co/scielo.php?script=sci_arttext&pid=S0121-54692010000200003&lng=en&tlng=es.
  • Pinelo, Dora Beatriz. (2013). AUTOCRÍTICA. Revista de Investigacion Psicologica, (10), 87-89. Recuperado en 28 de diciembre de 2022, de http://www.scielo.org.bo/scielo.php?script=sci_arttext&pid=S2223-30322013000200008&lng=es&tlng=es.

Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.