Wenn der Ruhestand zur Herausforderung wird
Viele romantisieren den Ruhestand und betrachten nur oberflächliche Aspekte: Erholung, Urlaub, genießen und es sich gut gehen lassen. Diese idealisierte Vorstellung entspricht keinesfalls der Realität. Der Übergang von einem hektischen Arbeitsleben zur langersehnten Rente ist oft nicht einfach. Nicht wenige Menschen entwickeln im Ruhestand eine Depression oder andere Krankheiten.
“Für mich ist hohes Alter immer 15 Jahre älter als ich bin.”
Bernard Baruch
Veränderungen und Herausforderungen im Ruhestand
Wir stellen uns den Ruhestand wie im Paradies vor: Nichts tun und trotzdem jeden Monat Geld erhalten. Die Realität schaut jedoch anders aus. Die Pensionierung bringt zahlreiche Veränderungen mit sich, die nicht immer einfach zu akzeptieren sind. Es handelt sich um einen Prozess, der eine Anpassung erfordert und in der Regel in verschiedenen Phasen abläuft:
- Die Flitterwochenphase. In den ersten Monaten nach der Pensionierung haben viele das Gefühl der Erfüllung, Befreiung und Befriedigung. Sie haben Zeit für Aktivitäten, die sie schon lange aufgeschoben haben, können alles etwas gelassener nehmen, ihr Leben ordnen und Pläne schmieden.
- Die Phase der Ernüchterung. Nach einer gewissen Zeit werden sich viele bewusst, dass sie sich mit ihren Aktivitäten übernehmen und nicht mehr so fit sind. Sie müssen die Situation analysieren und lernen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. In dieser Phase der Enttäuschung können Depressionen auftauchen. Ist dies der Fall, ist professionelle Hilfe wesentlich, damit Betroffene lernen können, mit ihren Gefühlen besser umzugehen.
- Die Phase der Neuorientierung. Im Ruhestand muss man lernen, sich an die reale Situation anzupassen. Pläne und Erwartungen verändern sich, Lebensprojekte müssen neu formuliert werden.
- Die Phase der Stabilisierung. Es findet eine echte Anpassung an die neue Situation statt. Nach den durchlebten Höhen und Tiefen können Betroffene Zufriedenheit finden.
Krise im Ruhestand
Die erwähnten Phasen sind individuell sehr unterschiedlich. Das Ziel ist jedoch, sich an die neue Situation anzupassen und den Alltag auf eine bereichernde und zufriedenstellende Weise zu gestalten. Menschen, die das nicht schaffen, können in eine tiefe Krise geraten. Besonders gefährdet sind folgende Personen:
- Menschen ohne persönlichen Projekte oder Interessen
- Workaholics, für die ihre Arbeit immer an erster Stelle stand
- Personen, die bereits vorzeitig oder gegen ihren Willen pensioniert werden
- Singles
- Menschen ohne soziales Unterstützungsnetzwerk
- Personen mit einem niedrigen Bildungsniveau
- Menschen mit gesundheitlichen oder finanziellen Problemen
Was tun?
Am besten bereitest du dich rechtzeitig auf den Ruhestand vor. Welchen Hobbys und Aktivitäten möchtest du dich widmen? Wofür hattest du nie Zeit? Welche Orte möchtest du besuchen, welche Bücher willst du lesen? Du solltest dir jedoch nicht nur Gedanken über die Freizeitgestaltung, sondern auch über deine Emotionen und deine persönliche Entwicklung machen.
Zudem solltest du dir ein starkes soziales Netzwerk aufbauen, um Einsamkeit zu vermeiden. Gespräche mit ehemaligen Arbeitskollegen, Aktivitäten mit Menschen, die ähnliche Interessen haben, oder eine Tasse Kaffee mit Freunden bieten willkommene Abwechslung. Du kannst endlich einen Tanzkurs machen, dich im Schachclub anmelden oder dich handwerklichen Tätigkeiten widmen.
Wenn du darauf vorbereitet bist, was dich erwartet, und du interessante Pläne im Voraus schmiedest, wird es dir einfacher fallen, dich an die neue Situation anzupassen.
Lesetipp
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
- Almeyda Avalos, C. A. (2018). El trabajo decente: descanso y sobre carga laboral.
- Potocnik, K., Tordera, N., & Peiró, J. M. (2008). Ajuste al retiro laboral en función del tipo de retiro y su voluntariedad desde una perspectiva de género. Revista de Psicología del Trabajo y de las Organizaciones, 24(3), 347-364.