Welchen Zusammenhang gibt es zwischen unserer Gemütslage und der Schilddrüse?

Welchen Zusammenhang gibt es zwischen unserer Gemütslage und der Schilddrüse?
Sara Clemente

Geschrieben und geprüft von der Psychologin und Journalistin Sara Clemente.

Letzte Aktualisierung: 09. April 2023

Wenn sich die Blutkonzentration der Schilddrüsenhormone nur leicht erhöht oder sinkt, kann das das Verhalten einer Person wesentlich verändern. Ihre Vorlieben, ihr Sexualverhalten, ihren Appetit. Daher besteht ein sehr enger Zusammenhang zwischen Schilddrüse und Gemütslage.

Ähnlich groß wie eine Eichel und geformt wie ein Schmetterling, ist die Schilddrüse eine der wichtigsten Drüsen im menschlichen Körper. Aus diesem Grund ist es sehr wahrscheinlich, dass wir physisch und emotional aus dem Gleichgewicht geraten, wenn wir Schilddrüsenprobleme bekommen. Möchtest du wissen, in welchem Zusammenhang unsere Stimmung und unsere Schilddrüse stehen?

Funktionen und Dysfunktionen der Schilddrüse

Die Schilddrüse ist dafür verantwortlich, unseren Stoffwechsel zu regulieren und unserem Körper die Menge an Energie zu geben, die er für seine grundlegenden Funktionen braucht. Das heißt, dass sie darüber bestimmt, wie schnell unsere Zellen Kalorien verbrennen und wie schnell unser Herz schlägt. Die Schilddrüsenhormone beeinflussen darüber hinaus unser Wachstum und die Entwicklung der Organsysteme, z. B. des Nervensystems.

Sie befindet sich im vorderen Bereich des Halses direkt unter dem Kehlkopf und sezerniert drei verschiedene Hormone. Da ist zum einen das Hormon Calcitonin, das den Calciumspiegel im Blut reguliert und benötigt wird, um Krankheiten wie die Osteoporose zu behandeln, weil wir durch es dieses Mineral in unseren Knochen besser speichern können. Die anderen beiden Hormone sind Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3). Sie beschleunigen den Stoffwechsel der Zellen und erhöhen die Körpertemperatur. Das T4 ist das Schilddrüsenhormon, das hauptsächlich im Blut zu finden ist, aber es wird zu großen Teilen in T3 umgewandelt und entfaltet erst dann seine Wirkung.

Schilddrüsenuntersuchung beim Arzt

Die zwei häufigsten Schhilddrüsenprobleme sind:

  • Hypothyreose oder Schilddrüsenunterfunktion: Die Schilddrüse arbeitet langsam und es besteht ein Mangel an Schilddrüsenhormonen.
  • Hyperthyreose oder Schilddrüsenüberfunktion: Die Schilddrüse arbeitet zu schnell und es werden sehr viele Schilddrüsenhormone produziert.

Obwohl beide Erkrankungen eine Dysfunktion der Schilddrüse darstellen, wirken sie sich sowohl auf physischer als auch auf psychischer Ebene auf sehr unterschiedliche Weise aus.

Physische Symptome bei Schilddrüsenstörungen

Abhängig davon, ob wir über eine Schilddrüsenüberfunktion oder -unterfunktion sprechen, unterscheiden sich die körperlichen Beschwerden. Oftmals sind diese sogar gegensätzlich. Allerdings ist es bei beiden Störungen der Fall, dass die Funktion verschiedener Organe im Körper nicht richtig reguliert wird.

  • Symptome der Schilddrüsenunterfunktion: Gewichtszunahme, Kälteempfindlichkeit, niedrige Herzfrequenz, Ermüdung, Verstopfung, unregelmäßige Menstruation, trockene Haut, Haarausfall, brüchige Fingernägel und Muskelkrämpfe.
  • Symptome der Schilddrüsenüberfunktion: Gewichtsverlust, Wärmeempfindlichkeit, erhöhte oder unregelmäßige Herzfrequenz, Konzentrationsschwierigkeiten, Erschöpfung oder Muskelschwäche, zitternde Hände, Durchfall, Schwindel- und Brechanfälle, Schlafstörungen und die Entwicklung eines Kropfes.

Wie wirkt sich eine Störung der Schilddrüse auf die Gemütslage aus?

Wie wir bereits erwähnt haben, gibt es einen engen Zusammenhang zwischen der Schilddrüse und unserer Stimmung. Ein sich verändernder Hormonspiegel wirkt sich auf Kognition und Emotionen aus. Deshalb sind die psychischen Symptome, die mit einer Schilddrüsenerkrankung einhergehen, nicht zu unterschätzen

Tatsächlich sind psychische Störungen der Hauptgrund, weshalb sich Patienten mit einer Schilddrüsenunterfunktion in Behandlung begeben. Unter anderem beklagen sie den stetigen Verlust ihrer Motivation und ihres Interesses, der sich aufgrund einer allgemeinen Verlangsamung der mentalen Prozesse ergibt. Das führt dazu, dass sich Gedächtnisstörungen, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwierigkeiten sowie ein allmählicher intellektueller Verfall entwickeln und Gedanken entstehen, die die Patienten als konfus beschreiben. Deshalb leiden Patienten mit einer Schilddrüsenunterfunktion an einer Gemütsverfassung, die Traurigkeit, Nostalgie, Melancholie und sogar einer Depression gleichkommt. In den gravierendsten Fällen, die dazu nicht angemessen behandelt werden, kann aus dieser Störung eine Demenz werden.

Eine Schilddrüsenüberfunktion auf der anderen Seite geht mit Reizbarkeit, Nervosität, Hyperaktivität, Ungeduld und Stimmungsschwankungen einher. Sie steht im Zusammenhang mit einer größer werdenden Ängstlichkeit, mentalen Erschöpfung, einer emotionalen Labilität – Betroffene fangen schnell an zu weinen und können sich selbst nicht unter Kontrolle bringen – und Schlaflosigkeit. Falls diese Art der Schilddrüsenerkrankung nicht behandelt wird, können Wahnvorstellungen und Halluzinationen sowie sehr ernste Herz-, Knochen- und Muskelerkrankungen auftreten.

Erschöpfte Frau

Depression und Schilddrüse

Ein paar der Emotionen, die direkt mit der Schilddrüse in Verbindung stehen, sind Wut, Zorn und Ärger. Doch sowohl bei der Schilddrüsenüberfunktion als auch bei der Unterfunktion gibt es einen gemeinsamen Nenner: die Entwicklung einer sich depressiv manifestierenden Symptomanthologie.

Hier müssen wir besonders achtgeben, denn häufig wird die Depression mit einer Schilddrüsenstörung verwechselt und umgekehrt. Das heißt, auch wenn es ganz klare Anzeichen auf eine Depression gibt, bedeutet das nicht, dass sie per se existieren muss.

Im Falle einer Schilddrüsenunterfunktion ist das klinische Bild der Depression weit verbreitet. Dem ist so, weil durch die verminderte Hormonausschüttung und Verlangsamung des Stoffwechsels auch der Serotoninspiegel sowie die Produktion von Noradrenalin und γ-Aminobuttersäure (GABA) im Gehirn sinken.

Wie wir bereits erkennen können, können Anomalien der Schilddrüsenfunktion mit schweren psychischen Störungen einhergehen, denen nicht selten ein falscher Auslöser zugeordnet wird. Aus diesem Grund ist es notwendig, die Aktivität der Schilddrüse zu untersuchen, bevor die Behandlung einer Depression beginnt.

Schilddrüse und Gemütslage gehen Hand in Hand

Wenn eine Störung der Schilddrüsenfunktion besteht, ist eine starke physische und emotionale Instabilität fast immer spürbar. Deswegen verbessern sich einige psychische Störungen bei Behandlung einer Schilddrüsendysfunktion. Es kann sogar sein, dass sie vollkommen verschwinden. Daher sind die Vorbeugung und eine frühzeitige Erkennung von Schilddrüsenleiden wichtig, um eine zufriedenstellende Lösung zu finden.

Es gibt viele Anzeichen und Symptome, die uns zeigen, dass etwas mit unserem Körper nicht stimmt. Extreme Ermüdung angesichts normal anstrengender Aktivitäten, Reizbarkeit oder Jähzorn sowie Schlafstörungen sind nur ein paar dieser Symptome. Deswegen sollten wir bei entsprechendem Verdacht einen Arzt aufsuchen. Wir sollten nicht vergessen, dass wir schon durch eine einfache Blutuntersuchung erfahren können, wie gut unsere Schilddrüse arbeitet.


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