Weißt du, warum Aufzüge Spiegel haben?

Hast du dich jemals gefragt, warum alle Aufzüge Spiegel haben? Obwohl viele Menschen sie benutzen, um klassische Selfies zu machen, dient diese Funktion eigentlich der psychischen Gesundheit. Im Folgenden werfen wir einen Blick darauf.
Weißt du, warum Aufzüge Spiegel haben?
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 26. April 2023

Spiegel gehören zu unserem täglichen Leben. Faszinierende Obsidianstücke wurden im alten Anatolien bereits 6000 v. Chr. verwendet. Die Ägypter nutzten sie als wertvolle Werkzeuge in ihren Schönheitsritualen, während im Mittelalter ihre Verwendung eingeschränkt war.

Spiegelnde Oberflächen wurden in bestimmten Kulturen als Unglücksbringer betrachtet. Heute können wir uns nicht mehr vorstellen, ohne Spiegel zu leben. Sie sind Teil unseres Alltags und in Bädern, Schlafzimmern, Kleiderschränken, Umkleidekabinen, Museen oder Einkaufszentren zu finden. Wir hinterfragen ihre Herkunft oder Bedeutung selten, doch heute beantworten wir eine kuriose Frage: Warum hängen in vielen Aufzügen Spiegel?

Sie sind sehr nützlich, denn bevor wir jemanden besuchen, ein Vorstellungsgespräch führen oder zu einer Besprechung gehen, können wir noch kurz einen Blick in den Spiegel werden. Außerdem sind sie ein beliebtes Werkzeug, um sich in Selfies in Szene zu setzen. Im Aufzug dienen Spiegel jedoch eindeutig einem psychologischen Zweck. 

Menschen mit Klaustrophobie bekommen im Aufzug Panik.

Mädchen schaut im Aufzug in den Spiegel
Weißt du, warum in praktisch jedem Aufzug ein Spiegel hängt?

Phobien und warum Fahrstühle Spiegel haben

Ein Fahrstuhl ist wie ein autonomes Fahrzeug, mit dem wir uns durch die vertikalen Räume unserer Städte bewegen können. Aufzüge sind eine alltägliche, routinemäßige Erfindung der Moderne, doch die Fahrt in der kleinen Kabine ist nicht für jeden eine angenehme Erfahrung.

Die Angst vor Aufzügen hat keinen spezifischen Namen, doch weltweit leiden Millionen von Menschen an dieser Phobie. Sie wird entweder durch Agrophobie oder Klaustrophobie ausgelöst:

  • Agoraphobie: Die irrationale Angst, an einem Ort gefangen zu sein, dem man nicht entkommen kann. Diese Phobie kann sowohl in offenen als auch in geschlossenen Räumen entstehen.
  • Klaustrophobie: Dies ist eine anhaltende Angst vor geschlossenen Räumen.

Typischerweise empfinden Personen, die in Aufzügen Angst entwickeln, auch in Flugzeugen, Tunneln, inmitten eines überfüllten Konzertsaals oder in fensterlosen Räumen Unbehagen. Als Elisha Graves Otis in den 1850er-Jahren mit der Massenproduktion von Aufzügen begann, war ein Mechanismus nötig, um es Menschen mit Phobien zu ermöglichen, den Fahrstuhl zu benutzen.

Gefühl von Weite und Ablenkung

Spiegeloberflächen bewirken, dass enge Räume größer wahrgenommen werden. Menschen mit Klaustrophobie tun sich dadurch leichter, die Kontrolle zu bewahren. Außerdem ist ein Spiegel eine gute Ablenkung: Er zieht uns an, denn wir können uns mit unserem eigenen Spiegelbild beschäftigen oder andere darin betrachten. Das Gehirn lässt sich gerne von Angst und irrationalen Gedanken ablenken. 

Eine Studie der University of Georgia erklärt, dass die Angst vor Aufzügen nur durch eine Expositionstherapie reguliert werden kann. Patienten müssen sich schrittweise an die enge Kabine gewöhnen, damit sie sehen können, dass ihre Angst irrational ist. Mit der Unterstützung eines Spiegels ist dieser Prozess der Angstbewältigung einfacher.

Das Risiko, in einem Aufzug einen Unfall zu erleiden, ist sehr gering. Dennoch hat uns die Welt des Kinos immer wieder erschreckende und beängstigende Bilder in der engen Kabine gezeigt.

Frau blickt im Aufzug in den Spiegel
Ein Spiegel ist eine hypnotisierende Oberfläche, die ein Gefühl von Weite vermittelt und unsere Blicke anzieht.

Weitere interessante Gründe

Der Spiegel im Aufzug ist nicht nur für Menschen mit Phobien vorteilhaft. Er erfüllt weitere Funktionen, die ebenfalls interessant sind:

1. Der Sicherheitsfaktor

Ein Aufzug ist ein beengter Raum, in den oft kleine Gruppen von Fremden einsteigen. Wenn wir einen Rundumblick auf das haben, was neben und hinter uns passiert, fühlen wir uns sicherer. Wir wissen, wer hinter uns ist und können diese Person im Spiegel beobachten. Taschendiebe halten sich eher zurück. Auch Beschädigungen sind seltener, da sich die Fahrstuhlfahrer beobachtet fühlen.

2. Erhöhte Mobilität für Menschen mit besonderen Bedürfnissen

Eine Person im Rollstuhl kann besser in den Aufzug ein- und aussteigen, wenn sie beobachten kann, was hinter ihr passiert.

 3. Spiegel statt Musik

Manche Menschen unterhalten sich im Aufzug über das Wetter. Wenn wir jedoch den Raum mit fremden Menschen teilen, ist es nicht üblich, ein Gespräch zu beginnen. Die Fahrt ist nur kurz und wir werden diese Menschen wahrscheinlich nie wieder sehen. Die Stille kann jedoch unangenehm sein. Der Blick in den Spiegel lenkt uns ab und ersetzt in diesem Augenblick die Musikdie denselben Zweck erfüllt. Wir können beobachten, was in der kleinen Kabine passiert, bevor sich endlich die Türen öffnen.

Wenn du das nächste Mal mit dem Fahrstuhl fährst oder einen Spiegel-Selfie für dein Online-Profil machst, weißt du jetzt, dass die spiegelglatte Oberfläche nicht zufällig im Lift hängt, sondern spezifische Funktionen erfüllt.


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