Was würde passieren, wenn junge Menschen kein Handy hätten?
Im Durchschnitt verbringen junge Menschen etwa fünf Stunden pro Tag mit ihren mobilen Geräten. Vier Stunden davon befinden sie sich in sozialen Netzwerken, um sich zu unterhalten und auf dem Laufenden zu bleiben, wobei TikTok der Favorit ist.
Wir haben einen Punkt erreicht, an dem neue Technologien nicht mehr so neu sind, denn es gibt ganze Generationen, die mit ihnen geboren und aufgewachsen sind. Digital Natives betrachten die Welt über das Handy und entwickeln sogar ihre Identität über den Bildschirm. Sie lernen, interagieren und unterhalten sich viel mehr in diesem Universum der Algorithmen als in der realen Welt.
Währenddessen warnen diejenigen von uns, die diese Gesellschaft ohne Internet oder Tinder kannten, unsere Teenager vor den Gefahren des Missbrauchs. Wir schaffen es nur mit Mühe, die Kids dazu zu bringen, die Nutzung zu regulieren und vorsichtig mit dem umzugehen, was im Internet von sich preisgegeben werden kann. Wir wissen, dass technologische Ressourcen die Zukunft sind und dass sie uns allen das Leben erleichtern. Es ist jedoch kaum zu übersehen, dass die Smartphones die psychische Gesundheit von Kindern beeinträchtigen.
Eine Studie der Universität Toronto hat einen deutlichen Anstieg der psychischen Probleme in den letzten Jahrzehnten festgestellt. Deshalb und aus anderen Gründen benötigen wir eine explizite Aufklärung über den Umgang mit Technologie und sozialen Medien. Und wenn wir die Schwächsten vor den schädlichsten Auswirkungen der Technologie schützen wollen, müssen wir aufhören, Mobiltelefone als Minenfeld voller Gefahren darzustellen. Die Kids sehen Tag für Tag, dass Technologie auch unzählige Vorteile hat.
Das Smartphone gehört für die meisten zum Alltag und ist ein ständiger Begleiter. Doch was würde passieren, wenn wir versuchen würden, junge Menschen eine Woche lang von ihren Handys zu trennen? Mehrere spanische Universitäten haben das gemacht. Wir sprechen heute über die Ergebnisse dieser Studie.
Für manche junge Menschen war es eine Erleichterung, kein Mobiltelefon zu haben. Ihr Verhältnis zur Familie verbesserte sich und sie hatten mehr Zeit für Aktivitäten wie Lesen.
Was würde passieren, wenn junge Menschen eine Woche kein Handy hätten?
Die Universität Málaga hat in Zusammenarbeit mit der Universität Complutense Madrid und der Universität Miguel Hernández in Elche ein interessantes Experiment durchgeführt. Es ist ein bahnbrechendes Forschungsprojekt in Europa mit 97 Freiwilligen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren. Ziel war es, herauszufinden, welche Auswirkungen die Nutzung von Mobiltelefonen und sozialen Netzwerken auf Jugendliche hat.
Dazu wurde diese Gruppe drei Wochen lang beobachtet. In der ersten Woche konnten die Teilnehmenden ihr Handy so oft benutzen, wie sie wollten. In der zweiten Woche mussten sie ihre Geräte komplett abschalten. Die Teilnehmenden verbrachten sieben Tage ohne Internetverbindung. Im letzten Teil des Experiments konnten sie ihre Smartphones wieder ganz normal benutzen.
Das Forscherteam hatte mit diesem Experiment mehrere Ziele vor Augen. Eines davon war, das Bewusstsein für die Folgen des Handy-Missbrauchs zu schärfen. Eine weitere, nicht minder wichtige Aufgabe war es, Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, über die Quellen nachzudenken, die diese zur Informationsbeschaffung nutzen. TikTok zum Beispiel ist nicht gerade eine verlässliche Quelle.
Was waren die Ergebnisse und hat es dieser Gruppe von fast 100 jungen Menschen geholfen, für diesen Zeitraum komplett offline zu gehen? Erfahre anschließend mehr darüber.
“Ich hatte mehr Angst, als wenn ich versuchen würde, mit dem Rauchen aufzuhören.” Das sagten viele junge Menschen, als sie ihr Handy 7 Tage lang nicht benutzen konnten.
Junge Menschen haben Ängste, wenn sie auf ihr Smartphone verzichten müssen
Was würde passieren, wenn wir jungen Menschen eine Woche lang ihr Handy wegnehmen würden? Nun, viele von uns Erwachsenen haben sich diese Frage auch schon gestellt. Die Antwort ist interessant. Die jungen Leute fühlen sich ängstlich und unsicher, denn der Gedanke, dass sie sich nicht mit sozialen Netzwerken verbinden oder miteinander kommunizieren können, bereitet ihnen Unbehagen.
Die Tatsache, dass andere in ihrer Umgebung die Technologie haben, nach der die Teilnehmenden sich sehnen, verstärkt dieses Gefühl noch. Erfahrungen, die sie beschrieben, ähnelten denen aller Süchtigen im Entzug. Einige erklärten sogar, dass sie ihre Handys in der Nähe haben mussten, obwohl sie wussten, dass sie keine Verbindung hatten.
Mehr Kontakt mit der Familie und mehr Zeit
Diese Gruppe von Jungen und Mädchen erkannte, dass es wichtig ist, das Handy bei sich zu haben. Das Leben ist besser ohne Handy, aber es ist unmöglich, ohne es auszukommen. Dieser Gedanke scheint widersprüchlich und sogar ironisch, aber es ist eine offensichtliche Tatsache, die nicht nur die Jüngeren wahrnehmen. Menschen, die in einer Zeit gelebt haben, in der es noch keine Handys gab, können großteils auch nicht mehr auf diese Technologie verzichten.
Die Teilnehmenden berichteten in der Zeit ohne Handy über folgende Vorteile:
- Sie konnten mehr Zeit mit ihren Familien verbringen. Konflikte gingen zurück und es gab keinen Grund mehr, mit den Eltern über die Online-Zeit zu streiten. Außerdem konnten sie mit ihren Eltern Serien schauen, ohne durch Benachrichtigungen abgelenkt zu werden.
- Sie waren in der Lage, ihre akademischen Aufgaben in kürzerer Zeit zu erledigen.
- Sie hatten Spaß am Lesen und konnten Bücher schneller, konzentrierter und entspannter lesen.
- Die Jugendlichen gaben zu, dass ihnen in dieser Zeit der Abstinenz bewusst wurde, wie abhängig sie von ihren Handys sind. Und nicht nur das. Sie waren sich auch darüber im Klaren, wie ihre Geräte ihr Leben beeinflussen.
Andererseits würde etwas Offensichtliches passieren, wenn junge Menschen keine Handys hätten: Ihre sozialen Beziehungen zu Gleichaltrigen würden darunter leiden. Schließlich dürfen wir nicht vergessen, dass das soziale Universum der jungen Leute durch diese tägliche Online-Interaktion gewoben wird. Wenn ihnen das Internet fehlt, werden diese Bindungen nicht mehr gestärkt und die Jugendlichen erleben große Angst und Unbehagen.
Die Notwendigkeit von Medienkompetenz
Das empfohlene Alter für den Beginn der Nutzung eines Mobiltelefons ist 16 Jahre. Doch die Kinder von heute verwenden Smartphones fast schon, sobald sie auf die Welt kommen. Im Alter von 3, 4 und 5 Jahren nutzen sie bereits die Geräte ihrer Eltern und mit 10 Jahren fragen sie nach ihrem ersten Telefon. Das verpflichtet uns, die jungen Menschen von klein auf im Umgang mit der Technologie zu schulen.
So wie wir ihnen das Lesen, das Überqueren der Straße oder eine Fremdsprache vermitteln, müssen wir den Kids auch den richtigen Umgang mit dem Smartphone beibringen. Und wir dürfen dabei nicht vergessen, dass die Vorbildrolle in der Erziehung wesentlich ist. Kinder müssen den intelligenten Umgang mit Technologie lernen und in der Lage sein, ihre Online-Zeit zu regulieren. Die Welt geht über einen Bildschirm hinaus – nicht alles, was darauf erscheint, ist wahr und das Leben kann unglaublich bereichernd sein, wenn beide Welten miteinander verbunden werden: die reale und die digitale.
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- Abi-Jaoude E, Naylor KT, Pignatiello A. Smartphones, social media use and youth mental health. CMAJ. 2020 Feb 10;192(6):E136-E141. doi: 10.1503/cmaj.190434. PMID: 32041697; PMCID: PMC7012622.
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