Was sind mentale Sandkästen? Warum solltest du sie nutzen?

Nur wenn wir auch irrationale, revolutionäre und widesprüchlich erscheinende Aspekte analysieren, können wir innovative Lösungen finden. Wir müssen unsere Komfortzone verlassen und unsere Überzeugungen überprüfen, um dies zu erreichen. Erfahre heute, was das mit Sandkästen zu tun hat.

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 17. Februar 2023

Stephen Hawking war überzeugt davon, dass nicht die Unwissenheit der Hauptfeind des Menschen ist, sondern die Illusion, wissend zu sein. Wir glauben, bereits alles zu wissen und lehnen Herausforderungen ab. Große Fortschritte und Kenntnisse setzen jedoch voraus, dass wir uns mit revolutionären und auch widersprüchlichen Konzepten befassen. Wenn wir nur integrieren, was mit unseren eigenen Überzeugungen übereinstimmt, ohne diese zu hinterfragen, bleiben wir am gleichen Ort stehen. In diesem Zusammenhang erklären wir anschließend, was mentale Sandkästen sind und warum wir alle sie nutzen sollten.

Um zu lernen, müssen wir Risiken eingehen, unsere mentale Komfortzone verlassen und neue Ideen und Perspektiven analysieren, auch wenn sie noch so seltsam oder irrational erscheinen mögen. Um diesen Schritt zu gehen, können wir ein höchst interessantes Konzept des Mathematikers und Schriftstellers Eric Weinstein nutzen.

Mentale Sandkästen: Was ist das?

Eric Ross Weinstein ist ein renommierter amerikanischer Mathematiker, Wirtschaftswissenschaftler und Autor. Er präsentiert einen Podcast, in dem er revolutionäre Theorien über Wissenschaft, Psychologie und Physik vorstellt, die in der Regel nur wenig Beachtung finden. Weinstein ist kontrovers, aber auch eine Stimme, die den Geist junger Menschen wecken will, damit sie geniale Lösungen für die Probleme der Zukunft finden.

Eine seiner jüngsten Ideen ist, die Gesellschaft zu neuen intellektuellen Höhenflügen anzuregen. Mentale Sandkästen sind psychologische Räume, in denen wir die widersprüchlichsten und irrationalsten Aspekte des Lebens verarbeiten können. Es sind die Nachrichten, Daten oder Situationen, denen wir täglich begegnen und die uns frustrieren.

Unsere heutige Zeit ist einzigartig, daran besteht kein Zweifel. Wir werden von einer unendlichen Menge an Informationen überwältigt, manche davon sind erstaunlich, andere unglaublich. Wir lassen sie mit dem Kommentar “Die Welt ist verrückt” los und widmen uns realistischeren Dingen. Dadurch verpassen wir jedoch Lernmöglichkeiten und die Chance, mehr Kontrolle über unsere Realität zu erlangen.

Mentale Sandkästen: ein mentaler Raum, um mit gefährlichen Konzepten zu spielen

Der Begriff mentale Sandkästen kommt aus der Welt der Software und der Programmierung. Eine Sandbox ist ein sicherer Raum auf einem Computer, in dem Informatiker und Entwickler das Verhalten eines Virus oder einer Malware analysieren können. Was wäre, wenn unser Gehirn einen solchen Raum hätte, um die seltsamen Informationen, die uns umgeben, zu analysieren?

Auch wenn dieser Vorschlag unsinnig erscheinen mag, laden wir dich ein, darüber nachzudenken. Wir sind oft nicht in der Lage, Probleme zu lösen, die uns bedrängen, wenn wir nicht auch irrationale oder seltsam erscheinende Aspekte betrachten. Anstatt abzutun, was uns widerspricht, müssen wir uns die Mühe machen, es zu analysieren. Ein Beispiel: Der Besuch von Außerirdischen scheint abwegig zu sein, doch wir müssen mögliche Hinweise trotzdem zu unserem eigenen Wohl analysieren.

Kritische und analytische Sandkästen

Der Mythos, dass wir nur 10 Prozent unserer Gehirnkapazität nutzen, hat sich schon lange als falsch herausgestellt. Alle Gehirnbereiche sind miteinander verknüpft, bei jeder Tätigkeit aktivieren sich unterschiedliche Bereiche, doch wir nutzen das gesamte Gehirn. Das Problem ist, dass wir konformistisch denken.

Wir messen nur den Informationen Bedeutung und Gültigkeit zu, die mit unseren Überzeugungen übereinstimmen. Wir blenden aus, was uns widerspricht, und vermeiden tiefgründiges, reflektierendes Denken, weil es unsere Zeit in Anspruch nimmt. In unserer hektischen Gesellschaft, in der jede Sekunde unzählige Informationen auf uns einprasseln, scrollen wir lieber, als dass wir innehalten, um etwas zu lesen.

Mentale Sandkästen sind Räume, in denen ein kritischer und analytischer kognitiver Ansatz gefragt ist. Eine Studie der Alborz University of Medical Sciences im Iran unterstreicht die Vorteile dieser Art des Denkens für den akademischen Erfolg.

Diese psychologischen Räume in unserem mentalen Universum ermöglichen es uns, Ereignisse gründlich zu analysieren und uns eine eigene Meinung zu bilden. Wenn wir eine durchdachte Sicht auf die Dinge haben, können wir besser mit ihnen umgehen.

Du bist darauf programmiert, alltägliche Widersprüche zu analysieren

Es gibt viele Umstände in unserem täglichen Leben, die uns frustrieren. Unsere Mitmenschen sind manchmal widersprüchlich und unvorhersehbar. Was wir heute bei unserer Arbeit für selbstverständlich halten, ist morgen schon wieder verschwunden. Was wir in der Gesellschaft bis vor ein paar Tagen für sicher hielten, bricht plötzlich zusammen. Doch was tun bei dieser Zweideutigkeit, so vielen Veränderungen und völlig irrationalen Ereignissen?

Es stimmt, dass das Gehirn keine Ambiguität mag, aber wir haben einen präfrontalen Kortex, dessen Aufgabe es ist, zu analysieren und zu reflektieren. Mentale Sandkästen sind sichere Räume, in denen wir uns mit dem beschäftigen können, was wir paradox und einzigartig finden. Denn nicht jede Herausforderung erfordert eine Lösung; manchmal steigert das Nachdenken über das, was uns umgibt, auch unsere Intelligenz und Anpassungsfähigkeit.

Wie wäre es, wenn du es mal ausprobierst?