Was können Eltern von ADHS-kranken Kindern tun?

Was können Eltern von ADHS-kranken Kindern tun?

Letzte Aktualisierung: 02. Juli 2017

Heutzutage spricht man sehr häufig von der Krankheit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, kurz ADHS. Viele Kinder werden mit dieser Krankheit diagnostiziert und wegen dieser Störung medikamentös behandelt, aber die Diskussion nimmt kein Ende, ob es sich denn hierbei tatsächlich um eine Erkrankung handele. Und im selben Zusammenhang kommt immer wieder die Frage auf, wie viele Kinder mit ADHS diagnostiziert werden, die an einer anderen Krankheit leiden oder gar gesund sind? Die Diagnose der ADHS sollte in jedem Fall nur durch auf diesem Gebiet qualifizierte Experten erfolgen, die den Fall und die diagnostischen Kriterien kennen.

Ist die Diagnose ADHS einmal gestellt, fragen sich die Eltern des betroffenen Kindes ganz bestimmt, was sie nun tun sollten. Es handelt sich hier um eine neue Situation, die bei ihnen ein großes Unbehagen auslösen kann. Viele wissen nicht, wie sie in solch einem Fall verfahren sollen. In diesem Artikel erklären wir, was Eltern tun können!

„Wo es Bildung gibt, gibt es keine Unterscheidung der Klassen.“

Konfuzius

Was tun, wenn das Kind an einer ADHS leidet?

Zuallererst müssen wir uns als betroffene Familie informieren. Nach einer angemessenen psychologischen Beurteilung und einer sicheren Diagnosestellung müssen wir Eltern erfahren, was mit unserem Kind passiert. Sämtliche auftretende Zweifel sollten sowohl mit den Psychologen als auch den Ärzten, die an der Behandlung des Kindes beteiligt sind, besprochen werden.

Doch das ist noch nicht alles, was wir tun können. Wir können uns auch mithilfe von Büchern und Veröffentlichungen mit der Krankheit vertraut machen. Hierbei ist es wichtig, zu beachten, dass nur vertrauenswürdige Quellen herangezogen werden. Die in sozialen Netzwerken zur Verfügung stehenden Artikel können als erste Orientierung dienen, sollten aber immer bestätigt werden.

So können wir Eltern begreifen, was unserem Kind widerfährt. Außerdem können wir unser Kind besser verstehen und uns mit den Schwierigkeiten vertraut machen, denen es sich stellen muss. So gelingt es uns, den bevorstehenden Weg motivierter zu beschreiten.

Wir dürfen niemals vergessen, dass es für Eltern empfehlenswert ist, sich so gut wie möglich über die ADHS zu informieren, sodass wir angemessene Strategien anwenden können, um dem Kind zu helfen.

„Sag es mir und ich vergesse es, zeig es mir und ich erinnere mich, lass es mich tun und ich verstehe.“

Konfuzius

Ganz wichtig: Stimulation, Regeln und Routine

Wenn das Kind noch klein ist, sollten wir besonders darauf achten, dass es in einem geordneten Heim aufwächst. Das heißt, ein aufgeräumtes Zimmer, aber auch Routine und eine kontrollierte Informationsaufnahme sind wichtig. Wenn wir uns um Ordnung bemühen, fördern wir das Kind dahingehend, dass es gesunde Gewohnheiten hinsichtlich seines Schlafs, seiner Hygiene und Ernährung entwickelt. Es sollte auch Spiele spielen, die seine Aufmerksamkeit stimulieren, wie z.B. Puzzles.

Neben der Aneignung täglicher Gewohnheiten ist es enorm wichtig, dass wir unseren Kindern beibringen, sich an Regeln zu halten. Sowohl Kinder als auch Jugendliche mit ADHS sollten wissen, was wir von ihnen erwarten. So sollten wir Eltern uns über Regeln, die zu Hause einzuhalten sind, einig sein, und unseren Kindern die Konsequenzen der Nichteinhaltung erklären.

Die Weichen für unser Durchsetzungsvermögen
werden in der Kindheit gestellt

Der Terminus „Durchsetzungsvermögen“ beschreibt
die Fähigkeit, unsere Rechte auf eine angemessene… >>> Mehr

Wir Eltern müssen lernen, unseren Kindern in einem vertrauensvollen Umfeld etwas aufzutragen, sie um etwas zu bitten oder sie für etwas zu belohnen. Dafür müssen wir unser Kind beim Namen nennen, wenn es in der Nähe ist, und ihm in die Augen sehen, da wir nur so sicher wissen, dass wir seine Aufmerksamkeit haben und es die von uns vermittelte Nachricht gut verstehen kann. Wenn wir unser Kind um etwas bitten, sollten wir das mit einer ruhigen Stimme tun, mit einer deutlichen Anweisung, die ihm vor Augen führt, was wichtig und was zweitrangig ist. Daneben ist es empfehlenswert, dass wir Bitten vereinzelt aussprechen. Wenn wir zur selben Zeit mehrere Bitten aussprechen und sich diese auch noch widersprechen, verwirren wir unser Kind. Wir sollten vermeiden, unsere Stimme zu heben und ihm etwas zu predigen. Zum Schluss sollten wir unser Kind auffordern, dass es uns unsere Bitte wiederholt – wenn möglich, mit anderen Worten -, um uns zu versichern, dass es sie verstanden hat. Diese Art der Kommunikation kann uns gezwungen vorkommen, aber mit etwas Zeit und Übung wird sie uns ganz natürlich von der Hand gehen.

Wie können wir positive Verhaltensweisen fördern und negative abgewöhnen?

Wenn wir in unserer Familie Grundsätze eingeführt und als Eltern festgelegt haben, was das Kind tun oder lassen soll, stellt sich die Frage, wie wir es schaffen können, dass ein Kind mit ADHS diese auch umsetzen kann? Damit ein Kind sein Verhalten anpassen kann, müssen wir es in dem bestärken, was es gut macht, und an dem arbeiten, was es zu unterlassen hat.

„Bei der Erziehung eines Jugendlichen sollten zwei Extreme vermieden werden: zu viel Strenge und zu viel Nettigkeit.“

Platon

Um unser Kind in seinen positiven Verhaltensweisen zu bestärken, müssen wir Wege der Belohnung finden, die für das Kind von Bedeutung sind. Das kann etwas Greifbares sein, aber wir sollten auch nicht vergessen, dass die Bestätigung aus dem sozialen Umfeld ebenfalls eine sehr große Belohnung ist. Wenn wir unser Kind loben, nachdem es etwas Positives gemacht hat, unterstützen wir es darin, das immer wieder zu tun.

Ergänzend können wir auch ein „Belohnungsboard“ verwenden. Das Kind erhält jedes Mal einen Punkt, wenn es etwas gut gemacht hat. Am Ende des Tages oder der Woche beispielsweise können diese Punkte dazu benutzt werden, um dem Kind mit eine geeignete Belohnung zukommen zu lassen. Wenn diese Technik benutzt wird, ist es wichtig, dass Regeln und Belohnungen vorher klar festgelegt werden.

Aber wir dürfen nicht nur das positive Verhalten unseres Kindes belohnen, sondern müssen auch negative Verhaltensweisen unterbinden. Wie uns das gelingt? Indem wir diesem Verhalten keine Beachtung schenken. Um unangebrachte Verhaltensweisen zu unterbinden, können wir auch Strafen benutzen, indem wir dem Kind etwas geben, das ihm nicht gefällt (wie eine Rüge), in dem wir ihm etwas wegnehmen (ein Spielzeug) oder das Kind aus einer Situation herausnehmen, die ihm gefällt (wie beim Fernsehen, auf das es nun einige Zeit verzichten muss).

Es ist sehr wichtig, dass die Strafe proportional zu dem ist, was das Kind getan hat, damit es versteht, wieso es bestraft wird und was man von ihm erwartet. Diese Strafe sollte unverzüglich erfolgen und Eltern sollten dabei niemals handgreiflich werden oder Witze über ihr Kind machen. All diese Grundsätze müssen tagtäglich in die Tat umgesetzt werden, denn wenn sie an einem Tag gelten und ein einem anderen wiederum nicht, werden sie nicht effektiv sein und das Verhalten unseres Kindes wird sich nicht verbessern.

Bildmaterial mit freundlicher Genehmigung von Thought Catalog, Alexander Dummer und Tina Floersch


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.