Was ist symbolische Gewalt?

Die symbolische Gewalt ist schwieriger zu erkennen als physische Gewalt, aber sie ist ebenfalls offensichtlich, wenn man gelernt hat, sie zu identifizieren.
Was ist symbolische Gewalt?
Sara González Juárez

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Sara González Juárez.

Letzte Aktualisierung: 01. August 2023

Gewalt hat viele Gesichter: Sie muss sich nicht unbedingt in Form von körperlicher oder verbaler Aggression äußern, sondern kann auch sehr subtil und unterschwellig sein. Die symbolische Gewalt hinterlässt keine offenen Wunden und keine blauen Flecken, ist jedoch genauso schädlich wie direkte Gewalt. Symbole, Diskurse und Darstellungen können dazu beitragen, Machtverhältnisse aufrechtzuerhalten und herrschende Ansichten zu stärken.

Die Definition und verschiedene Beispiele für symbolische Gewalt ermöglichen ein tieferes Verständnis, das wesentlich ist, um diese Art der Gewalt zu verhindern.

Was ist symbolische Gewalt und wie äußert sie sich?

Der Soziologe Pierre Bourdieu¹ prägte den Begriff symbolische Gewalt, mit dem er die vertikale Ausübung von Gewalt durch Symbole, Gesten, Wörter und kulturelle Darstellungen bezeichnete. Das Ziel dieser Art von Gewalt ist nicht die physische Einschüchterung, sondern die Stärkung von Machtstrukturen und die Unterordnung sozialer Gruppen, ohne dass diese sich darüber bewusst sind. Das ist durch die Disposition zum Herrschen und die Disposition zur Unterwerfung möglich.

Diese Art von Gewalt manifestiert sich unter anderem durch

  • soziale Ausgrenzung,
  • diskriminierende Sprache,
  • stigmatisierende Diskurse,
  • negative Stereotypisierung
  • und die Auferlegung von Normen und Werten, die strukturelle Ungleichheiten verstärken.

Ein bekanntes Beispiel ist die klischeehafte Darstellung von Frauen in den Medien. Sie werden oft als Sexobjekte oder als abhängig und unterwürfig dargestellt. Diese Stereotypen tragen dazu bei, die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern aufrechtzuerhalten.

Symbolische Gewalt und Diskriminierung

Symbolische Gewalt und Diskriminierung sind zwar miteinander verwandt, aber diese Konzepte sind nicht identisch. Während Diskriminierung bedeutet, dass bestimmte Gruppen aufgrund von Merkmalen wie Rasse, Geschlecht oder sexueller Orientierung ungleich behandelt werden, ist die symbolische Gewalt ein Mechanismus, der diese Diskriminierung legitimiert und aufrechterhält.

Die Gewalt wird zusätzlich zu anderen Mechanismen zum Motor der Diskriminierung, die dem sozialen Zusammenhalt schadet. Ein Beispiel dafür liefert eine Studie, in der diskriminierende Handlungen gegenüber Frauen, die politisch aktiv werden möchten, beschrieben werden. Die Diskriminierung besteht darin, dass nur Männer in der Politik gewünscht sind, die symbolische Gewalt drückt sich unter anderem dadurch aus, dass Frauen fälschlicherweise beschuldigt oder von Sitzungen ausgeschlossen werden.

Wie trägt die symbolische Gewalt zur Diskriminierung von Minderheitengruppen bei?

Diese Art von Gewalt verschärft die Diskriminierung von Minderheitengruppen. Durch die oben erwähnten negativen Darstellungen, Stereotypen und durch entmenschlichende Diskurse verstärken sich strukturelle Ungleichheiten und die Marginalisierung dieser Gruppen bleibt bestehen.

Eine 2018 in der Zeitschrift International Journal of Developmental Science veröffentlichte Studie kommt zu dem Schluss, dass die Exposition gegenüber radikaler Gewalt die Entscheidungsfindung und die Beteiligung an politischer Gewalt beeinflusst.

Eine kontinuierliche Darstellung von negativen Symbolen, Diskursen und Repräsentationen kann sich daher nachteilig auf die Gruppen auswirken, auf die diese symbolische Gewalt abzielt.

Folgen symbolischer Gewalt

Dies symbolische Gewalt wirkt sich nicht nur auf die Individuen und Gruppen aus, auf die sie abzielt, sondern auch auf die Gesellschaft als Ganzes. Indem sie Stereotypen und Ungleichheiten aufrechterhält, untergräbt sie den sozialen Zusammenhalt und schränkt die volle Entwicklung eines gerechten und integrativen Umfelds ein.

Eine im Journal of Social Issues veröffentlichte Studie von Bar-Tal et al. untersucht die Folgen von Symbolgewalt in gespaltenen Gesellschaften. Die Ergebnisse zeigen, dass dieser Mechanismus zur sozialen Polarisierung, zu Konflikten und zur Zersplitterung der Gesellschaft beiträgt.

Darüber hinaus kann er Versöhnungs- und Friedensbemühungen behindern, indem er Misstrauen und Feindseligkeit zwischen verschiedenen Gruppen zementiert. Dieser gewalttätige Diskurs erzeugt auch Stress, Angst, Depressionen und ein geringes Selbstwertgefühl.

Wie können wir symbolische Gewalt verhindern?

Es ist unerlässlich, die Erforschung der symbolischen Gewalt fortzusetzen und zu vertiefen, um Strategien zu entwickeln, mit denen die Narrative und Praktiken dieser Form von Gewalt verändert und verhindert werden können.

Die Bewusstseinsbildung, Bildung und Förderung von Vielfalt und Gleichberechtigung sind wichtige Instrumente im Kampf gegen symbolische Gewalt und für den Aufbau einer gerechteren und respektvolleren Gesellschaft grundlegend.

Die Entwicklung des kritischen Denkens ist ebenfalls nötig, um das Konzept der Gewalt selbst zu hinterfragen und über ihre physische Dimension hinauszugehen. Machismo, Homophobie, Rassismus, Behindertenfeindlichkeit, Speziesismus und viele andere Formen der Ausgrenzung werden hierdurch untermauert. Wir müssen das Problem an der Wurzel packen, um es zu lösen.

▶ Lese-Tipp

  1. Die verborgenen Mechanismen der Macht, Pierre Bourdieu, VSA 2015

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