Was ist konvergentes Denken und welche Vorteile bringt es?

Konvergentes Denken nutzt Logik, Vernunft und Erfahrung, um schnell die richtige Lösung zu finden. Finde heraus, wie diese Methode funktioniert, wann du sie nutzen kannst und welche Vorteile sie hat.
Was ist konvergentes Denken und welche Vorteile bringt es?
Sophie Aurélie Elpel

Geprüft und freigegeben von Sophie Aurélie Elpel.

Geschrieben von Redaktionsteam

Letzte Aktualisierung: 13. September 2022

Du hast wahrscheinlich schon einmal vom divergenten oder kreativen Denkstil gehört. Doch auch konvergentes Denken ist interessant und hat diverse Vorteile. Denn es gibt immer verschiedene Möglichkeiten, die Realität zu betrachten, um zu mehr oder weniger zuverlässigen Schlussfolgerungen zu kommen. Mit Erfahrung und durch Lernen verbessert sich diese Fähigkeit außerdem.

Wir sprechen heute über konvergentes Denken, das auf Logik basiert und bei Problemlösungen sehr hilfreich ist. Willst du mehr wissen? Dann lies weiter!

“Jeder Gedanke, den wir denken, schafft unsere Zukunft.”

Louise L. Hay

Konvergentes Denken: Was ist das?

1967 schlug der amerikanische Psychologe Joy Paul Guilford zwei neue Arten des Denkens vor: das divergente und das konvergente Denken. Letzteres definierte er als die Fähigkeit, durch das logische Ordnen verfügbarer Informationen, die richtige Antwort auf eine Frage zu finden.

Mit anderen Worten: Es geht um die Fähigkeit, Probleme zu lösen oder Fragen zu beantworten, ohne dass kreative Fähigkeiten erforderlich sind . Ein Beispiel für konvergentes Denken ist das Durchführen gängiger Operationen wie der Addition.

Durch konvergentes Denken folgen wir etablierten und gewohnten Mustern zur Problemlösung. Bei dieser Art des Denkens gehen wir nicht “darüber hinaus” (wie beim divergenten Denken), sondern verwenden jene Strategie, die wir in derselben Situation schon einmal verwendet haben.

Im Gegensatz dazu definiert Guilford divergentes Denken als einen Prozess, bei dem man sich Problemen nähert oder sie löst, indem man neue Strategien und Lösungen findet. Dieser Denkstil wird auch als kreatives Denken bezeichnet.

Nach Guilford wechseln sich Innovationsprozesse mit beiden Denkweisen ab.

Frau nutzt konvergentes Denken

Wie funktioniert konvergentes Denken?

Man könnte sagen, dass das konvergente Denken der Gegenspieler des divergenten Denkens ist. Dieser Denkstil konzentriert sich nicht auf alle Möglichkeiten (und auch nicht auf die, die mehr Fantasie erfordern) des Problems, sondern versucht, schnell und präzise die effektivste Lösung zu finden.

Dabei nutzen wir die Informationen, von denen wir glauben, dass sie beim konkreten Problemlösen helfen. Aber wir stellen uns keine alternativen oder untypischen Szenarien vor, wie wir es beim divergenten Denken tun. In diesem Sinne ist es ein ziemlich engmaschiger Denkprozess.

Wann ist diese Denkart nützlich?

Konvergentes Denken kann in bestimmten Situationen sehr vorteilhaft sein – auch wenn es einschränkender erscheint, weil es nicht von Vorstellungskraft und Kreativität angetrieben wird. Vorteilhaft wird es beispielsweise in Situationen, in denen wir eine einzige richtige Antwort finden können , zu der wir durch einen Entscheidungsprozess (oder durch die Anwendung von Logik) kommen.

Wie bereits erwähnt, basiert dieser Denkstil auf Vernunft und Logik. Wir nutzen verfügbare Informationen, um schnell (und mit möglichst geringem Zeitaufwand) eine genaue Antwort zu finden. Dazu nutzen wir das Wissen, über das wir bereits verfügen und verwenden es auf standardisierte Weise an.

Wir nutzen gleichzeitig kritisches Denken, das auf Informationen, Vorwissen, Logik, Statistiken und Wahrscheinlichkeiten beruht.

Konvergentes Denken und seine Vorteile

In folgenden Situationen ist konvergentes Denken vorteilhaft:

Zur Lösung von Alltagsproblemen

Konvergentes Denken kann dir bei der Entscheidungsfindung helfen. Der Psychologe Oscar Castillero versteht darunter all jene Prozesse, die dazu führen, aus allen möglichen Optionen eine Wahl zu treffen. Dabei müssen verschiedenste Faktoren berücksichtigt werden. Konvergentes Denken ist bei den meisten Alltagsproblemen hilfreich: Ziel ist, eine einfache, klare Lösung zu finden. Welchen Weg nimmst du am besten zur Arbeit? Wie kannst du das Eintopfrezept an deinen Geschmack anpassen? Zur Beantwortung dieser Fragen reichen bereits bekannte Strategien, du musst dich nicht weiter anstrengen.

“Oft ist jede Entscheidung, auch die falsche, besser als gar keine Entscheidung.”

Ben Horowitz

Wenn es darum geht, Ressourcen zu sparen

Strategien zu nutzen, die wir bereits kennen, spart mentale Energie. Es sind bekannte Wege oder Pfade, Routen, die wir bereits erkundet haben und die daher vorhersehbar sind. Wenn es kalt ist, weißt du, dass du die Heizung einschalten musst, um dich wohlzufühlen. Bei Rückenschmerzen weißt du, dass dich Dehnungsübungen oder eine bessere Haltung entlasten können. Du triffst täglich zahlreiche Entscheidungen, die dir in den meisten Fällen gar nicht bewusst sind.

Konvergentes Denken im Projektmanagement

Konvergentes und divergentes Denken sind zwei Strategien, die im Projektmanagement besonders nützlich sind. Sie helfen dem Team, die Maßnahmen oder Lösungen zu finden, die nötig sind, um die erwarteten Ziele zu erreichen. Die konvergente Denkweise konzentriert sich auf die Struktur des Projekts und versucht, klare, unmittelbare Lösungen zu finden. Es ist auch nützlich, um das Team aufeinander abzustimmen, Arbeitsabläufe zu planen und das Projekt zu organisieren. 

In dieser Phase sollte das divergente Denken jedoch nicht komplett beiseite gelassen werden, denn dies würde das Team daran hindern, innovative Problemlösungen zu entwickeln. Die Kombination der beiden Denkarten führt zum Erfolg.

Divergentes und konvergentes Denken in der Problemlösung

Die Kombination beider Denkarten ist grundlegend, allerdings gibt es Phasen, in denen die eine oder andere Denkweise effizienter ist. 

1. Entdeckungsphase: divergentes Denken

In der ersten Phase der kreativen Problemlösung gilt es, die Ursachen des Problems zu erkennen und alle Möglichkeiten zu betrachten. Divergentes Denken ist in diesem Fall effizienter.

Ein Beispiel: Du arbeitest für ein Unternehmen, das bestimmte Produkte verkauft, doch die Verkaufszahlen sind in den letzten Wochen zurückgegangen. Die Frage ist jetzt, warum das so ist. Konvergentes Denken würde nur eine Schlussfolgerung zulassen. Die divergente Denkweise ermöglicht es jedoch, alle möglichen Ursachen in Betracht zu ziehen: zu wenig ausgearbeiteter Marketingplan, große Konkurrenz, mangelnde Qualität, hohe Preise … Nach der Definition aller möglicher Ursachen, muss in der nächsten Phase eine konkrete Antwort gefunden werden.

2. Definitionsphase: konvergentes Denken

Die möglichen Ursachen des Problems müssen jetzt gefiltert werden, um die wahren Gründe zu finden. Konvergentes Denken fordert einen problemorientierten Ansatz, der es ermöglicht, die plausibelsten Gründe zu erkennen.  Oft sind verschiedene Ursachen miteinander verknüpft. Beispiel: Die Qualität ist vielleicht nicht so gut, doch mit einem besseren Marketingplan wäre das Ergebnis nicht so desaströs.

3. Deduktionsphase: divergentes Denken

Es ist an der Zeit, eine Lösung zu finden. Wenn die Qualität das Problem für den Umsatzrückgang ist, können folgende Lösungen in Betracht gezogen werden:

  • Suche nach neuen Lieferanten, die hochwertigere Rohstoffe anbieten.
  • Produktanalyse der Konkurrenz, um Verbesserungen vorzunehmen.
  • Kundenumfrage zur Analyse von verbesserungsfähigen Aspekten. 
  • Recherche über die Marktnische …

Kurz gesagt: Es geht darum, alle möglichen Lösungen für das Problem in Betracht zu ziehen, bevor eine Entscheidung getroffen wird.

4. Bestimmungsphase: konvergentes Denken

Dies ist die letzte Phase der Problemlösung. Konvergentes Denken hilft, die beste Lösung zu erkennen. Zwar können alle Lösungsvorschläge bis zu einem gewissen Grad hilfreich sein, doch es geht jetzt darum, konkrete Maßnahmen umzusetzen. Manchmal sind dabei natürlich auch mehrere Aktionen erforderlich.

konvergentes Denken hilft Mann bei seinen Entscheidungen

Entscheidungen und Lernprozesse

Konvergentes Denken ist in vielen Situationen vorteilhaft und effizient. Die beste Methode, um Entscheidungen zu treffen, hängt natürlich vom Ziel und von der Art des Problems ab. Besonders wichtig ist, den Kontext gut zu analysieren und alle Möglichkeiten zu kennen. Du kannst so einen effektiven Aktionsplan erstellen. Und vergiss nicht: Bei jedem Scheitern lernst du dazu und schließlich schaffst du es bis zum Ziel.


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