Warum tun wir uns im Umgang mit Gefühlen so schwer?

Gefühle auszudrücken, ist eine gesunde und notwendige Übung. Lerne, andere an deiner Innenwelt teilhaben zu lassen.
Warum tun wir uns im Umgang mit Gefühlen so schwer?
Elena Sanz

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Elena Sanz.

Letzte Aktualisierung: 09. Februar 2023

Gefühle sind die Grundlage unserer Innenwelt. Sie helfen uns jedoch nicht nur, die Realität zu deuten und zu verstehen, sondern sind auch in der sozialen Kommunikation wesentlich. Wenn wir nicht in der Lage sind, mit Gefühlen richtig umzugehen, sind Frustration und Unzufriedenheit vorprogrammiert. 

Vielen fällt es schwer, über ihre Gefühle zu sprechen. Die Gründe dafür sind vielfältig, wurzeln allerdings oft in frühen Erfahrungen. Wenn du die Ursachen findest, kannst du etwas unternehmen und den richtigen Umgang mit deinen Gefühlen lernen. Es ist nie zu spät!

Warum tun wir uns im Umgang mit Gefühlen so schwer?

Die Gründe liegen oft in der Kindheit, doch auch das Temperament und verschiedene Lebenserfahrungen spielen eine entscheidende Rolle. Wenn der Ausdruck der Gefühle innerhalb der Familie als Schwäche interpretiert wird, versuchen Kinder automatisch, sie zu unterdrücken. Kinder, die belächelt oder sogar gedemütigt werden, wenn sie ihre Gefühle zeigen, werden sich zurückhalten und dieses Verhalten verinnerlichen. Sie werden auch im Erwachsenenalter Schwierigkeiten im Umgang mit Gefühlen haben.

Gute Vorbilder sind wesentlich, um zu lernen, Gefühle richtig auszudrücken. Liebevolle und verständnisvolle Eltern helfen ihren Kindern auf ihrem Weg und zeigen ihnen den richtigen Umgang mit ihren Emotionen.

Wenn jedoch im Erwachsenenalter Probleme im Umgang mit Gefühlen vorliegen, ist es an der Zeit, an gewissen Voraussetzungen zu arbeiten, um diese zu überwinden. Wir gehen anschließend etwas näher auf verschiedene Ursachen ein, die den Umgang mit Gefühlen erschweren.

Geringes Selbstwertgefühl

Mangelndes Selbstwertgefühl kann Betroffene glauben machen, dass sie kein Recht haben, sich zu äußern oder zu beschweren. Sie glauben, dass ihre Gefühle unwichtig sind und halten sie deshalb zurück. Manche haben außerdem Angst vor dem Verlassenwerden und verzichten deshalb darauf, ihre wahren Gefühle zu zeigen.

Andererseits gibt es Menschen, die ihre Gefühle nicht ausdrücken, um ihr zerbrechliches Selbstwertgefühl zu bewahren. Sie verbergen ihre wahren Gefühle aus Angst vor Ablehnung und glauben, sich durch eine Mauer schützen zu können, von der sie gleichzeitig isoliert werden.

Warum tun wir uns im Umgang mit Gefühlen so schwer?

Mangelndes Durchsetzungsvermögen

Der Ausdruck der Gefühle sollte eine lohnende und bereichernde Erfahrung sein, die es anderen ermöglicht, ihre Mitmenschen zu verstehen und entsprechend zu handeln. Wenn es jedoch am richtigen Umgang mit den Gefühlen mangelt, entscheiden sich viele, zu schweigen, um Konflikte zu vermeiden. Sie haben vielleicht schlechte Erfahrungen, die zu Missverständnissen geführt haben, und flüchten sich deshalb in Ausreden, anstatt die Wahrheit zu sagen.

Emotionale Intelligenz

Als emotionale Intelligenz bezeichnen wir die Fähigkeit, Gefühle zu erkennen, zu verstehen und auszudrücken. Viele Menschen sind nicht dazu in der Lage, weil es ihnen an Selbstkenntnis mangelt. Vielleicht fehlt ihnen auch der Wortschatz zur Beschreibung ihrer Emotionen, was es ihnen unmöglich macht, ihre Innenwelt zu verstehen und mit anderen zu teilen.

Verleugnung

Manche Menschen versuchen, ihre Traurigkeit, Wut oder andere Emotionen zu verbergen oder abzustreiten. Sie empfinden diese Art der emotionalen Erfahrungen als negativ und unterdrücken sie deshalb. Oft glauben sie, dass es sich um eine Schwäche oder mangelnde Selbstbeherrschung handelt. Diese irrationalen Überzeugungen machen es manchen Menschen schwer, sich anderen gegenüber zu öffnen, ihre Frustration auszudrücken oder um Hilfe zu bitten.

Frau hat Probleme mit Gefühlen

Wie erreiche ich den richtigen Umgang mit Gefühlen?

Du musst lernen, innere Erfahrungen zu teilen und deine Gefühle auszudrücken, um dich zu befreien und andere wissen zu lassen, wie es dir geht und was du fühlst. Stärke dein Selbstwertgefühl: Liebe und akzeptiere dich und habe keine Angst vor Ärger oder Ablehnung. Versuche, dein emotionales Vokabular zu erweitern, um deine Gefühle auf bereichernde Weise bezeichnen und ausdrücken zu können. Wenn du nach “ich fühle mich gut” oder “ich fühle mich schlecht” bereits aussteigst, ist es an der Zeit, dies zu ändern.

Schließlich solltest du eine selbstbewusste Haltung einnehmen, wenn du andere ansprichst. Äußere deine Meinungen, Wünsche und Bedürfnisse frei und ohne Angst, aber ohne deinen Gesprächspartner zu verletzen oder ihm zu schaden. So kannst du Missverständnisse vermeiden.


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