Warum triffst du immer wieder schlechte Entscheidungen?

Gehörst du zu den Menschen, die immer wieder schlechte Entscheidungen treffen und über denselben Stein stolpern? Vielleicht ist es an der Zeit, darüber nachzudenken, warum das Schicksal nicht auf deiner Seite zu sein scheint.
Warum triffst du immer wieder schlechte Entscheidungen?
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 01. Oktober 2022

Fehler, Misserfolge, Panne, Irrtum … schlechte Entscheidungen haben viele Namen. Es stimmt, dass wir aus diesen Erfahrungen lernen und in Zukunft vorsichtiger sind. Es kann jedoch auch sein, dass wir immer wieder über denselben Stein stolpern und unsere Fehlentscheidungen wiederholen. Ist dies der Wille des Schicksals oder sind manche Menschen einfach unfähig, richtige Entscheidungen zu treffen?

Niemand kann in die Zukunft blicken, deshalb ist es oft schwierig, die richtige Wahl zu treffen. Außerdem gibt es viele Faktoren, die wir nicht beeinflussen können. Allerdings hat jeder von uns die Möglichkeit, bestimmte psychologische Aspekte zu optimieren, um schlechte Entscheidungen im Rahmen des Möglichen zu verhindern.

“Ein Tagebuch ohne Fehler und Falsches wäre kein Tagebuch, sondern eine Fälschung.”

Erich Kästner

Frau trifft schlechte Entscheidungen
Zu viele Informationen können dich überfordern, anstatt dir bei Entscheidungen zu helfen.

Wie du verhindern kannst, schlechte Entscheidungen zu treffen

Viele kommen mit dem Problem zur Therapie, dass sie sich immer wieder in die falsche Person verlieben. Emotionale Beziehungen bilden einen fruchtbaren Boden für schlechte Entscheidungen. Fast ohne zu wissen, wie, gibt es Menschen, die in eine abhängige Beziehung abdriften, dann in eine missbräuchliche und schließlich bei einem Partner landen, der sie offen betrügt. Es braucht viel Selbstbeobachtung, um die Mechanismen zu entschlüsseln, die sich hinter dieser Situation verbergen.

Schließlich haben wir alle Vorurteile und eingeprägte Erziehungsmuster, die unser Handeln beeinflussen. Die Herausforderung besteht zweifelsohne darin, nicht zu viele schlechte Entscheidungen zu treffen, um nicht bei jedem Tiefschlag und jeder Enttäuschung zu sehr zu leiden. Es gibt jedoch eine interessante Tatsache: Laut Experten wie Professor Joel Hoomans vom Wesleyan College treffen Menschen rund 35.000 Entscheidungen pro Tag. Das ist eine ganze Menge! Noch überraschender sind die Ergebnisse einer Studie der Universität Cornell: Jeden Tag treffen wir 221 Entscheidungen, die allein mit Essen zu tun haben.

All diese Entscheidungen sind unbedeutend, wir treffen sie automatisch, ohne nachzudenken. Das kann uns konditionieren, wenn es darum geht, wichtigere Entscheidungen zu fällen. Es gibt also unterschwellige und unbewusste Mechanismen, die unsere Ressourcen, besser zu denken und zu handeln, völlig untergraben. Wir gehen diesen Mechanismen auf den Grund.

Unser Gehirn ist darauf programmiert, schnell zu entscheiden. Dadurch können wir zwar Ressourcen sparen, aber im Gegenzug treffen wir schlechtere Entscheidungen.

Du denkst im Autopilot-Modus

Was bedeutet, dass jemand “auf Autopilot” denkt oder handelt? Automatisches Denken ist eine Ressource, die uns bei der Erledigung alltäglicher Aufgaben Mühe ersparen soll. Wenn du eine Handlung immer wieder ausführst, entwickeln sich mit der Zeit Gewohnheiten. Das Gehirn bemüht sich nicht mehr, Reize zu verarbeiten oder Informationen zu analysieren.

Wenn wir zu sehr in unsere Routinen vertieft sind, verliert der Verstand an Beweglichkeit, hört auf, aufmerksam zu sein und kritisch zu denken. Fast ohne es zu merken, treffen wir Entscheidungen mit wenig oder gar keinem Verstand. Das moderne Leben untergräbt oft unsere kognitive Leistungsfähigkeit.

Hüte dich vor kognitiven Verzerrungen

Der Begriff der kognitiven Verzerrung wurde 1972 von den Nobelpreisträgern Daniel Kahneman und Amos Tversky geprägt. Dieses Konzept bezieht sich auf Denkfehler, Irrtümer und irrationale Narrative, die wir unbewusst mit uns herumtragen. Außerdem sagt uns die Wissenschaft, dass wir geradezu darauf programmiert sind, uns selbst zu täuschen.

Beispiele dafür sind unsere schnellen Urteile, unsere vorgefassten Meinungen ohne Grundlage oder die Tatsache, dass wir einer Idee einen höheren Wert beimessen, wenn unser Umfeld dieser zustimmt. Schlechte Entscheidungen werden fast immer durch diese kognitiven Verzerrungen verursacht, die unser Denken verarmen lassen.

Stress und Müdigkeit stecken hinter schlechten Entscheidungen

Die Universität Rutgers hat eine Studie durchgeführt, die etwas zeigt, das dir vielleicht bekannt vorkommt. Stress beeinflusst unsere Nervensysteme und verändert unsere Entscheidungsfähigkeit. Unter diesem psychologischen Filter trifft niemand gute Entscheidungen. Nur wenige können überlegt und reflektiert vorgehen, wenn der Cortisolspiegel erhöht ist.

Falls du also schon seit einiger Zeit in das schwarze Loch der schlechten Entscheidungen fällst, denke über deinen emotionalen Zustand in den letzten Monaten nach. Wenn du dich unter Druck gesetzt, ängstlich und erschöpft fühlst, solltest du vielleicht etwas ändern.

Du lebst in einer Welt mit zu vielen Reizen und Informationen

Viele Experten schätzen, dass unser Gehirn fünfmal mehr Informationen verarbeitet als noch in den 1980er-Jahren. Das Aufkommen neuer Technologien bedeutet, dass wir mit einem ständigen Informationsfluss leben. Benachrichtigungen, das Bedürfnis, nichts zu verpassen, und soziale Netzwerke versetzen uns in einen Zustand ständiger Hyperaktivität.

Wenn unser Geist so zerstreut, gestresst und mit diesem digitalen Universum verbunden ist, verlieren wir die Fähigkeit zur Analyse und Reflexion. Wir sind nicht mehr in der Lage, durchdachte Entscheidungen zu treffen.

Der Technologie-Tsunami des letzten Jahrzehnts hat unser Leben verändert und uns unzählige Vorteile gebracht. Doch wir lassen jetzt unsere Handys für uns mitdenken.

 schlechte Entscheidungen und Sorgen im Kopf
Wenn du zu viele Sorgen im Kopf hast, fällt es dir schwer, die Dinge zu durchdenken, um bessere Entscheidungen zu treffen

Du lässt dich von Emotionen mitreißen, ohne durch den Filter der Vernunft zu gehen

Schlechte Entscheidungen sind auch das Produkt von Impulsen, von der Emotion, die uns entführt und uns nicht erlaubt, die Informationen zu analysieren. Es geht nicht darum, Gefühle beiseitezulassen und die Dinge kalt und logisch zu durchdenken, wie es eine Maschine tun würde. Tatsächlich sind für gute Entscheidungen beide Sphären erforderlich.

Wir dürfen uns jedoch nicht von einem Wutausbruch, einem Zustand der Euphorie oder einer momentanen Angst mitreißen lassen, wenn es darum geht, eine Entscheidung zu treffen. Es ist besser, diesen emotionalen Zustand zu regulieren, zu kanalisieren, zu verstehen und dann die Realität aus allen möglichen Perspektiven zu betrachten. Aus dieser Position der geistigen Ruhe und des emotionalen Gleichgewichts heraus werden die besten Entscheidungen getroffen. 


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