Warum habe ich nach dem Essen Schuldgefühle?

Schuldgefühle nach dem Essen können auf eine Essstörung hinweisen. In diesem Fall ist psychologische Unterstützung grundlegend.
Warum habe ich nach dem Essen Schuldgefühle?
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 06. Mai 2023

Schuldgefühle nach dem Essen können auf eine Essstörung hinweisen. Die meisten kennen das Gefühl nach einer üppigen oder ungesunden Speise, manche Personen entwickeln jedoch krankhafte Schuldgefühle, die zu einem zwanghaften und destruktiven Verhalten führen. Sie entscheiden sich ausschließlich für kalorienarme Speisen, die ihnen dennoch einen kurzen Endorphin- und Serotoninrausch ermöglichen.

Diese pathologischen Schuldgefühle beeinflussen schließlich auch andere Aspekte des Lebens. Betroffene geraten in eine negative Spirale, die ihr problematisches Essverhalten zusätzlich verstärkt. Sie benötigen unbedingt fachärztliche Hilfe, um diesem Teufelskreis zu entkommen.

Manchmal bewirken die Schuldgefühle, dass sich die Person gesünder ernährt. Wird diese belastende Wahrnehmung jedoch zu einer Konstante, verliert sie die Kontrolle über dieses Gefühl, was problematische Auswirkungen hat.

Frau hat nach dem Essen Schuldgefühle
 

Mögliche Ursachen für Schuldgefühle nach dem Essen

Bei Schuldgefühlen nach dem Essen gibt es keine Altersgrenzen: Sie können bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen auftreten. Wir dürfen nicht vergessen, dass es beim Essen nicht nur um Ernährung, sondern auch um erzieherische, kulturelle, psychische und gesellschaftliche Aspekte geht. Auch die Auslöser für Schuldgefühle sind vielfältig.

Eine Studie der Kansas State University sowie andere Forschungen zeigen, dass Schuldgefühle das Essverhalten in vielerlei Hinsicht beeinflussen. Dieses Gefühl entsteht vorwiegend durch das Essen ungesunder Lebensmittel, wie aus einer Studie der Dong-A-Universität in Südkorea hervorgeht. Auch das Gefühl, zu viel gegessen oder sich nicht an eine Diät gehalten zu haben, kann Unbehagen auslösen.

Wir betrachten anschließend verschiedene Aspekte, die dabei eine Rolle spielen.

Erziehung und Familiendynamik

Die familiären Essgewohnheiten prägen uns stark. Eine an der George Washington University durchgeführte Studie weist darauf hin, dass viele Eltern ein schlechtes Gewissen haben, da sie glauben, ihre Kinder nicht gesund genug zu ernähren. Sie projizieren dieses Gefühl auf ihre Kinder, die nur gelegentlich Pizza oder Donuts erhalten und wissen, dass diese Produkte ihrer Gesundheit schaden. Wenn sie Ungesundes essen, erleben sie Schuldgefühle.

Andere Familien legen keinen Wert auf gesundes Essen. Die Kinder nehmen die schlechten Essgewohnheiten mit ins Erwachsenenalter und tun sich schwer dabei, diese Muster zu verändern. Sie entwickeln Schuldgefühle, wenn sie “sündigen” und ihr Ziel nicht erreichen.

Essen ist mehr als Ernährung

Schuldgefühle nach dem Essen sind auch das Ergebnis kultureller Einflüsse. So wissen wir alle, dass Essen eine Bedeutung hat, die über den Nährwert hinausgeht. Süßigkeiten, Bonbons, Kuchen oder Schokolade sind ungesund. Zuckerhaltige und kohlensäurehaltige Getränke sind schädlich. Pizza, Hamburger und Pommes frites sind Junk Food.

Wir wachsen mit diesem Wissen auf, doch es gibt nicht nur Schwarz und Weiß. Gegen den gelegentlichen Verzehr dieser Produkte ist nichts einzuwenden. Gefahr besteht nur dann, wenn sie täglich auf dem Speiseplan stehen.

Lebensmittel sind nicht gut oder schlecht – wir müssen nur wissen, richtig damit umzugehen. Mäßigung ist das Gebot der Stunde.

Eine Gesellschaft, die Schlankheit belohnt

Der Kult der Schlankheit hat zerstörerische Folgen. Wir leben in einer oberflächlichen Gesellschaft, in der das äußere Erscheinungsbild extrem wichtig ist. Soziale Netzwerke und andere Medien spiegeln uns jedoch eine verzerrte Realität vor, die für viele sehr belastend ist. Insbesondere junge Menschen stehen unter starkem Druck und entwickeln häufig Essstörungen, um das normative Schönheitsideal zu erreichen.

Schuldgefühle nach dem Essen führen häufig zu Krankheiten wie Anorexie oder Bulimie.

Stress, Angst und Schuldgefühle nach dem Essen

Emotionaler Hunger führt ebenfalls zu ungesundem Essverhalten. Manche Personen versuchen, Stress, Sorgen und Ängste durch Essen abzubauen. Sie erleben dadurch ein schnelles Glücksgefühl, das jedoch zu Schuldgefühlen führt und nur von kurzer Dauer ist.

Die Küche sollte ein angenehmer Ort sein: Wohlfühlort Küche: Gutes Essen, gute Laune!

Wie du mit Schuldgefühlen nach dem Essen umgehen kannst

Hast du immer wieder Schuldgefühle nach dem Essen? In diesem Fall ist psychologische Unterstützung wichtig, um zwanghaftes Essen, nächtliche Essattacken, Bulimie oder Magersucht zu verhindern. Beachte zusätzlich folgende allgemeine Tipps:

  • Es gibt kein gutes oder schlechtes Essen: Alles ist erlaubt, jedoch in Maßen und innerhalb einer ausgeglichenen, gesunden Ernährung.
  • Du musst lernen, nur dann zu essen, wenn du physiologischen Hunger hast – nicht um Emotionen besser zu ertragen.
  • Nimm dir Zeit, um in Ruhe essen zu können. Genieße eine abwechslungsreiche Ernährung und probiere immer wieder neue Rezepte aus.
  • Lerne Stressbewältigungsstrategien und versuche, Ängste abzubauen. Du solltest Essen nicht verwenden, um schwierige Gefühle zu verdrängen.

Eine gute Ernährung ist die Grundlage für ein gutes Leben. Wir dürfen uns nicht von gesellschaftlichen Zwängen, Schönheitsidealen oder Werbung leiten lassen. Schuldgefühle halten dich gefangen, beginne noch heute damit, dich davon zu befreien.


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