Realitätsfremde Schönheitsideale und Imageprobleme: Wie du deinem Teenager helfen kannst

Um ein negatives Körperbild in der Pubertät zu vermeiden, müssen Kinder lernen, achtsam mit ihrem Körper umzugehen und sich und andere so zu akzeptieren, wie sie sind. Eine der Grundlagen dafür ist ein gesundes Selbstwertgefühl.
Realitätsfremde Schönheitsideale und Imageprobleme: Wie du deinem Teenager helfen kannst
Ebiezer López

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Ebiezer López.

Letzte Aktualisierung: 13. November 2022

Minderwertigkeitskomplexe und Instabilität sind häufige Folgen der weitreichenden körperlichen Veränderungen während der Pubertät. In dieser Zeit entfalten Jugendliche ihre Identität, die auf dem Bild, das sie sich von sich selbst machen und wie sie sich im Bezug zu anderen sehen, aufbaut. Viele entwickeln Imageprobleme, da sie nicht den realitätsfremden Schönheitsidealen entsprechen und ein verzerrtes Körperbild konstruieren. 

Das emotionale Gleichgewicht, das auf ein gesundes Selbstkonzept und Selbstwertgefühl aufbaut, ist ein Grundstein, um Imageprobleme bei Jugendlichen zu verhindern.

Realitätsfremde Schönheitsideale und Imageprobleme

Soziale Netzwerke spiegeln uns das perfekte Leben von Stars und Idolen wider, die zum Vorbild vieler Jugendlicher werden: Ein inszeniertes Körperbild ohne jeden Makel, ein traumhaftes und problemloses Leben an einem idyllischen Ort… wer träumt nicht davon, diesem realitätsfremden Bild selbst gerecht zu werden?

74 Prozent der 14- bis 29-Jährigen nutzen in Deutschland Instagram mindestens einmal in der Woche. Die durchschnittliche Social-Media-Nutzungsdauer beträgt in Deutschland 89 Minuten täglich.

Richards, Caldwell und Go (2015) veröffentlichten eine systematische Übersicht über die Auswirkungen sozialer Medien auf Kinder und Jugendliche. Die vorliegenden Erkenntnisse zeigen, dass diese einen erheblichen Einfluss auf die psychische Gesundheit haben. Das gilt besonders für Bereiche wie Selbstwertgefühl und psychisches Wohlbefinden.

Realitätsfremde Schönheitsideale und Imageprobleme: Teenager blickt in den Spiegel und ist traurig
Soziale Netzwerke spiegeln uns eine realitätsfremde Welt vor und beeinflussen das Selbstbild von Jugendlichen.

Imageprobleme und die Rolle der Eltern

Die wichtigsten Vorbilder im Leben der Kinder sind ihre Eltern. Nicht nur Kinder, auch Teenager orientieren sich an den Verhaltensmustern, Einstellungen und Überzeugungen ihrer Eltern, obwohl sie das natürlich nicht offen zugeben. Es handelt sich um unbewusste Prozesse, die jedoch großen Einfluss ausüben.

Wenn Mutter oder Vater ständig über ihr Körpergewicht und Diäten sprechen, oder ihr Kind immer wieder darauf hinweisen, dass es keine Süßigkeiten essen darf, um nicht zu dick zu werden, integriert das Kind diese Informationen automatisch, was zu Komplexen führen kann. Wenn zusätzlich zum elterlichen Verhalten der soziale Druck sehr belastend ist, sind oft Unsicherheit, Unstabilität, ein verzerrtes Körperbild und ein negatives Selbstbild die Folgen.

Es ist also grundlegend, in der Erziehung von Anfang an ein gesundes Selbstwertgefühl, Körperbild und Selbstbewusstheit zu fördern, um Imageprobleme und Komplexe im Jugendalter zu verhindern. Die Vorbildrolle der Eltern ist in diesem Zusammenhang wesentlich.

Wie du deinem Teenager helfen kannst, seine Imageprobleme zu überwinden

Folgende Strategien können dir helfen, dein Kind zu unterstützen, damit es ein gesundes Selbstbild und Selbstwertgefühl entwickeln kann:

1. Gehe mit gutem Beispiel voran

Wie bereits erwähnt, solltest du dir über die Bedeutung und Macht deiner Vorbildrolle bewusst sein. Beginne damit, deine Selbstliebe zu zeigen und dich so zu akzeptieren, wie du bist. Sprich mit deinem Kind darüber, was du an deinem Körper magst und was nicht. Es braucht ein reales und nahes Modell, das es nachahmen kann, um die Empfindungen, die sein eigenes Körperbild auslöst, zu steuern.

Um ein gesundes Körperbild zu entwickeln, benötigt dein Kind jedoch auch möglichst viele verschiedene und reale Vorbilder, denn die Wechselwirkung mit der Gesellschaft spielt dabei ebenfalls eine wesentliche Rolle.

Menschen mit einem positiven Körperbild sind zufriedener und positiver, sie lassen sich von realitätsfremden Schönheitsidealen weniger beeinflussen. 

2. Sprich über realitätsfremde Schönheitsideale

Bevor dein Kind damit beginnt, soziale Netzwerke zu nutzen, solltest du wiederholt mit ihm über Schönheitsideale sprechen. Es muss wissen, dass es sich um ein subjektives Konstrukt handelt, das sich in verschiedenen Epochen und Kulturen unterschiedlich gestaltet.

Ein Beispiel dafür ist die Rubensfigur, eine üppige, sinnliche Frau, die im 17. Jahrhundert als Schönheitsideal galt. Heute wird von Frauen Schlankheit gefordert. Auch Männer stehen zunehmend unter Druck, wobei hier ein muskulöser Körper dem gesellschaftlichen Ideal entspricht.

Die Schönheit verändert sich in den Augen des Betrachters.

Sprich mit deinem Kind auch über die Inszenierung der perfekten Schönheit in sozialen Netzwerken und über die Tricks, die Influencer für ihr makelloses Auftreten verwenden. Es muss wissen, dass es sich um eine Scheinwelt handelt, die weit entfernt von der Realität ist.

3. Unterstütze die Talente deines Kindes

Du solltest die Talente deines Kindes fördern, damit es lernt, dass Erfolg und Glück nicht von der körperlichen Schönheit abhängen. Bringe deinem Kind bei, dass Charisma, Charme und Freundlichkeit sehr attraktiv sind und die innere Schönheit eines Menschen weitaus mehr zu bieten hat als ein vergängliches Bild. Es muss auch wissen, dass Liebe ein tiefgehendes Gefühl ist, das weit über die physische Attraktion hinausgeht.

4. Bereite dein Kind auf die Veränderungen in der Pubertät vor

Die weitreichenden Veränderungen, die in der Pubertät stattfinden, können dazu führen, dass sich Teenager fremd fühlen und unsicher sind. Bereite dein Kind auf diesen natürlichen Prozess vor, damit es ihm leichter fällt, sich anzupassen. Der gesellschaftliche Druck, den Jugendliche empfinden, ist sehr hoch, doch wenn sie bereits in der Kindheit ein gesundes Selbstwertgefühl, Selbstakzeptanz und eine gesunde Einstellung gegenüber Nahrungsmitteln entwickeln, haben sie eine ausgezeichnete Ausgangsbasis.

5. Reguliere die Nutzung sozialer Netzwerke

Sprich mit deinem Kind über die Vor- und Nachteile der Nutzung sozialer Netzwerke, damit es Eigenverantwortung entwickeln kann. Es muss allmählich lernen, sich selbst Grenzen zu setzen und Gefahren zu erkennen. Dies ist nur möglich, wenn es die Gründe dafür versteht und wenn die Eltern Grenzen setzen, solange das Kind selbst nicht dazu fähig ist.

Eine Studie von Woods und Scott (2015) untersuchte den Einfluss der sozialen Medien auf die Gesundheit junger Menschen. Das Ergebnis: Jugendliche, die viel Zeit in sozialen Medien verbringen und emotional involviert sind, haben größere Probleme mit ihrem Selbstwertgefühl und entwickeln häufiger Schlafprobleme, Angstzustände sowie andere Beeinträchtigungen.

Mädchen hat Imageprobleme
Das realitätsfremde Schönheitsideal, das wir in sozialen Netzwerken und anderen Medien betrachten, verursacht bei Jugendlichen häufig Imageprobleme.

6. Lasse dir durch professionelle Beratung helfen

Imageprobleme können Jugendliche aus dem Gleichgewicht bringen und ernste Folgen wie psychische Störungen oder Essstörungen haben. In diesem Fall benötigt dein Teenager unbedingt fachärztliche Hilfe. Zusätzlich muss die Familie lernen, mit diesem Problem richtig umzugehen, um das jugendliche Kind zu unterstützen.

Es geht darum, ein gesundes Körperbild zu erreichen, eine respektvolle Haltung sich selbst gegenüber zu entwickeln und die Selbstakzeptanz zu stärken. In der psychologischen Beratung erhalten Teenager und Familie wertvolle Strategien, um diese Ziele zu erreichen.


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  • Richards, D., Caldwell, P. H., & Go, H. (2015). Impact of social media on the health of children and young people. Journal of paediatrics and child health, 51(12), 1152-1157.
  • Woods, H. C., & Scott, H. (2016). # Sleepyteens: Social media use in adolescence is associated with poor sleep quality, anxiety, depression and low self-esteem. Journal of adolescence, 51, 41-49.

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