Warum gibt es chauvinistische Frauen?

Warum gibt es chauvinistische Frauen?

Letzte Aktualisierung: 12. Februar 2022

Der Feminismus ist keine bequeme Form des Aktivismus, weder für Männer noch für Frauen. Wir sind nicht in einer feministischen Kultur groß geworden, eher das Gegenteil. Als ich den ersten Teil der King Kong Theorie  von Virginie Despentes gelesen habe, hatte ich das Gefühl, dass etwas falsch mit mir sein muss, als ich auf den folgenden Absatz gestoßen bin, der sagt: “Ich schreibe aus Hässlichkeit, und für die Hässlichen, die Alten, die Lastwagenfahrerinnen, für die Frigiden, Hysterischen, Defekten…”

Ich erschrak, weil ich mich für nichts davon gehalten habe, vielleicht ein bisschen von jedem dieser Adjektive, aber nicht in ihrer Gesamtheit. Ich habe mich gefragt, warum ich überhaupt begonnen hatte, mich für diese Art Lektüre zu interessieren, die Frauentypen beschreibt, mit denen ich mich in Wirklichkeit nicht identifizieren wollte.

Es sind Frauentypen, die von unserer patriarchalischen Gesellschaft stigmatisiert werden. Wenn ich aber an die Frauen, die mich umgeben, und auch an mich selbst denke, dann komme ich zu dem Schluss, dass jede Frau etwas davon hat. Der Begriff hysterisch wurde berühmt durch die Patientinnen von Sigmund Freud, und der gleiche Autor sagte, dass die Frau einen “Phallus haben wolle”  und deswegen Komplexe habe.

Die Stigmatisierung der Frauen, die für ihre Rechte kämpfen

Das Problem besteht in der Form, in der man sich über eine ganze Gattung und ihren Kampf lächerlich gemacht hat, mit Sätzen wie: “Du befindest dich auf dem falschen Weg.”  Bemerke, dass du in einem System der Unterdrückung lebst, wo das Sich-beschweren ein Ausdruck “schlechter Erziehung” ist. Man wird dich auf alle Arten schlecht reden, um die Revolution aufzuhalten, die du dir vorgenommen hast.

Chauvinistische Männer, die jede Frau beleidigen, die dafür kämpft, ihre Situation in der Welt zu verbessern. Chauvinistische Frauen, die mit einstimmen und sie darin unterstützen: Was ist schlimmer?

Wenn es wehtut, dass ein Mann dich beleidigt und sich über dich lächerlich macht, weil du gegen eine offenkundige, globale und soziale Ungerechtigkeit ankämpfst, dann tut es noch mehr weh, wenn dies von einer Frau ausgeht. Vergessen wir nicht, dass, wenn auch einige Gesellschaften durchaus Fortschritte in Sachen Gleichberechtigung gemacht haben, dies jedoch der Aktivität feministischer Bewegungen zu verdanken ist. Dass wir heute wählen können, verdanken wir der Arbeit von Menschen wie Emily Davison, die starb, als sie versuchte, das Pferd des Königs George V aufzuhalten, um von ihm das Frauenwahlrecht einzufordern.

Das Patriarchat hat nie einfach so den Frauen ihre Rechte zugesprochen. Es waren die feministischen Bewegungen, die diese gefordert, um sie gekämpft und sie erkämpft haben.

Es gibt kein älteres und globalisiertes System der Unterdrückung wie der ständige Angriff auf die Würde der Frau, in allen nur denkbaren Formen. Zur Zeit gibt es in Saudi-Arabien eine von Männern geführte Debatte darüber, ob man die Frau als ein menschliches Wesen oder nicht betrachten kann.

“Wir möchten die Gesetze nicht abschaffen, wir wollen sie überarbeiten.”

Emmeline Pankhurst

Der Feminismus möchte die Gleichberechtigung und deshalb sind seine Anhänger dagegen, dass weiter Gesetze verabschiedet werden, die dieser entgegenstehen und Frauen zu den ersten Opfern fehlender Gleichheit und Freiheit machen. Der Feminismus will nicht, dass die älteste Macht der Welt einfach weitermacht, denn Frauen waren nie die Nutznießer, sondern stets ihre Opfer.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.