Warum fühle ich mich innerlich tot?

Das Gefühl, innerlich tot zu sein, resultiert aus einer Phase des Wandels oder der emotionalen Fehlsteuerung, kann aber auch eine psychische Störung verbergen.
Warum fühle ich mich innerlich tot?
Elena Sanz

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Elena Sanz.

Letzte Aktualisierung: 14. Mai 2023

Menschen, die sich innerlich tot fühlen, benötigen dringend Hilfe, denn sie haben die Motivation, den Enthusiasmus, die Freude und das Interesse am täglichen Leben verloren. Sie erkennen in ihrer Routine keinen Sinn, sind innerlich zerstört. Nicht immer leiden Betroffene an einer psychischen Störung, es gibt viele Variablen, die zu diesem negativen Gefühl führen können.

Warum fühle ich mich innerlich tot?

Die Erfahrung der inneren Leere ist bei jedem Menschen anders. Manche empfinden tiefe Traurigkeit, andere Angst oder gar nichts. In vielen Fällen treffen folgende Beschreibungen zu:

  • Du siehst im Leben keinen Sinn und fühlst dich ziellos und festgefahren.
  • Das Leben scheint leer zu sein, du findest auf deine Fragen keine Antworten.
  • Du verstehst weder dich selbst noch die Welt und weißt nicht, was du willst oder brauchst.
  • Du hast deine Motivation und dein Interesse an praktisch allen Aktivitäten verloren.
  • Außerdem fühlst du dich von anderen abgekoppelt. Du bist einsam und nicht in der Lage, soziale Kontakte zu pflegen.
  • Und du bist auch nicht in der Lage, Emotionen zu empfinden. Du scheinst gefühllos zu sein und hast die Freude am Leben verloren.

Das Gefühl innerlich tot zu sein

Wir analysieren anschließend die häufigsten Ursachen, die zu diesem Gefühl, “innerlich tot” zu sein führen können.

Mann hat das Gefühl "innerlich tot" zu sein
Tiefe Traurigkeit und Angst sind mit dem Gefühl verbunden, “innerlich tot” zu sein.

Du hast einen schweren emotionalen Schlag erlitten

Nach einer schmerzhaften und schockierenden Erfahrung gefrieren die Gefühle oft ein. Wenn du trauerst, fühlst du dich wahrscheinlich “innerlich tot”. Denke daran, dass Trauer nicht nur durch den Verlust eines geliebten Menschen entsteht, sondern nach einer Trennung, dem Ende einer Freundschaft oder der Kündigung des Jobs.

Diese Leere und Gefühllosigkeit ist häufig, vor allem, wenn es sich um eine verzögerte Trauer handelt, bei der die Person nicht sofort auf das Ereignis reagiert, sondern ihre Emotionen unterdrückt.

Du weißt nicht, mit deinen Emotionen umzugehen

Vielleicht ist das Gefühl der emotionalen Leere ein unbewusster Mechanismus, um Schmerzen zu vermeiden. Verleugnung, Unterdrückung, Vermeidung und Verdrängung zählen zu den wichtigsten Bewältigungsstrategien. Eine in der Zeitschrift Revista de Psicoterapia veröffentlichte Studie erinnert daran, dass diese Mechanismen bei komplexer Trauer häufig zum Einsatz kommen.

Dir fehlt soziale Unterstützung

Soziale Isolation ist nicht nur eine Folge von Apathie, sondern kann auch die Ursache sein. Unterstützung und das Gefühl der Zugehörigkeit sind in schwierigen Zeiten besonders wichtig. Eine in der Fachzeitschrift Harvard Review of Psychiatry veröffentlichte Studie weist darauf hin, dass fehlende soziale Unterstützung zu den Hauptkomponenten des Gefühls der Leere zählt.

Du befindest dich in einer existenziellen Krise

Wenn du dich innerlich tot fühlst, durchläufst du vielleicht eine existenzielle Krise und stellst den Sinn des Lebens infrage. Die vielen unbeantworteten Fragen können zu Passivität, Untätigkeit und Hoffnungslosigkeit führen. Solche Krisen treten häufiger in bestimmten Lebensphasen auf (z. B. in der Pubertät) und führen zu einer negativen Selbsteinstellung und fehlenden Zukunftsperspektiven.

Du erlebst Dissoziation

Dissoziation bedeutet eine Trennung zwischen Wahrnehmung, Denken, Fühlen und Handeln. Du fühlst dich fremd und von der Realität losgelöst. Ein in der Zeitschrift Clínica y Salud veröffentlichter Artikel weist darauf hin, dass die dissoziative Wahrnehmung vorübergehend, jedoch auch chronisch sein kann. Sie kann zu starren und anhaltenden Reaktionsmustern führen, die eine psychische Störung auslösen.

Du leidest an affektiver Abstumpfung

Auch affektive Abstumpfung kann dazu führen, dass du dich innerlich tot fühlst. Es kommt zu Gleichgültigkeit oder zur Abwesenheit von Reaktionen auf emotionale Auslöser. Es kann sich um ein isoliertes Symptom oder um ein Anzeichen für eine komplexere Erkrankung (z. B. posttraumatische Belastungsstörung) handeln.

Du hast eine psychische Störung

Neben traumabedingten Störungen wird ein tiefes Gefühl der Leere auch mit anderen Erkrankungen in Verbindung gebracht. Laut der Harvard Review of Psychiatry kann dieses Gefühl im Zusammenhang mit Depressionen und anderen affektiven Störungen oder mit Schizophrenie und der narzisstischen Persönlichkeitsstörung auftreten.

Chronische Gefühle der Leere sind auch eine der häufigsten und charakteristischen Erfahrungen bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung. Es ist sogar eines der Diagnosekriterien im DSM-V (Diagnostisches und Statistisches Handbuch Psychischer Störungen).

Frau in der Therapie fühlt sich "innerlich tot"
Wenn das Gefühl der Leere lange anhält und das tägliche Leben beeinträchtigt, solltest du psychologische Hilfe in Anspruch nehmen.

Ich fühle mich innerlich tot: Wie kann ich damit umgehen?

Die Schritte zur Überwindung dieses Zustands hängen weitgehend von den Ursachen ab. Im Allgemeinen sind folgende Empfehlungen nützlich:

  • Überprüfe deine wichtigsten Lebenserfahrungen. Darin findest du vielleicht die Wurzel dieses Gefühls der Leere. Verwende Werkzeuge wie die Lebenslinie.
  • Versuche, dich wieder mit deinen Gefühlen zu verbinden. Das kann sich unangenehm anfühlen, ist jedoch der einzige Weg, um die aufgestaute emotionale Ladung loszulassen. Methoden wie das therapeutische Schreiben helfen dabei.
  • Gib dir Zeit. Wenn du trauerst, dich von einem schwierigen Ereignis erholst oder eine große Veränderung erlebst, brauchst du Zeit, um dich wieder anzupassen. Erlaube dir, zu fühlen, und zwinge dich nicht, Glücksgefühle zu empfinden, wenn du das nicht willst.
  • Analysiere deine Bewältigungsstrategien. Welche Möglichkeiten oder Ressourcen nutzt du, um mit schwierigen oder stressigen Situationen umzugehen? Wenn du dazu neigst, Schmerzen zu verdrängen oder zu unterdrücken, solltest du andere Techniken ausprobieren.
  • Schaffe dir Unterstützungsnetzwerke. Es stimmt, dass es schwierig ist, auf andere zuzugehen, wenn du nicht motiviert bist. Der Austausch von Erfahrungen mit anderen Menschen kann dich jedoch ermutigen und stärken.
  • Auch die Verhaltensaktivierung kann hilfreich sein. Diese Technik kommt häufig bei Depressionen zum Einsatz, um zurück ins Leben zu finden. Du wirst dich besonders anstrengen müssen, um diese Dynamiken (die im Moment nicht gerade verlockend sind) zu planen und einzuhalten, bis du anfängst, dich zu aktivieren.

Wenn du dich innerlich tot fühlst, ist es an der Zeit, Hilfe zu suchen

Wenn dieses innere Gefühl der Apathie, des Abgeschnittenseins oder der Hoffnungslosigkeit intensiv oder langanhaltend ist oder wenn es dein tägliches Leben beeinträchtigt, ist es wichtig, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Wie bereits erwähnt, kann eine psychische Störung vorliegen, die eine Behandlung erfordert. Ein Psychologe oder Therapeut kann dir auch in schwierigen Zeiten helfen, neue Perspektiven zu erkennen.


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