Warum es jedem gut tun würde, hin und wieder zur Therapie zu gehen
Eine Therapie ist ein gutes Werkzeug, um unsere Probleme von einem anderen Standpunkt aus betrachten zu können. Freunde können uns Ratschläge geben, aber oftmals reichen uns diese nicht aus oder sie sind leider nicht genau das, was wir brauchen. An dieser Stelle kommen Psychologen ins Spiel. Die Gesellschaft erkennt langsam, dass sich nicht nur „Verrückte“ in Therapie begeben, sondern ermutigt immer mehr Menschen dazu, in einer Therapie nach etwas zu suchen, das sie wo anders nicht finden können.
Um einen Psychologen um Hilfe zu bitten, müssen wir nicht wütend sein oder eine psychische Störung aufweisen. Ganz im Gegenteil: Heutzutage ist es häufig der Fall, dass wir hin und wieder zur Therapie gehen, um unser Inneres in Einklang zu bringen und es besser kennenzulernen. Das Sprechzimmer ist für viele zu einem Ort geworden, an dem sie ihre Lichter und Schatten erforschen und von ihnen lernen können. Es geht nicht darum, von jemandem einen Rat zu erhalten, den wir nicht kennen, sondern darum, unsere Probleme aus einer anderen Perspektive zu analysieren.
Wenn Therapie missverstanden wird
Viele Menschen denken immer noch, dass der Patient während der Therapie auf einer Couch liege, während er in seiner Kindheit nach Traumata sucht, die erklären können, wie er sich jetzt fühle. Andere glauben, dass ein Therapeut eine Person sei, die die Konflikte des Patienten oder Klienten löse, ohne dass er sich selbst um die Problemlösung bemühen müsse. Es gibt wiederum auch andere, die genau das Gegenteil annehmen, nämlich dass der Therapeut ein in der Therapie passiv agiere, sich aufs Zuhören beschränke.
Diese Vorstellungen sind Missverständnisse in Bezug darauf, wie man heute in psychotherapeutischen Praxen arbeitet. Die Psychotherapie, die auf der Couch stattfindet, ist Teil der Psychoanalyse, und auch nicht jeder Psychoanalytiker nutzt heutzutage noch eine Couch. In diesem Sinne könnten wir sagen, dass die Weiterentwicklung der Psychologie dazu geführt hat, dass die Sofas aus den Praxen nahezu verschwunden und diese Form der Therapie zur Ausnahme geworden ist.
Psychologen geben uns keine Antworten, aber sie helfen uns, sie zu finden. Einige können auch Fragen aufwerfen, an die wir sonst vielleicht niemals gedacht hätten und die für das von uns dargestellte Problem relevant sind. Je nach Situation schlagen sie eine Reihe von Übungen vor, die uns bei dieser Aufgabe helfen können. Die Welt der Therapie hat sich sehr weiterentwickelt und wir können darin sogenannte Paradigmen finden, wie die kognitive Verhaltenstherapie oder Therapien der dritten Generation (Mindfulness, die humanistische Therapie, die systemische Therapie usw.), die eine Therapie von Angesicht zu Angesicht erfordern.
Warum ist es gut, hin und wieder zur Therapie zu gehen?
Eine Therapie ist nicht ausschließlich für Menschen mit psychischen Störungen bestimmt. Sie ist für jedermann ein gutes Hilfsmittel, denn wir sind nicht unbesiegbar und manchmal hilft es uns, die Perspektiven einer anderen Person einzunehmen, die unsere eigenen bereichern. Wir sind nicht perfekt und daher ist es wahrscheinlich, dass wir Fehler machen, die wir Revue passieren lassen sollten, um Wiederholungen zu vermeiden.
„Die Menschen sagen oft, dass sie sich noch nicht gefunden hätten. Aber sich selbst findet man nicht, sich erschafft man.“
Thomas Szasz
Der Besuch beim Psychologen ist für viele Menschen ein dringendes Bedürfnis. Für andere muss er nicht zwingend sein, aber er ist für ihre mentale und emotionale Gesundheit von Vorteil. Das Leben lässt uns durch Situationen, Traumata und schwierige Momente gehen, die wir nicht allein bewältigen wollen oder können. Eine Psychotherapie ist dabei immer eine gute Idee.
7 Gründe, warum eine Therapie hilfreich sein kann
Es ist interessant, die verschiedenen Gründe zu analysieren, warum eine Therapie in bestimmten Momenten unseres Lebens ein gutes Werkzeug für jeden von uns ist, auch für die, die nicht von Traurigkeit oder Angst geplagt werden. Schauen wir uns diese Gründe also einmal an.
Sie mindert unser Leiden, indem sie uns eine neue Perspektive aufzeigt, aus der wir die Welt betrachten können
Eine Therapie lehrt uns Strategien, um unser Unbehagen und unsere Ängste zu mindern. Darüber hinaus lindert sie nicht nur unsere Symptome, sondern hilft uns auch zu verstehen, wie sie in unser Leben gekommen und warum sie noch immer präsent sind. Sie kann uns beispielsweise dabei helfen, unsere Ängste zu verringern und zu verstehen, warum die Angst zu diesem Zeitpunkt in unserem Leben aufgetaucht ist, sodass wir aus einer neuen Perspektive analysieren können, was mit uns passiert.
Sie schützt unsere emotionale Gesundheit, damit wir unsere Gefühle besser verstehen können
Der therapeutische Prozess ist ein gutes Werkzeug, um unsere emotionale Intelligenz zu verbessern. Er konzentriert sich vorrangig auf unsere Ängste und unterdrückten Gefühle, um sie hervorzuholen, damit wir sie nach und nach ausdrücken können, sodass sie kein Problem mehr darstellen. Wenn wir z. B. Angst davor haben, allein zu sein, kann es helfen, diese Angst zu teilen, um sie mit der Hilfe des Psychologen zu verarbeiten.
Sie lädt uns dazu ein, unsere Komfortzone zu verlassen
Was wir bereits kennen, funktioniert nicht immer für uns. Deshalb kann eine Therapie uns dabei helfen, unbekannte Bereiche zu erkunden und auf eine ruhigere Art mit unserer Unsicherheit umzugehen. Stellen wir uns zum Beispiel vor, dass wir leiden, weil wir keine Freunde haben, wir aber auch nichts tun, um das zu ändern. Zu lernen, uns in der Therapie zu öffnen und uns auszudrücken, wird in der Zukunft sehr hilfreich sein, sodass wir daraufhin neuen Aktivitäten nachgehen können, die es uns ermöglichen, auf neue Menschen zu treffen.
Sie hilft uns, uns von Problemen zu distanzieren und sie aus einer erweiterten Perspektive zu betrachten
Wenn wir sehr in unsere Probleme vertieft sind, ist es oft schwierig, eine Lösung zu finden. Hier kann uns ein Psychologe dabei helfen, unsere Auswahl an Optionen zu erweitern und sogar zu verstehen, warum ein paar gute Optionen von uns abgelehnt werden. Wenn wir zum Beispiel ein Problem mit einem Familienmitglied haben, können wir durch eine Art Rollenspiel in der Therapiesitzung den Konflikt besser verstehen.
Sie ermöglicht uns, die verschiedenen Teile unserer selbst besser kennenzulernen
Wir werden uns nie vollkommen kennen. Es gibt immer Teile an uns selbst, die wir erforschen und verstehen lernen können. Manchmal weisen wir Verhaltensweisen auf, die wir selbst bewusst oder unbewusst ablehnen. In einem Prozess der Psychotherapie können wir dann realisieren, welche Teile wir an uns selbst nicht akzeptieren, und damit beginnen, uns mit ihnen zu versöhnen.
Sie klärt den Verstand und ermöglicht uns zu erkennen, was in unserem Leben wichtig ist
Oft sehen wir nicht klar, was falsch ist und was nicht funktioniert, wir vergessen, das zu schätzen, was in unserem Leben wirklich wichtig ist. Wir vergessen unsere Gegenwart und die Bindung zu geliebten Menschen zu genießen. Beispielsweise sind wir vielleicht so in unsere Arbeit vertieft, dass wir unsere Beziehung zu unserem Partner vernachlässigen. Eine Therapie hilft uns dabei, unsere Probleme zu relativieren und das wertzuschätzen, was wichtig ist.
Sie fördert die Selbsterkenntnis und eine mitfühlende Haltung
Wenn wir in einen Prozess der Selbsterkenntnis eintreten, werden wir uns vieler Gedanken, Emotionen und Haltungen klar, derer wir uns vorher nicht bewusst waren. Manchmal behandeln wir uns zum Beispiel schlecht und wir erkennen das nicht. Eine Therapie schafft Abhilfe: Sie ermutigt uns zu Selbstmitleid, dazu, mehr Geduld und mehr Verständnis für uns selbst zu haben.
Sie stärkt unsere psychische Gesundheit, indem sie möglichen emotionalen Tiefs vorbeugt
Eine Therapie ist ein hilfreiches Werkzeug, um unser Selbstwertgefühl zu stärken und unser Inneres wieder in Einklang mit uns zu bringen. Das ist etwas, das wir normalerweise in der Hektik unseres stressigen Alltags vergessen. Auf der anderen Seite können wir bereits auf viele Werkzeuge zur Problemlösung zurückgreifen. Eine Therapie hilft uns lediglich, uns auf sie aufmerksam zu machen und das für jede Lebenssituation passendste auszuwählen.
Wir sollten uns daran erinnern, dass wir diejenigen sind, die unser Schicksal auswählen und das Ruder für unser Boot in der Hand haben. So können wir lernen, es über Wasser zu halten oder es auf dem Meer zu navigieren, während wir den Prozess genießen. Wir sollten keine Angst davor haben, um Hilfe zu bitten. Das macht uns nicht schwach, ganz im Gegenteil.
Es ist nie zu spät, die Vorteile einer Therapie zu entdecken und nach und nach jeden Tag ohne viel Stress oder Kopfschmerzen zu genießen. Eine Therapie tut jedem gut, weil wir Menschen sind. Wir müssen im Leben über Schlaglöcher fahren und müssen diese nicht allein bewältigen können. Unser Unbehagen mit jemandem zu teilen und von einer psychologischen Behandlung zu profitieren, kann für uns einen großen Schritt darstellen. Aber auf lange Sicht wird es uns unsere psychische Gesundheit danken, wenn wir hin und wieder zur Therapie gehen.