Warum Angst dich müde macht
Warum bin ich so müde, wenn ich Angst habe? Viele Menschen stellen sich diese Frage, wenn sie psychisch schwierige Zeiten durchleben. Dein Körper fühlt sich schwer, deine Muskeln schmerzen, du fühlst einen Druck auf deiner Brust und du musst dich permanent hinsetzen und ausruhen. Aber warum passiert all das? In unserem heutigen Artikel werden wir uns mit der Frage beschäftigen, warum Angst dich müde macht.
Es gibt zahlreiche Studien zu dieser Frage und einige von ihnen reichen sogar bis in die Zeit des Ersten Weltkrieges zurück. Das medizinische Personal in den Lazaretten beobachtete, dass viele der Soldaten, die wieder an die Front zurückkehrten, neben ihren körperlichen Verletzungen auch unter starken Ängsten und Depressionen litten. Darüber hinaus entwickelte sich neben den kognitiven Beschwerden sehr häufig noch ein weiteres Symptom: extreme und anhaltende Erschöpfung.
Die Ärzte jener Zeit nannten dieses Phänomen “Kriegstrauma” oder “Kriegsneurose”. Im Laufe der Jahre haben Wissenschaftler bei der Arbeit mit diesen psychologischen Zuständen ein besseres Verständnis der dahinter liegenden biochemischen und physiologischen Prozesse gewonnen. Damit wollen wir uns nun eingehender befassen.
Wenn Angst dich müde macht: Faktoren, die zu berücksichtigen sind
Müdigkeit hat in der Regel eine der zwei folgenden Ursachen: Entweder ist sie das Resultat intensiver körperlicher Anstrengung oder sie entsteht aufgrund psychologischer Faktoren. Obwohl der zweite Grund möglicherweise widersprüchlich erscheinen mag, gibt es genügend Daten, die dies belegen.
Eine Studie, die an der University of Manitoba in Canada durchgeführt wurde, enthüllt einen wichtigen Aspekt über den Zusammenhang von Angst und Erschöpfung. Denn die Auswirkungen von Depressionen und Angststörungen am Arbeitsplatz sind enorm. Einer der Faktoren, der in sehr engem Zusammenhang mit schlechter Arbeitsleistung steht, ist Müdigkeit. Eine signifikante Anzahl an Menschen ist zu müde bei der Arbeit, um sich zu konzentrieren oder produktiv an der Erreichung ihrer Ziele zu arbeiten.
Außerdem zeigte diese Studie, dass durch Angststörungen und Depressionen verursachte Müdigkeit ein normales Leben erheblich erschwert. Die Dinge, die du immer gerne getan hast, wie beispielsweise mit deinen Freunden auszugehen oder einem Hobby nachzugehen, erscheinen dir plötzlich zu viel. Denn sie erfordern ein Maß an Anstrengung und Energie, das du einfach nicht hast. Aber warum ist das so? Warum macht dich Angst so müde? Nachfolgend nennen wir dir einige der häufigsten Ursachen.
Adrenalin und Angst: unerbittliche körperliche Aktivierung
Stress und Angst entstehen beide, weil dein Körper vermehrt Adreanlin und Noradrenalin produziert. Der Zweck dieser beiden Hormone ist es, dir dabei zu helfen, schnell reagieren zu können, um dich vor Bedrohungen und Gefahr in Sicherheit zu bringen.
- Die Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin erhöht deine Herzrate, beschleunigt deine Atmung und erhöht deinen Blutdruck. Außerdem erleichtert sie die Freisetzung von Cortisol. Unter normalen Umständen ist dies nur eine kurze Reaktion. Sobald die Bedrohung vorüber ist, kehrt dein Körper wieder in den Normalzustand zurück.
- Wenn du aber unter Angststörungen leidest und die “Bedrohung”, die du wahrnimmst, nichts Konkretes (wie beispielsweise ein wildes Tier) ist, werden diese Hormone immer weiter produziert. Allerdings haben sie sehr schädliche Auswirkungen, wenn sie permanent in deinem Körper vorhanden sind. Denn sie können Müdigkeit, Kopfschmerzen, Verdauungsbeschwerden, Tachykardie usw. hervorrufen.
Aber Erschöpfung ist nicht das einzige Symptom, unter dem Menschen mit Angststörungen normalerweise leiden. Darüber hinaus erleben sie auch häufig viele der Symptome, die wir bereits oben erwähnt haben. All dies ist eine eindeutige Manifestation eines andauernden Zustandes der Wachsamkeit und der Aktivierung. Und dieser kann, wie du dir sicherlich vorstellen kannst, sehr ermüdend und erschöpfend sein.
Müde durch Angst: Die Auswirkungen auf unsere Muskeln
Wenn du unter chronischen Ängsten leidest oder sie zu bestimmten Zeiten in deinem Leben erlebt hast, weißt du, wie sich das anfühlt. Angst führt dazu, dass sich dein Körper schwer und seltsam anfühlt. Deine Beine schmerzen, deine Arme fühlen sich schwach an und dein Rücken und Nacken sind hart und verspannt.
Allerdings wirkt Angst sich besonders merklich auf deine Muskeln aus. Das liegt daran, dass dein Gehirn alle Energie in deine Muskeln schickt, damit sie auf die Kampf- oder Fluchtbotschaft reagieren können. Diese aufgestaute Anspannung, die aufgrund deines permanenten Alarmzustandes entsteht, kann Schmerzen verursachen und dich müde machen.
Dein Gehirn sendet dir möglicherweise eine Botschaft
Wenn du dich jemals gefragt hast, warum Angst dich müde macht, solltest du auch darüber nachdenken, ob dir dein Körper etwas zu sagen versucht. Deine Erschöpfung könnte ein Abwehrmechanismus deines Gehirns sein. Die Müdigkeit und Lethargie, die du empfindest, könnte ein Weg sein, über den dein Gehirn versucht, dich zu stoppen.
Ein sehr wichtiger Aspekt dieser Art der Erschöpfung ist der, dass du sie auch nicht beseitigen kannst, selbst wenn du dreißig Stunden am Stück schläfst. Mit anderen Worten, physische Erholung löst dieses mentale Problem nicht.
Das Ziel dieser Reaktion deines Gehirns ist es, dich zum Innehalten zu bewegen, damit du dich neu orientieren kannst. Die besten Möglichkeiten, um damit umzugehen, sind veränderte Gewohnheiten, das Setzen klarer Prioritäten, der richtige Umgang mit deinen Emotionen und die Lösung vergangener und aktueller Konflikte.
Vernachlässige deine Gesundheit nicht, wenn du Ängste hast und häufig müde bist
Wir wissen, dass Ängste sich auf verschiedenste Weise psychisch und physisch manifestieren. Dazu gehören permanente Sorgen, Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen, Magenschmerzen und körperliche Erschöpfung. Dennoch solltest du nicht automatisch davon ausgehen, dass deine Symptome durch Ängste verursacht werden. Suche einen Arzt auf, der mögliche andere Ursachen ausschließen oder diagnostizieren wird.
Schilddrüsenprobleme und Anämie können ebenfalls zu chronischer Müdigkeit führen. Daher ist eine professionelle Diagnose durch einen Arzt von entscheidender Bedeutung dafür, dass du wieder genesen kannst.
Wenn dein Körper versucht, dir etwas mitzuteilen, solltest du unbedingt auf ihn hören und ihm das geben, was er benötigt.
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- Enns W. William, Bernstein. Charles (2018) The association of fatigue, pain, depression and anxiety with work and activity impairment in immune mediated inflammatory diseases. Plos One. doi: 10.1371/journal.pone.0198975