Wann können wir unsere Großeltern umarmen? Liebe auf Distanz
Die derzeitige Corona-Pandemie zwingt viele Eltern und Großeltern, virtuelle Bussis über Handy oder Computer an ihre Enkelkinder oder Kinder zu verteilen. Die Fernbeziehung ist deshalb jedoch nicht weniger herzlich, denn das ist jetzt die einzige Möglichkeit, die wir haben. Wir klammern uns täglich daran, um die emotionale Nähe und Zuneigung zu den von uns geliebten Menschen zu nähren, die jetzt schmerzhaft weit entfernt sind. Doch wir werden unsere Großeltern umarmen…
Ältere Menschen sind in Corona-Zeiten besonders verletzlich. Aus Ländern wie Spanien und Italien erreichen uns traurige und trostlose Nachrichten aus Altersheimen, die sich niemand erwartet hätte. Da unsere Eltern oder Großeltern besonders gefährdet sind, müssen wir Besuche einschränken, um zu verhindern, dass sie sich mit COVID-19 anstecken.
Wir befinden uns plötzlich in einer utopischen Situation, die filmreif ist. Wir stellen unseren Großeltern den wöchentlichen Einkauf vor die Tür, um sie dann aus der Ferne zu begrüßen. Wir trösten sie mit den Worten “es wird nicht mehr lange dauern” und sie antworten mit Sätzen wie “wir brauchen noch ein bisschen Geduld, doch bald wird alles wieder gut sein”. Sie lächeln uns an, doch ihre Augen sind traurig.
Doch auch in diesen Zeiten sind unsere Mütter, Väter, Omas und Opas stark und zeigen Charakter. Sie vermitteln uns immer ihre unverbrennbare Wärme, ihren lebhaften Enthusiasmus, der uns unendlich viel Kraft gibt.
Inzwischen sind sie technologische Experten und kennen sich bestens mit Videochats aus. Sie erzählen ihren Enkelkindern sogar Märchen am Handy. Die Zeiten haben sich verändert, das Leben hat uns ganz überraschend vor unvorhersehbare Herausforderungen gestellt.
Großeltern umarmen: Bindung in der Distanz
Die Kinder sind bei ihren Eltern zu Hause und die Kleinsten verstehen nicht, warum sie ihre Großeltern nicht sehen dürfen. Diese verbringen wiederum viele Stunden alleine, ohne ihre Enkelkinder und ohne ihre Kinder, die sonst eine immense Unterstützung für sie darstellen.
Alles ist schwer zu verstehen, doch trotzdem versuchen wir, mit dieser Situation bestmöglich umzugehen. Wir trösten uns selbst damit, dass es sich nur um eine begrenzte Zeit handelt und bald alles vorüber sein wird. Wichtig ist jetzt, dass die von uns geliebten Menschen nicht erkranken.
Andererseits experimentieren viele ältere Menschen unterschiedliche Realitäten. Manche genießen Gesellschaft, doch andere sind ganz alleine zu Hause. Manche haben Familie, andere sind einsam. Wieder andere verbringen ihren Lebensabend in einem Altersheim. Doch für alle ist eines ganz besonders wichtig: die Beziehung zu den von ihnen geliebten Menschen in der Distanz.
Vielleicht ist deine Nachbarin eine Witwe über achtzig, die dich im Aufzug immer fröhlich begrüßt. Es könnte auch sein, dass neben deinen Eltern ein älterer Herr lebt, dessen Kinder sich weit weg befinden. In der derzeitigen Situation ist es besonders wichtig, uns auch um diese Menschen zu kümmern und Netze zu spinnen, um sie zu unterstützen. Es soll ihnen an nichts fehlen: Du kannst vielleicht mit einem wöchentlichen Einkauf, einem Anruf und einem “Wie geht es Ihnen heute” sehr viel bewirken.
Wenn sich ein geliebter Mensch in einem Altersheim befindet
Wie bereits erwähnt, erleben Familien, deren Großeltern in einem Altersheim leben, besonders schwierige Situationen und machen sich oft große Sorgen. Die präventiven Maßnahmen sind hier sehr strikt, um die älteren Menschen zu schützen. Deshalb können sie auch nicht besucht werden.
Wie kann man mit dieser Situation umgehen? Welche Möglichkeiten gibt es, um die Beziehung auf Distanz aufrecht zu erhalten?
- Als Erstes müssen wir die Realität verstehen. Wir müssen akzeptieren, dass ältere Menschen mit Krankheiten besonders gefährdet sind, und deshalb sehr strikte Maßnahmen getroffen werden müssen.
- In den Altersheimen ist es deshalb grundlegend, dass sie entsprechend gepflegt und geschützt werden. Aus diesem Grund sind in vielen Heimen Besuche derzeit nicht erlaubt.
- Doch die Betreuer müssen die Familien regelmäßig über den Gesundheitszustand ihrer Großeltern informieren.
- Andererseits müssen Wege gesucht werden, damit wir trotzdem Kontakt zu ihnen haben können. Videochats sind in der Zeit der Isolierung besonders wichtig, denn sich zu sehen und miteinander zu sprechen ist für alle sehr beruhigend.
Auch Enkelkinder können Großeltern umarmen… auf Distanz
Es gibt keine bessere Impfung in diesen Tagen, als die Zuneigung zwischen Großeltern und Enkelkindern, auch wenn jetzt eine Annäherung nur auf Distanz möglich ist.
Die Bindung sollte jeden Tag gefördert werden, vor allem zwischen unseren Kindern und unseren Eltern. Sie brauchen sich und diese geteilten Augenblicke sind für alle sehr gesund. Dadurch bleiben die Emotionen wach, die unzerstörbare Liebe wird genährt und Ängste verfliegen im Nu.
- Während des Videochats müssen verschiedene Aspekte berücksichtigt werden. Wir können unsere Großeltern fragen, wie es ihnen geht, was sie gegessen haben und ob sie etwas brauchen. Nicht nur ihr physisches, auch ihr psychologisches Wohlbefinden ist grundlegend.
- Andererseits ist es für sie sehr hilfreich, ihre Aufmerksamkeit und ihr Gedächtnis anhand von Fragen über schöne Augenblicke der Vergangenheit zu fördern. Sie können auch erzählen, was sie den ganzen Tag über gemacht haben. Dadurch können sie sich an das Hier und Jetzt klammern, was besonders wichtig ist, um die Pandemie und die Isolierung in den Hintergrund zu rücken.
- Außerdem ist es sehr positiv für Kinder und ältere Menschen, die Hoffnung zu festigen. Wir müssen ihre Illusionen nähren, damit sie Pläne schmieden und sich Aktivitäten ausdenken, die sie nach Ende der Pandemie gerne unternehmen würden.
Diese Tage sind für alle schwierig. Doch trotzdem müssen wir uns besonders anstrengen, um die verletzlichsten Menschen zu unterstützen und nicht alleine zu lassen.
Unsere Großeltern haben so viel für uns getan, jetzt brauchen sie unsere Unterstützung mehr denn je. Es mag ironisch scheinen, doch am besten können wir ihnen helfen, indem wir die Distanz wahren, jedoch gleichzeitig unsere emotionale Bindung stärken. Wir können unsere Großeltern umarmen, auch wenn uns der physische Abstand trennt.