Wann du deinen Psychologen wechseln solltest: 10 klare Indikatoren

Auch wenn deine Psychologin oder dein Psychologe einfühlsam, flexibel und bestens ausgebildet ist, kann es sein, dass die Therapeut-Klient-Beziehung nicht funktioniert.
Wann du deinen Psychologen wechseln solltest: 10 klare Indikatoren
Sharon Laura Capeluto

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Sharon Laura Capeluto.

Letzte Aktualisierung: 23. Mai 2024

Die Entscheidung, einen Psychologen zu wechseln, kann schwierig und emotional belastend sein. Doch manchmal ist es notwendig, um sicherzustellen, dass du die bestmögliche Unterstützung erhältst.

Eine gute therapeutische Beziehung ist entscheidend für deinen Fortschritt und dein Wohlbefinden. Wenn du das Gefühl hast, dass deine Therapie nicht die gewünschten Ergebnisse bringt oder du dich bei deinem aktuellen Therapeuten nicht wohlfühlst, ist vielleicht der richtige Zeitpunkt für eine Veränderung gekommen. Folgende Indikatoren zeigen dir, wann du deinen Psychologen wechseln solltest.

Auch wenn deine Psychologin oder dein Psychologe einfühlsam, flexibel und bestens ausgebildet ist, kann es sein, dass die Therapeut-Klient-Beziehung nicht funktioniert.

Wann du deinen Psychologen wechseln solltest

Den richtigen Therapeuten zu finden, ist nicht einfach. Außerdem kann sich die Therapeut-Klient-Beziehung im Laufe der Zeit verändern. Anfangs kannst du vielleicht positive Erfahrungen machen, doch irgendwann wirst du dir bewusst, dass du keine Fortschritte mehr erzielst. Wenn du Zweifel hast, solltest du verschiedene Aspekte berücksichtigen, um eine fundierte Entscheidung zu treffen.

Die Notwendigkeit eines Therapeutenwechsels bedeutet nicht unbedingt, dass dein aktueller Psychologe oder deine Psychologin schlecht ist. Vielleicht passt ihr einfach nicht zusammen, oder die gewählte Therapie ist nicht für dich geeignet. Es gibt viele Gründe, die für eine Veränderung sprechen, berücksichtige dabei jedoch folgende Tipps:

1. Beurteile deine Gefühle und Handlungen

In einer Therapie sollte es Raum für freie Äußerungen geben, ohne Angst vor Beurteilung. Die emotionale Validierung ist ein wesentlicher Bestandteil jeder guten Therapie. Wenn du jedoch feststellst, dass du mehr Kritik als Unterstützung erfährst und deine Emotionen nicht angemessen bestätigt werden, könnte dies ein Hinweis darauf sein, dass du einen Therapeutenwechsel in Betracht ziehen solltest.

Es ist wichtig, zwischen unbegründeten Kritikpunkten und konstruktivem Feedback zu unterscheiden, das darauf abzielt, an bestimmten Aspekten zu arbeiten. Therapeuten müssen manchmal Dinge ansprechen, die du vielleicht nicht hören möchtest.

2. Respektiert deine Werte und Überzeugungen nicht

Es ist möglich, dass dein Therapeut nicht alle deine persönlichen Werte teilt, was an sich in Ordnung ist. Allerdings sollte dich die behandelnde Person deswegen nicht verurteilen oder infrage stellen. Auch wenn eure Ansichten beispielsweise in religiösen Fragen nicht übereinstimmen, sollte dein Therapeut das nicht problematisieren.

3. Zu stark auf sich selbst fokussiert

Ein deutliches Zeichen dafür, dass es Zeit sein könnte, den Psychologen zu wechseln, ist, wenn dein Therapeut zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist und nicht angemessen auf deine Bedürfnisse eingeht. Während Offenheit in der Therapie geschätzt wird, dürfen professionelle Grenzen nicht überschritten werden, indem die Sitzungen zu einem Monolog des Therapeuten werden.

Eine in der Fachzeitschrift Psychotherapie veröffentlichte Studie legt nahe, dass ein gutes therapeutisches Bündnis positiv mit dem Erfolg einer Psychotherapie korreliert. Daher ist es entscheidend, dass du neben der fachlichen Kompetenz auch die Qualität der zwischenmenschlichen Beziehung zu deinem Therapeuten berücksichtigst.

4. Fehlende Verbundenheit

Ein mangelndes Gefühl der Verbundenheit ist ein bedeutsames Anzeichen. Solltest du während der Therapiesitzungen das Empfinden haben, dass die erwartete Resonanz oder das Verständnis nicht vorhanden ist, könnte dies ein Hinweis darauf sein, dass du alternative Optionen in Betracht ziehen solltest.

5. Kommunikationshürden

Fühlt es sich manchmal so an, als ob dir dein Therapeut auf Chinesisch auf deine Fragen antwortet? Eine erfolgreiche Therapie erfordert nicht nur einfühlsames Zuhören seitens des Psychologen, sondern auch ein echtes Verständnis für deine Bedürfnisse und Sorgen. Solltest du das Gefühl haben, dass eine emotionale Sprachbarriere besteht, könnte dies ein Zeichen dafür sein, dass ein Wechsel zu einer anderen Fachkraft sinnvoll ist.

Im Beratungsprozess selbst gibt es bestimmte Anzeichen, die darauf hinweisen können, dass es an der Zeit ist, innezuhalten, die Situation zu überprüfen und zu überlegen, ob Anpassungen erforderlich sind.

6. Die Zeit vergeht und du fühlst dich nicht besser

Es ist unbestreitbar, dass die Behandlung mit einem Psychologen oder einer Psychologin zu bestimmten Zeiten unangenehm und schmerzhaft sein kann oder dass du nicht weißt, was du von der Therapie erwarten kannst. Sei dir bewusst, dass Höhen und Tiefen sowie Rückfälle Teil des Prozesses sind. Es sollte jedoch ein Weg zur Besserung und zum Wohlbefinden sein.

Deshalb ist es sinnvoll zu bewerten, ob der derzeitige Prozess wirksam ist, wenn du nach einer angemessenen Zeit keine bedeutenden Fortschritte bei deiner psychischen Gesundheit feststellst oder das Gefühl hast, dass du seit Beginn keine neuen Werkzeuge erworben hast.

7. Der therapeutische Ansatz ist nicht der richtige für dich

Jeder Mensch ist einzigartig und was bei der einen Person funktioniert, muss bei der anderen nicht funktionieren. Es gibt viele Arten von psychologischen Therapien, mit ihren eigenen Techniken, Methoden und Zielen. Hast du das Gefühl, dass der Ansatz keine Verbindung zu dir herstellt oder nicht zu deinem Stil und deinem Problem passt? Wenn ja, solltest du unbedingt einen anderen Ansatz ausprobieren, der besser zu deinen Bedürfnissen und Vorlieben passt.

8. Du nimmst an den Sitzungen teil, als wären sie eine reine Formalität

Damit die Therapie funktioniert, ist deine aktive Teilnahme entscheidend. Wenn du die Sitzungen als sinnlose Pflicht ansiehst, können Motivation und Engagement nachlassen.

Das ist einer der Gründe, warum eine Psychotherapie scheitert. Dafür gibt es verschiedene Gründe, z. B. den Drang nach einer Pause, die mangelnde emotionale Bereitschaft zur Selbstbeobachtung oder das Bedürfnis, den Therapeuten zu wechseln.

Wann ist der richtige Zeitpunkt, um den Psychologen zu wechseln?

Es gibt keine allgemeine Formel, wenn du jedoch schon beim ersten Treffen das Gefühl hast, dass die Beziehung unstimmig, die gewählte Methode für dich nicht geeignet ist oder es der Fachkraft an Professionalität mangelt, kann bereits zu diesem Zeitpunkt ein Wechsel sinnvoll sein. Vergiss dabei jedoch nicht, dass der Aufbau der Therapeut-Klient-Beziehung Zeit benötigt. Es stimmt zwar, dass viele Menschen schon nach den ersten drei Sitzungen gewisse Veränderungen bemerken, aber bei anderen zeigen sich die Auswirkungen erst später.

Bevor du eine endgültige Entscheidung triffst, solltest du überlegen, ob du darüber mit der psychologischen Fachkraft sprechen möchtest. Sobald du dich für einen Wechsel entscheidest, solltest du die Therapeutin oder den Therapeuten auf gesunde und transparente Weise informieren. Führe ein ehrliches Gespräch und erkläre deine Gründe. Du kannst sogar nach Empfehlungen fragen, um eine andere Fachkraft zu finden, die besser zu deinen Bedürfnissen passt.

Ein guter Psychologe oder eine gute Psychologin wird deine Entscheidung nicht persönlich nehmen. Im Gegenteil, sie verstehen, dass dies ein Teil des Prozesses sein kann. Du solltest dir also keine unnötigen Sorgen machen, jedoch die Therapie auch nicht einfach abbrechen, sondern bei einer anderen Fachkraft weitermachen. Vertraue deiner inneren Stimme und deinen Gefühlen, lass dir jedoch helfen, wenn es die Situation erfordert!


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