9 Vorteile der Sexualtherapie
Funktionsstörungen wie Anorgasmie oder eine vorzeitige Ejakulation sind für viele noch immer Tabuthemen. Ärztliche Hilfe und eine Sexualtherapie können jedoch die sexuelle Funktionalität verbessern und Störungen behandeln. Erfahre heute, welche Vorteile eine Sexualtherapie hat und welche Probleme du damit lösen kannst.
“Wer die sexuellen Aspekte einer Beziehung geschickt handhabt, hat einen wichtigen Trumpf in der Hand, um die Liebe zu fördern.”
Helen Fisher (Warum wir lieben¹)
Die Vorteile der Sexualtherapie
William Masters und Virginia Johnson entwickelten die Sexualtherapie in den 1960er-Jahren. Ihr Buch Human Sexual Response² war eine Revolution, da es viele Vorurteile und Tabus ansprach. Seitdem hat sich dieser Ansatz gefestigt und integriert das medizinische Modell mit dem psychologischen.
Die Sexualtherapie kann individuell oder gemeinsam mit Partner oder Partnerin durchgeführt werden. Sie basiert auf Gesprächen, die einen Rahmen des Vertrauens schaffen, von dem aus Lösungen und Werkzeuge für ein harmonischeres Leben im affektiven und sexuellen Bereich angeboten werden. Diese wissenschaftlich fundierte Therapie hilft vielen Menschen, ihr Wohlbefinden zu verbessern und mehr Zufriedenheit zu erlangen.
Auch du kannst von folgenden Vorteilen profitieren:
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1. Ein befriedigenderes Sexualleben
Wenn dein Sexualleben nicht mehr so aufregend oder befriedigend wie früher ist, kann eine Sexualtherapie helfen. Nicht immer sind physiologische Probleme dafür verantwortlich. Ein in den Archives of Sexual Behavior veröffentlichter Artikel weist darauf hin, dass häufig eine Diskrepanz bei den sexuellen Bedürfnissen vorliegt: Die eine Person hat größere Bedürfnisse, während es der anderen an Libido mangelt. In einer Sexualtherapie könnt ihr darüber sprechen und Lösungen finden.
2. Behandlung sexueller Probleme
Verschiedene Umstände und Einflussfaktoren können das sexuelle Verlangen beeinflussen oder das Erreichen eines Orgasmus erschweren. Stress, Krankheiten oder die Wechseljahre wirken sich häufig negativ auf intime Beziehungen aus.
Mayo Clinic Proceedings berichtet über eine wichtige Erkenntnis aus einer Studie: Ein großer Teil der sexuellen Störungen bei Frauen bleibt unerkannt und unbehandelt. Auch Männer sind bei diesem Thema oft zurückhaltend. Deshalb ist es wichtig, über die Vorteile einer Sexualtherapie zu informieren. Folgende Probleme oder Krankheiten können damit in der Regel behandelt werden:
- Phobien
- Paraphilien
- Vaginismus
- vorzeitige Ejakulation
- männliche Impotenz
- hypoaktive sexuelle Störung
- weibliche und männliche Orgasmusstörungen
- sexuelle Abhängigkeiten
- sexuelle Probleme in den Wechseljahren
- Dyspareunie (schmerzhafter Geschlechtsverkehr)
- sexuelle Schwierigkeiten im Zusammenhang mit dem Älterwerden oder mit Krankheiten
- besseres Sexualleben während und nach der Schwangerschaft
- besseres Sexualleben von Menschen mit körperlichen oder psychischen Behinderungen
3. Das mächtigste Sexualorgan entdecken
Das entscheidende Sexualorgan ist dein Gehirn und der beste Weg zu einem befriedigenden Sexualleben ist die Stimulierung deiner Fantasie. Ein Aspekt, an dem du in der Therapie arbeiten wirst, sind daher deine Fantasien und Wünsche. Damit kannst du deine Beziehung neu beleben und Vorurteile und Scham zurücklassen.
4. Ängste und Befürchtungen abbauen
Viele Menschen haben Selbstzweifel und entwickeln sexuelle Leistungsangst. Sie glauben, nicht gut genug zu sein oder zu versagen. Eine Sexualtherapie kann diesen Personen helfen, damit sie ein erfülltes Sexualleben führen können. Sie erhalten hilfreiche Ratschläge, Strategien und Psychoedukation.
Die Pharmaindustrie versucht, Lösungen für sexuelle Funktionsstörungen anzubieten, die in einer Sexualtherapie behandelt werden können. Viele der Probleme in diesem Bereich haben mehr mit psychischen als mit physiologischen Faktoren zu tun.
5. Überwindung sexueller Traumata
Ein Artikel der wissenschaftlichen Zeitschrift Frontiers in Psychology hebt hervor, dass Patienten mit einem sexuellen Trauma eine besondere Art der Betreuung benötigen, die ihnen angemessene Sicherheit und Respekt für ihre persönliche Geschichte bietet. Die Sexualtherapie hat sich schon immer mit sensiblen Realitäten wie Missbrauch, Vergewaltigung oder Misshandlung in Beziehungen beschäftigt.
6. Verbesserung der Intimität und der emotionalen Verbindung
Wie bereits erwähnt, entsteht wahre sexuelle Lust im Gehirn. In einer Beziehungskrise ist es deshalb kompliziert, Intimität zu genießen. In einer Sexualtherapie erhält ihr jedoch unterstützende Strategien an die Hand, um die Beziehung aufzubauen und euch wieder näherzukommen:
- Problemlösungsressourcen
- Kommunikationstechniken
- Strategien zur Förderung der Libido
- Techniken zur Emotionsregulierung
7. Tiefere Selbsterkenntnis
Sex ist nicht nur körperlich, psychologische und kulturelle Aspekte spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle. Die Erziehung oder das Umfeld kann zu Vorurteilen führen, die dein sexuelles Leben behindern. Eine Sexualtherapie hilft dir, dich selbst besser kennenzulernen. Du kannst deine Sexualität, Fantasien und Bedürfnisse verstehen und falsche Vorstellungen ablegen.
8. Inklusive Therapie
Du findest Therapeut:innen, die in sexueller Vielfalt ausgebildet sind. Die McGill University in Montreal verweist auf die Fortschritte in diesem Bereich. Es geht darum, Stereotypen infrage zu stellen und eine inklusive, gerechte Sichtweise von Sexualität zu fördern. Deshalb profitieren auch LGBTIQ+-Personen von einer Sexualtherapie, die auf professionelle, sensible und effektive Weise auf ihre Bedürfnisse und Realitäten eingeht.
9. Prävention zukünftiger Probleme
Die Sexualtherapie befasst sich nicht nur mit Problemen und Aufklärung im sexuellen Bereich, sondern spielt auch eine entscheidende Rolle bei der Prävention. Auch wenn in eurer Beziehung alles bestens läuft, schadet es nie, Werkzeuge zu kennen, um zukünftige Probleme zu vermeiden. So ist es unter anderem wichtig zu wissen, wie sich Alltagsstress auf die Sexualität auswirkt oder wie ihr Monotonie vermeiden könnt.
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Sexualtherapie für befriedigende Beziehungen
Wenn du dich für eine Sexualtherapie entscheidest, um deine (sexuelle) Beziehung zu verbessern, wähle eine Fachkraft mit Expertise, die dir mit wissenschaftlich erprobten Methoden helfen kann. Habe keine Angst davor, über deine Bedürfnisse und Sorgen zu sprechen. Das ist der erste Schritt, um dein Wohlbefinden und deine sexuelle Zufriedenheit zu verbessern.
▶ Lese-Tipp
- Warum wir lieben, Helen Fisher, Knaur 2007
- Human Sexual Response, William Masters, Virginia E. Johnson, Ishi Press 2010
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
- Almås, E., & Benestad, E. E. P. (2021). Treatment of traumatised sexuality. Frontiers in Psychology, 12, 610619. https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fpsyg.2021.610619/full
- Berry, M. D., & Lezos, A. N. (2017). Inclusive sex therapy practices: a qualitative study of the techniques sex therapists use when working with diverse sexual populations. Sexual and relationship therapy: journal of the British Association for Sexual and Relationship Therapy, 32(1), 2–21. https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/14681994.2016.1193133?journalCode=csmt20
- Masters, William. Johnson, Virgina (1966) Human Sexual Response. Ishi Press. https://books.google.es/books/about/Human_Sexual_Response.html?id=N-xqAAAAMAAJ&redir_esc=y
- Parish, S. J., Hahn, S. R., Goldstein, S. W., Giraldi, A., Kingsberg, S. A., Larkin, L., Minkin, M. J., Brown, V., Christiansen, K., Hartzell-Cushanick, R., Kelly-Jones, A., Rullo, J., Sadovsky, R., & Faubion, S. S. (2019). The International Society for the Study of Women’s Sexual Health process of care for the identification of sexual concerns and problems in women. Mayo Clinic Proceedings. Mayo Clinic, 94(5), 842–856. https://www.mayoclinicproceedings.org/article/S0025-6196(19)30064-3/fulltext
- Vowels, L. M., & Mark, K. P. (2020). Strategies for mitigating sexual desire discrepancy in relationships. Archives of Sexual Behavior, 49(3), 1017–1028. https://link.springer.com/article/10.1007/s10508-020-01640-y