Vigorexie oder Muskeldysmorphie: Was ist das?
Vigorexie, Bigorexie, Muskeldysmorphie oder Muskelsucht: Diese Bezeichnungen beschreiben eine Selbstbild- und Körperschemastörung, die das Ess- und Trainingsverhalten beeinflusst und ernste Folgen haben kann. Hinter dem krankhaften Streben nach einem idealen Körper verbirgt sich eine psychische Krankheit, die auf einer verzerrten Körperwahrnehmung beruht.
Der Adonis-Komplex lässt Männer glauben, dass sie zu schmächtig sind und ihr Rollenbild nicht erfüllen. Doch nicht nur Männer, auch Frauen können eine Muskeldysmorphie entwickeln. Betroffene verbringen viel Zeit im Fitnessstudio und greifen auf anabole Nahrungsergänzungsmittel sowie Proteine zurück, um einen muskulösen Körper zu erreichen. Dieser Körperkult geht jedoch so weit, dass sie ihre Gesundheit gefährden.
Wissenswertes über die Muskeldysmorphie
Das Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-V) erwähnt die Muskeldysmorphie als eine körperdysmorphe Störung, ohne spezifische Kriterien zu nennen. Da ähnliche Symptome wie bei Anorexie auftreten, können wir auch über eine Essstörung sprechen, die zu Mangelerscheinungen führt. Vigorexie kann außerdem als Verhaltenssucht bezeichnet werden, da sie zu einer Sportbesessenheit führt, die mit Suchtsymptomen einhergeht.
Diese Störung äußert sich durch die ständige Unzufriedenheit mit dem Körper, die sich mit der Zeit auf alle Lebensbereiche auswirkt.
Die Ursachen für Vigorexie
Bislang sind die Ursachen für die Muskeldysmorphie nicht ausreichend erforscht. Wir wissen jedoch, dass insbesondere Personen zwischen 18 und 30 Jahren daran leiden und folgende Faktoren die Entwicklung dieser Störung begünstigen:
- Geringes Selbstwertgefühl, Ängstlichkeit
- Perfektionismus
- Tendenz zu zwanghaftem Verhalten
- Kognitive Verzerrungen
- Durch soziale Medien geförderte Tendenz zur Selbstoptimierung
- Probleme mit der Emotionsregulierung
- Erfahrungen, die zu einem Kontrollverlust führen (Trennung der Eltern, eine gescheiterte Beziehung…)
Bestimmte Sportarten wie Gewichtheben, Fußball, Schwimmen und Triathlon begünstigen diese Tendenz ebenfalls. Schätzungsweise leiden 10 bis 20 % der Gewichtheber an Vigorexie.
Ein von der Universität Belgrano (Argentinien) durchgeführte Studie zeigt, dass Vigorexie in den vergangenen Jahren zugenommen hat, was mit dem gesellschaftlichen Druck, den sozialen Medien und dem Schönheitsideal zusammenhängt, das unsere Gesellschaft vorgibt.
Die Hauptsymptome der Muskeldysmorphie
Besonders offensichtlich ist der strikte Trainingsplan, der zu einem exzessiven Muskelaufbau führt. Zusätzlich zu dieser Muskelsucht kommt es in der Regel zur Unzufriedenheit mit dem Aussehen, zu restriktiven Ernährungsformen und der extremen Beschäftigung mit der Ernährung. Nahrungsergänzungsmittel oder Steroide kommen zum Einsatz, um Muskelmasse aufzubauen.
Häufig ist auch Vermeidungsverhalten zu beobachten: Betroffene verzichten auf soziale Situationen, in denen sie ihre Diät nicht einhalten können. Betroffene haben Schuldgefühle, wenn sie nicht trainieren können und leiden häufig an Stimmungsschwankungen. Ihr ganzes Leben dreht sich um ihr Körperbild.
Mögliche Folgen der Muskeldysmorphie
Die Folgen dieser Störung sind vielfältig: von Gewichtsverlust, Schwindel, Übelkeit, einem veränderten Blutdruck und Leistungsabfall bis zu einer erhöhten Infektionsanfälligkeit, Antriebslosigkeit und Schlafstörungen oder auch starken Stimmungsschwankungen und Depressionen. Langfristig kann es auch zu Impotenz, Herzkrankheiten oder Krebserkrankungen kommen.
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Behandlungsmöglichkeiten
Eine interdisziplinäre Intervention ist nötig, um Personen mit Muskeldysmorphie zu behandeln. Die Hausärztin oder der Hausarzt entscheidet, ob eine ambulante Therapie ausreicht oder ein Aufenthalt in einer spezialisierten Klinik notwendig ist.
Zusätzlich zu einer körpermedizinischen Behandlung müssen Betroffene in einer Psychotherapie lernen, die Kontrolle über ihr Leben zurückzuerlangen. Eine kognitiv-verhaltenstherapeutische Intervention ermöglicht Verhaltensveränderungen und gibt Personen mit Vigorexie Werkzeuge mit auf den Weg, um sich im Alltag besser zurechtzufinden. Die Psychoedukation zeigt zwanghafte Denkmuster auf und vermittelt effektive Bewältigungskompetenzen.
Zusätzlich ist eine Ernährungsberatung wichtig, die Betroffenen hilft, gesunde Essgewohnheiten zu entwickeln. Menschen mit einer Muskeldysmorphie benötigen auf jeden Fall fachärztliche Hilfe, um den gefährlichen Kreislauf dieser Selbstwahrnehmungsstörung zu unterbrechen und ernste Folgen zu verhindern.
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