Verdrängte Emotionen: Wenn deine Reaktionen andere Ursprünge haben
Verdrängte Emotionen sind häufige Abwehrmechanismen. Dazu kommt es, wenn es dir schwerfällt, mit Gefühlen oder Empfindungen umzugehen. Unbewusst speicherst du sie in einer anderen Dimension, was zu verändertem Verhalten und anderen Auswirkungen führen kann.
Wir können viele Situationen beschreiben, die diesen psycho-emotionalen Prozess fördern und die uns allen bekannt sind. Das passiert zum Beispiel, wenn du einen Chef hast, der eine Menge Stress und Unbehagen auslöst. Es ist nicht leicht, mit dieser Situation umzugehen. Diese unangenehmen Gefühle sind stark belastend und haben eine hohe negative Wertigkeit.
Vielfach machen sich die empfundene Verachtung, die Ungerechtigkeit und der Schmerz durch schlechte Laune bemerkbar. Du überträgst deinen Frust und dein Leid durch unangepasste Reaktionen vielleicht auf diejenigen, die es am wenigsten verdienen. Du bist wütend, doch bedauerst dein Verhalten später, was allerdings zu noch größerem Unbehagen führt.
Deine Emotionen zu unterdrücken oder zu verdrängen, hilft dir nicht. Du gerätst in eine negative Schleife, was sich sehr negativ auf deinen emotionalen Zustand auswirkt.
“Was du annimmst, verwandelt dich; was du ablehnst, unterwirft dich.”
Carl Jung
Verdrängte Emotionen: Was ist das?
Das Konzept der Verdrängung stammt von Sigmund Freud. Es handelt sich um einen unbewussten Abwehrmechanismus, den der Verstand in Gang setzt, wenn er ein feindseliges Gefühl nicht akzeptieren kann. Stattdessen verdrängt er es und versucht, ein anderes Ventil zu finden, um Spannungen abzubauen.
Der Vater der Psychoanalyse stellte fest, dass Menschen im Allgemeinen viele Arten von “Verdrängungen” vornehmen. Ein Beispiel dafür ist die klassische psychologische Projektion. Wenn man eine problematische Eigenschaft oder Dimension in sich selbst nicht akzeptiert, “verdrängt” man sie auf andere und sieht in den Mitmenschen Fehler, die eigentlich die eigenen sind.
Freud erklärte jedoch auch, dass nicht alle Verdrängungen negativ sind. Sublimierung ist zum Beispiel die Verdrängung von inakzeptablen sexuellen Gefühlen in kreative Szenarien. Kunst ist unter anderem ein Mechanismus, um einige der Impulse, die der Verstand nur schwer akzeptieren kann, auf harmlose und kathartische Weise auszudrücken.
Jenseits des psychoanalytischen Rahmens ist es unbestreitbar, dass die Verdrängung ein sehr häufiges Verhalten ist.
Abwehrmechanismen sind eine Ressource, die der Verstand einsetzt, wenn er unbewusst und fast automatisch versucht, Ängste und Widersprüche abzubauen, um das emotionale Gleichgewicht wiederherzustellen.
Verdrängte Verleugnung, wenn wir nicht akzeptieren, was wir fühlen
Verdrängte Emotionen äußern sich vielfältig. Am häufigsten verleugnen Betroffene ihre Gefühle und Wünsche. Ein Beispiel: Du träumst schon lange von deiner Beförderung, doch jedes Mal, wenn sich die Gelegenheit bietet, wird sie abgelehnt. Immer erhalten andere Anerkennung und du gehst leer aus.
Am Ende ist dein Verstand nicht in der Lage, so viel Frustration, Wut, Ungerechtigkeit und Enttäuschung zu verarbeiten, und überzeugt dich, dass du in Wahrheit gar keine Beförderung willst. Du verleugnest deine Gefühle und verdrängst deine Ambitionen. Dieser Abwehrmechanismus bringt dich in eine Komfortzone, in der das Leben scheinbar kein Leid kennt, in der allerdings gleichzeitig dein Potenzial reduziert wird.
Direkte Übertragung, die Emotion als aggressive Waffe
Alles, was nicht akzeptiert, nicht angenommen und nicht verarbeitet wird, bleibt präsent. Eine Emotion zu leugnen ist wie der Versuch, einen Ball unter Wasser zu tauchen. Am Ende taucht sie mit Wucht auf und manchmal trifft sie sogar dich selbst. Das passiert mit den verdrängten Emotionen, wenn sich der Mechanismus der direkten Übertragung aktiviert.
Das sind die Situationen, in denen du so viel Frustration und Negativität ansammelst, dass du sie schließlich bei anderen versuchst abzuladen. Du sprichst ungeduldig mit deinem Partner, reagierst auf deine Kinder gereizt oder streitest mit Freunden.
Das Verdrängen von Emotionen hat in vielen Fällen zur Folge, dass diese Negativität auf die Kollateralopfer übertragen wird.
Verdrängte Emotionen und Verhaltensübertragungen
Extrem intensiver Sport oder sogar Selbstverletzungen (z.B. Ritzen) können die Folgen verdrängter Emotionen sein, die sich pathologisch entwickeln und zu einem ernsten Problem werden können. Eine positiver Ausweg besteht in der Kunst als Bewältigungsstrategie.
Wie geht man mit solchen Situationen um?
Arthur J. Clark, Professor an der St. Lawrence University, hat einen sehr interessanten Artikel über Abwehrmechanismen geschrieben. In seinem Buch “Defense Mechanisms in the Counseling Process” (2012) erörtert er, wie häufig Verdrängung in der psychologischen Therapie vorkommt.
Wie er in seinem Vorwort ironisch anmerkt, “hat derjenige, der lächeln kann, wenn etwas schiefläuft, bereits an einen Schuldigen gedacht”. Was können wir also unter diesen Umständen tun? Das Wichtigste ist natürlich, dass du deine Situation erkennst. Das ist nicht einfach, denn diese Art von Mechanismus ist automatisch und unbewusst.
Techniken wie Reflexion und Framing können dir helfen. Nachdenken ermöglicht es dir, verborgene Sorgen und Bedenken zu erkennen, die dein Verhalten und deinen Umgang mit anderen bestimmen. Framing hilft dir, Abstand von deiner Realität zu nehmen und sie aus einer umfassenderen Perspektive zu betrachten. Du kannst so dein eigenes Narrativ neu gestalten und deine Emotionen loslassen, die du vernachlässigt hast.
Das Verdrängen der Gefühle beeinträchtigt deine Lebenserfahrung negativ. Wenn du selbst nicht damit umzugehen weißt, solltest du unbedingt therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen.
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
- Arthur J. Clark, Defense Mechanisms in the Counselling Process (1998), Chap. 3: “Displacement”
- Baumeister RF, Dale K, Sommer KL. Freudian defense mechanisms and empirical findings in modern social psychology: Reaction formation, projection, displacement, undoing, isolation, sublimation, and denial. J Pers. 1998;66(6):1081-1124. doi:10.1111/1467-6494.00043
- Eric Berne, A Layman’s Guide to Psychiatry and Psychoanalysis (1976) p. 399
- Mark Krupnick, Displacement: Derrida and After (1983)
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