Unterwerfung in der Schematherapie

Was ist Schematherapie? Worin besteht das Schema der Unterwerfung? Wie kann die Therapie uns dabei helfen, unsere Gedankenwelt zu bewältigen? In diesem Artikel erzählen wir dir alles darüber!
Unterwerfung in der Schematherapie
Michael Schaller

Geprüft und freigegeben von Psychologe Michael Schaller.

Geschrieben von Redaktionsteam

Letzte Aktualisierung: 27. Oktober 2022

Die Schematherapie ist eine integrative Psychotherapie, die auf Ansätzen aus der Bindungstheorie, der Gestalttherapie, der Ego-State-Therapie und anderen Theorien aufbaut. Diese Behandlungsform gilt als Weiterentwicklung der kognitiven Verhaltenstherapie. Die grundlegenden Bausteine dieser Therapie, die von dem US-amerikanischen Psychologen Jeffrey Young entwickelt wurde, sind verschiedene Schemata. Diese präsentieren besondere Charakteristika eines Ereignisses abstrakt. Wir analysieren anschließend das Schema der Unterwerfung.

Dieses Schema ist dadurch gekennzeichnet, dass die eigenen Wünsche, Vorlieben und Bedürfnisse zurückgestellt werden, um die Bedürfnisse einer anderen Person zu befriedigen. Erfahre anschließend mehr über dieses interessante Thema.

Schematherapie: Was ist das?

Diese integrative Therapie kombiniert Elemente verschiedener Ansätze, unter anderem kognitive, verhaltenstherapeutische, psychodynamische und objektbezogene Herangehensweisen. Sie berücksichtigt auch verschiedene humanistische und existenzialistische Modelle. Die Schematherapie baut auf die kognitive Verhaltenstherapie nach Aaron T. Beck auf, differenziert sich jedoch in folgenden Annahmen:

  • Nicht alle Menschen haben einen leichten Zugang zu ihren Gefühlen, Gedanken und Bildern.
  • Es ist nicht immer möglich, eindeutige Problembereiche für die Behandlung zu identifizieren.
  • Die betroffene Person ist nicht immer motiviert und findet es schwierig, Selbstmanagementstrategien zu erlernen.
  • Manchmal gibt es Schwierigkeiten bei der Entwicklung einer kooperativen Beziehung zwischen Patient und Therapeut, die jedoch entscheidend für den Erfolg der Therapie ist.
  • Nicht alle Verhaltens- und Denkmuster können durch den logischen Diskurs, Experimente und sokratische Debatten verändert werden.

Die Schematherapie konzentriert sich auf frühe dysfunktionale Schemata, was voraussetzt, dass der Therapeut problematische Ursprünge in der Kindheit der zu behandelnden Person und die Auswirkungen kennt. In dieser Therapie kommen deshalb verschiedene emotionale Techniken zum Einsatz, die eine Erklärung für das Problem liefern.

Mann macht Schematherapie
Die Schematherapie zählt zu den Psychotherapien dritter Generation.

Was ist ein dysfunktionales Schema?

Dysfunktionale Schemata sind weitverbreitete, allgegenwärtige und meist automatische Muster von Erinnerungen, Gefühlen, Gedanken und Körperempfindungen. Sie sind tief verwurzelt und bestimmen, wie wir mit uns selbst und anderen in Beziehung treten. Diese Schemata entfalten sich bereits in der Kindheit und Jugend, können jedoch auch im Erwachsenenalter weiterentwickelt werden.

Alle Menschen haben eine Reihe von Bedürfnissen, die erfüllt werden müssen. In der Schematherapie werden diese Bedürfnisse als “emotionale Grundbedürfnisse” bezeichnet und jeder psychisch gesunde Mensch ist in der Lage, diese in adaptiver Weise zu befriedigen. Es geht um folgende Bedürfnisse:

  • sichere Bindungen zu Bezugspersonen (Sicherheit, Stabilität, Geborgenheit, Akzeptanz, Zugehörigkeit);
  • Autonomie und Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten, das Erleben der eigenen Identität;
  • Freiraum, der es ermöglicht, Gefühle und Bedürfnisse zu äußern;
  • Spontanität und Spiel;
  • realistische Grenzen und adaptive Selbstkontrollstrategien.

Frühe kindliche Erfahrungen

Als “frühe Lebenserfahrungen” bezeichnen wir die Situationen in der Kindheit und Jugend, in denen einige dieser emotionalen Grundbedürfnisse über einen längeren Zeitraum nicht befriedigt wurden. Die frühen Schemata, die Kinder in der Geborgenheit ihrer Familie entwickeln, sind oft die stärksten. Folgende frühe Erfahrungen fördern die Entwicklung maladaptiver Schemata:

  • Schädliche Nichterfüllung von Bedürfnissen: Die emotionale Entbehrung beeinflusst die Stabilität und die Art der Bindungen. Betroffene haben vielfach das Gefühl der Verlassenheit. Häufig sind davon Kinder betroffen, die in der Familie kein Verständnis, keine Liebe oder keine Stabilität erhalten.
  • Traumatisierung oder Viktimisierung: Opfer leiden häufig an großer Verletzlichkeit. Sie entwickeln übertriebene Angst, Katastrophendenken oder Misstrauen.
  • Abhängigkeit durch Übermaß: Betroffene können keine Autonomie und Unabhängigkeit entwickeln. Sie weisen Abhängigkeits- und Inkompetenzschemata auf und glauben, nicht fähig zu sein, Aufgaben zu erfüllen.
  • Identifikation mit wichtigen Bezugspersonen: Kinder nehmen die Gedanken, Gefühle, Erfahrungen und Verhaltensweisen der Eltern auf und machen sie sich zu eigen. Wenn dies im Übermaß geschieht, können sie unreife, unabhängige Bindungsmuster entwickeln (wenn sie sich auf Kosten ihrer eigenen Identität zu sehr mit anderen Menschen, oft den Eltern, verbunden und verschmolzen fühlen).

Dysfunktionale Schemata sind veränderungsresistent: Ohne professionelle Intervention bleiben diese maladaptiven Schemata vorhanden. Sie haben oft selbstzerstörerische Folgen und verhindern die Befriedigung der Grundbedürfnisse.

Die Unterwerfung in der Schematherapie

Das Schema der Unterwerfung konzentriert sich auf die Erfüllung der Wünsche, Gefühle und Bedürfnisse anderer. Betroffene geben also die Entscheidungsgewalt an andere ab, um Liebe und Anerkennung zu erreichen und sich einer Gruppe zugehörig zu fühlen. Sie bezwecken damit, das Verlassenwerden oder Konflikte zu vermeiden. 

Durch die Unterwerfung sind diese Personen nicht in der Lage, ihren eigenen Bedürfnissen nachzukommen. Folgende zwei Varianten sind für dieses Schema charakteristisch:

  • Die Unterdrückung der eigenen Bedürfnisse: Betroffene beachten ihre eigenen Vorlieben, Entscheidungen und Wünsche nicht.
  • Die Unterdrückung von Emotionen: Betroffene unterdrücken unter anderem Emotionen wie Wut und Ärger.
Die Unterwerfung in der Schematherapie
Menschen, die sich unterwerfen, sind fremdbestimmt und kennen ihre eigenen Bedürfnisse nicht.

Die Unterwerfung führt in der Regel zu der Überzeugung, dass die eigenen Wünsche, Ideen oder Gefühle für andere nicht gültig oder wichtig sind. In der Folge äußern sich Emotionen wie Wut oft als maladaptive Symptome (z. B. passiv-aggressives Verhalten, Stimmungsausbrüche, psychosomatische Symptome, Affektentzug, Drogenmissbrauch …).

“Die Patienten müssen bereit sein, ihre unangepassten Denk- und Verhaltensweisen aufzugeben, um sich zu ändern. Manche Menschen klammern sich zum Beispiel an schmerzhafte Muster aus der Vergangenheit. Indem sie in destruktiven Beziehungen bleiben oder es versäumen, in ihrem Privat- oder Arbeitsleben Grenzen zu setzen, halten sie das Schema aufrecht und sind nicht in der Lage, in der Therapie sinnvolle Fortschritte zu machen.”

Jeffrey E. Young

Das therapeutische Ziel

Der therapeutische Prozess konzentriert sich auf die Veränderung von Schemata: Schemata sind Wahrheiten über uns selbst (sich selbst erhaltend, stabil, automatisch und unbewusst), die in der Schematherapie eine anpassungsfähigere Funktionsweise erhalten. Damit man Veränderungen erreicht, müssen zunächst die problematischen Schemata identifiziert werden. Diese verschwinden nie ganz, doch sie werden schwächer. Außerdem entwickeln Betroffene in der Therapie andere Strategien, um effektiver zu reagieren, falls sich ein Schema wieder aktiviert.


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  • Ruiz, M.A.; Díaz, M.I. y Villalobos, A. (2012). Manual de técnicas y terapias cognitivo-conductuales. Bilbao: Desclée de Brouwer

  • Young, Jeffrey E., et al. Terapia De Esquemas: Guía Práctica. Desclée De Brouwer, 2016.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.