Übermäßiger Bildschirmkonsum kann bei Kindern Depressionen verursachen

Wenn Eltern ihren Kindern ein Handy geben, damit sie sich unterhalten können und ruhig sind, können sie ihre psychische Gesundheit aufs Spiel setzen.
Übermäßiger Bildschirmkonsum kann bei Kindern Depressionen verursachen
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 21. Dezember 2022

Kinder sind echte Digital Natives: Sie nutzen das Handy, bevor sie sprechen, lesen oder Rad fahren können. Dies ist jedoch nicht unbedingt ein Vorteil. Wissenschaftler wissen schon seit einiger Zeit, dass der übermäßige Bildschirmkonsum ernste Folgen haben kann. Immer mehr Kinder haben Probleme wie Schlafstörungen, Essstörungen, Kurzsichtigkeit oder sogar Probleme mit dem Bewegungsapparat. Auch Stimmungsstörungen wie Depressionen und Angstzustände haben in den letzten Jahren in dieser Bevölkerungsgruppe zugenommen.

Die richtige Nutzung und die Einschränkung der neuen Technologien sind für Eltern und Erzieher zu einer wahren Herausforderung geworden. Kinder im richtigen Umgang mit Handys, Tablets und Computern zu unterrichten, ist Teil ihrer psychosozialen Entwicklung. Sie müssen jedoch wissen, dass es sich um “Junk Food” handelt, das nur gelegentlich konsumiert werden sollte.

Der übermäßige Bildschirmkonsum führt dazu, dass Kinder länger für die Entwicklung feinmotorischer und kommunikativer Fähigkeiten benötigen. 

Übermäßiger Bildschirmkonsum kann bei Kindern Depressionen verursachen
Der übermäßige Bildschirmkonsum in jungen Jahren kann zu Entwicklungsproblemen führen.

Übermäßiger Bildschirmkonsum: Auswirkungen auf die Entwicklung und die psychische Gesundheit

Viele Familien setzen ihren Kindern Grenzen und geben ihnen wichtige Ratschläge, damit sie den richtigen Umgang mit Bildschirmgeräten lernen. Zusätzlich ist es nötig, mit gutem Beispiel voranzugehen. Wir können jedoch auch immer häufiger beobachten, dass Eltern ihre Kinder am Handy spielen lassen, um sie zu beschäftigen.

Der Bildschirmkonsum hält sie lange Zeit still und ruhig. Manche Kinder schauen sogar während dem Essen auf den Bildschirm. Der Fernseher oder das Smartphone ersetzt die Kommunikation und Interaktion und prägt die Gehirne der Kinder von klein auf. Untersuchungen der Universität Calgary warnen davor, dass viele Kinder im Vorschulalter Entwicklungsverzögerungen aufweisen.

Sie verfügen über einen geringeren Wortschatz und sind in ihren motorischen Fähigkeiten noch nicht ausgereift. Dazu kommen psychologische Aspekte, die durch den übermäßigen Bildschirmkonsum entstehen.

Depression, Angst und Hyperaktivität bei Kindern

Bildschirme haben eine große Anziehungskraft und stimulieren das Gehirn von Kindern. Sie führen jedoch häufig zur Sprachverarmung und zu Aufmerksamkeitsproblemen. Sobald sich Kinder mit Bildschirmgeräten unterhalten, verlieren andere Freizeitaktivitäten an Interesse. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass sie bereits in sehr jungen Jahren eine Technologieabhängigkeit entwickeln können und in der Folge an Schlafstörungen, mangelnder Kommunikation und fehlendem Kontakt zu Gleichaltrigen leiden. Diese Situation kann zu Depressionen führen.

Dieses Phänomen verstärkt sich in der Jugendzeit durch die Nutzung sozialer Netzwerke noch mehr. Jugendliche vergleichen sich gerne mit anderen, was zusätzlich das Selbstwertgefühl und die Körperakzeptanz sehr negativ beeinflussen kann.

Die Nutzung von Bildschirmen in sehr jungem Alter schränkt den zwischenmenschlichen Kontakt der Kinder mit Gleichaltrigen ein. Dies wiederum macht die Kommunikation schwieriger und stellt die reale Welt oft als ein Szenario ohne jede Anreize dar.

Übermäßiger Bildschirmkonsum und soziale Isolierung

Der übermäßige Bildschirmkonsum verändert die Realität des Kindes. Es taucht in ein Szenario ein, in dem alles schnell geht, die Farben leuchtend, anregend und unterhaltsam sind. Es ist eine Welt, in der es jederzeit die Kontrolle hat, ohne sich bewegen zu müssen. Es klickt einfach, wischt über Bildschirme, öffnet Tabs und unterhält sich ausgezeichnet.

In diesem Universum können Kinder mit Menschen sprechen, ohne das Haus zu verlassen. Sie haben alle Informationen der Welt zur Hand. Auch Informationen, die sie als Minderjährige niemals sehen sollten. Untersuchungen der Universität von New Hampshire haben ergeben, dass Kinder oft pornografische Bilder sehen, ohne danach zu suchen.

Diese exzessive Nutzung digitaler Geräte sowie die mangelnde elterliche Aufsicht behindern nicht nur die kognitive und emotionale Entwicklung der Kinder. Sie isolieren sich in einer Welt, die in Wahrheit nicht existiert. Die reale Welt halten sie für zu komplex, chaotisch und in vielen Fällen sogar bedrohlich. Außerdem ist sie langweilig. Es entwickeln sich jedoch dadurch zunehmend psychische Probleme.

Kinder zwischen 2 und 4 Jahren sollten nicht länger als eine Stunde am Tag vor Bildschirmen sitzen.

Übermäßiger Bildschirmkonsum kann bei Kindern Depressionen verursachen
Eltern sollten ihren Kindern die Möglichkeiten geben, sich mit kreativen Spielen zu unterhalten.

Wie du den Bildschirmkonsum einschränken kannst

Tablets und Telefone sind kein Spielzeug. Es handelt sich um Kommunikations- und Unterhaltungsmittel, die für Erwachsene gedacht sind. Heutzutage scheint es jedoch nur wenige Dinge zu geben, die Eltern mehr in Panik versetzen als ein gelangweiltes und untätiges Kind. Fast geben die Eltern ihrem Kind das Smartphone, damit es sich unterhalten kann.

Kinder müssen jedoch lernen, sich zu langweilen und Frustration zu ertragen. Sie können so ihre Fantasie, ihr symbolisches und kreatives Denken entwickeln und aktivieren. Außerdem haben Kinder das Bedürfnis, mit Gleichaltrigen zu spielen, sich zu bewegen und so ihre kommunikativen, kognitiven, emotionalen und motorischen Fähigkeiten zu entwickeln.

Klare Regeln und Grenzen sowie motivierende Aktivitäten sind grundlegend. Auch folgende Tipps sind zu berücksichtigen.

Bildschirmexposition und Nutzungszeiten

  • Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt konkrete Richtlinien: Kinder zwischen 2 und 4 Jahren sollten nicht mehr als eine Stunde Bildschirmzeit pro Tag haben. Vor dem Alter von 2 Jahren sollten sie überhaupt keinen Kontakt mit Bildschirmgeräten haben.
  • Elektronische Geräte sollten während der Mahlzeiten nicht benutzt werden. Außerdem sollten sie zwei Stunden vor dem Schlafengehen ausgeschaltet werden.
  • Zwischen 7 – 12 Jahren können sie in Anwesenheit eines Erwachsenen eine Stunde Bildschirmzeit genießen.
  • Im Alter zwischen 12 und 15 Jahren bereits eineinhalb Stunden. Wenn sie in sozialen Netzwerken aktiv sind unter Aufsicht der Eltern.
  • Im Alter von 16 bis 18 Jahren werden maximal zwei Stunden pro Tag empfohlen, wobei die Nutzung von Handys in der Nacht vermieden werden sollte.

Es ist mehr als offensichtlich, dass diese Empfehlungen selten befolgt werden. Vor allem, wenn man bedenkt, dass das Durchschnittsalter, in dem ein Kind sein erstes eigenes Handy bekommt, bei 11 Jahren liegt. Wie bereits erwähnt, ist nicht die Technologie das Problem, sondern die übertriebene oder falsche Nutzung. Und wir dürfen nicht vergesen, dass wir als Erwachsene eine Vorbildfunktion ausüben, die grundlegend ist, um den übertriebenen Bildschirmkonsum bei Kindern zu vermeiden.

Titelbild: https://www.shutterstock.com/es/image-photo/small-girl-staring-cellphone-screen-night-1820245847


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