Störungen der Impulskontrolle: Arten und Merkmale
Alle menschlichen Wesen haben oder erleben Impulse. In den meisten Fällen sind diese Impulse aber nicht so intensiv oder überwältigend, dass du sie nicht kontrollieren könntest. Aber selbst wenn deine Impulse hin und wieder die Kontrolle über dich übernehmen, führt das normalerweise nicht dazu, dass du oder die Menschen in deinem Umfeld darunter leiden. Wenn das allerdings der Fall sein sollte, dann könntest du an einer der verschiedenen Störungen der Impulskontrolle leiden.
Bevor wir fortfahren, ist es zunächst einmal erforderlich, den Schlüsselbegriff in diesem Kontext zu erklären: Impulsivität. Nach Moller, Barrat, Dougherty, Schmitz und Swann (2001) ist Impulsivität eine Prädisposition für schnelle, ungeplante Reaktionen auf interne oder externe Reize, ohne dabei die negativen Konsequenzen dieser Reaktionen zu berücksichtigen, die sie auf den impulsiven Menschen selbst oder auf andere Menschen haben. Diese Reaktion kann sichtbar sein, beispielsweise ein Telefonat führen. Allerdings kann sie auch einem außenstehenden Beobachter verborgen bleiben, wenn ein Mensch sich beispielsweise ein Gespräch mit einer anderen Person vorstellt.
In milden Fällen sind die negativen Konsequenzen normalerweise nicht signifikant genug, um ein frühzeitiges Eingreifen zu rechtfertigen. Allerdings besteht hierbei ein langfristiges Problem. Milde Störungen der Impulskontrolle können letztendlich sehr schädlich werden, da sie nicht schwerwiegend genug sind, um Patienten dazu zu bringen, Präventions- oder Behandlungsmaßnahmen zu ergreifen.
Daher kann eine derartige Störung chronisch und somit resistenter gegen mögliche Behandlungen werden. Obwohl Störungen der Impulskontrolle bei Männern bisher häufiger auftreten, scheinen auch immer mehr Frauen davon betroffen zu sein. Darüber hinaus hängt dies auch von der spezifischen Art der Störung ab.
In unserem heutigen Artikel werden wir dir die wichtigsten Störungen der Impulskontrolle vorstellen, die im DSM-5 (Diagnostischer und statistischer Leitfaden psychischer Störungen) aufgeführt sind.
Intermittierende explosible Störung
Wut ist der Hauptfaktor bei dieser Störung. Die Energie dieser Emotion überwältigt die Betroffenen vollständig. Um diese Wut loszuwerden oder sich von ihr zu befreien, werden diese Menschen häufig aggressiv oder zeigen zerstörerische Verhaltensweisen.
Wir sprechen über physische und verbale Aggressionen. Einige Missbraucher haben diese Störung. In gewisser Hinsicht lässt sie sich mit einem Wutanfall bei Kindern vergleichen. Allerdings verfügen Erwachsene ganz offensichtlich über weitaus mehr Kraft als Kinder.
Patienten, die an dieser Störung leiden, verbessern ihr Verhalten oftmals signifikant, wenn Fachleute ihnen andere Wege aufzeigen, mit denen sie ihre überschüssige Energie loswerden können. Daher können präventive Maßnahmen beispielsweise in körperlicher Aktivität, Ernährungsumstellung oder der Abstinenz von Stimulanzien bestehen. Darüber hinaus könnten die Betroffenen auch von bestimmten Bewältigungsstrategien profitieren. Diese können sie anwenden, wenn sie das Gefühl haben, sie würden die Kontrolle verlieren.
Störungen der Impulskontrolle: Kleptomanie
Menschen, die an Kleptomanie leiden, nutzen Diebstahl oder einen Überfall als Ventil für ihre Ängste. Es handelt sich um ein verstärktes instrumentelles Verhalten, das als Sedativum (Beruhigungsmittel) fungiert. Das gestohlene Objekt selber ist dabei nicht von großer Bedeutung. Diese Störung steht in keinem Zusammenhang damit, ob die betroffene Person ihre Grundbedürfnisse erfüllen kann oder nicht. Mit anderen Worten, diese Menschen stehlen nicht, weil sie die Objekte benötigen, die sie stehlen.
Vermutlich ist Kleptomanie eine der bekanntesten Störungen der Impulskontrolle. Denn sie wird auch in Filmen und im Fernsehen gezeigt und thematisiert. Eine der ikonischsten Kleptomanen ist Marie Schrader in Breaking Bad. Sie repräsentiert perfekt die systematische Negierung dieses Problems. Darüber hinaus erzeugt ihre Scham eine Energie, die sie durch die latente Bedrohung, erwischt zu werden, kanalisiert.
Allerdings kann es manchmal vorkommen, dass Kleptomanen, die den schwierigen Schritt gegangen sind, ihr Problem als solches anzuerkennen, die Bedeutung ihres Verhaltens herunterspielen. Beispielsweise könnten sie argumentieren, sie würden ja nur unwichtige Dinge stehlen. Und dass sie dem Geschäft, dem Supermarkt oder der Familie, die sie bestohlen haben, keinen wirklichen Schaden zugefügt hätten. Der Geist eines Kleptomanen ist sehr gut darin, sich eine Realität zu erschaffen, die es den Betroffenen erlaubt, ihr Verhalten zu rechtfertigen und zu verteidigen.
Pathologische Spielsucht
Der Adrenalinrausch, der beim Spielen entsteht, ist für pathologische Spieler eine Form der Stressbewältigung. Spielen kann zu einer Sucht werden. Außerdem kann dies auch enorm viel Geld kosten. Selbst wenn du einen riesigen Gewinn erzielst, besagt das Gesetz der großen Zahlen, dass du am Ende alles wieder verlieren wirst. Wenn das nicht der Fall wäre, dann wären Spielkasinos für die Betreiber kein lukratives Geschäft.
Pathologische Spieler müssen sich aufgrund ihrer Sucht früher oder später mit finanziellen und Beziehungsproblemen auseinandersetzen. Allerdings wird diese spezifische Störung häufig erst dann als solche erkannt, wenn die Schulden und negativen Auswirkungen bereits erhebliche Ausmaße angenommen haben. Zuerst einmal ist es für den Betroffenen selbst und auch für die Gesellschaft sehr einfach, das Spielen als etwas Normales zu betrachten. Denn du kannst ja auch nur ganz kleine Geldbeträge einsetzen. Wenn die Situation allerdings eskaliert, neigen pathologische Spieler dazu, ihr Verhalten zu verbergen, sodass niemand sie an ihrer Spielsucht hindern kann.
Darüber hinaus beansprucht das Spielen einen erheblichen Teil der physischen und mentalen Energie eines pathologischen Spielers. Denn sie verbringen jede freie Minute damit, darüber nachzudenken, wie und wo sie spielen können und wie sie diese Sucht verbergen können.
Je mehr sie spielen, desto mehr glauben sie daran, dass das nächste Spiel dasjenige sein wird, das sie aus dem Loch herausholen wird, das sie sich selber gegraben haben. Das wiederum führt dann zu falschen Schlussfolgerungen. Beispielsweise glauben sie daran, dass ihr nächster Gewinn kurz bevorstehen muss, weil sie sich momentan einfach nur in einer Pechsträhne befinden. Diese Art des Denkens hilft ihnen dabei, die Realität all der bisherigen Verluste abzumildern.
Weitere Störungen der Impulskontrolle
Andere Störungen der Impulskontrolle sind beispielsweise Pyromanie, Trichotillomanie, das Diogenes-Syndrom und die unspezifische Impulskontrollstörung. Obwohl sich all diese Störungen voneinander unterscheiden, vermitteln die drei, die wir genauer beschrieben haben, eine allgemeine Vorstellung über das grundlegende Problem, das bei allen Formen besteht.
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Moeller, F. G., Barratt, E. S., Dougherty, D. M., Schmitz, J. M., & Swann, A. C. (2001). Psychiatric aspects of impulsivity. The American journal of psychiatry, 158(11), 1783–1793. https://doi.org/10.1176/appi.ajp.158.11.178