Staunen schützt Körper und Geist

Kinder entdecken die Welt, indem sie sich überraschen lassen und staunen. Doch Erwachsene verlieren diese Fähigkeit oft. Entdecke heute die Vorteile, die Staunen für Körper und Geist hat.
Staunen schützt Körper und Geist
Cristina Roda Rivera

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Cristina Roda Rivera.

Letzte Aktualisierung: 18. Oktober 2022

Die Fähigkeit, über die Schönheit der Welt, ein freundliches Lächeln oder unerwartete positive Erfahrungen zu staunen, schützt Körper und Geist. Diese Kapazität ist eng mit dem Gefühl verbunden, lebendig zu sein. Tatsächlich haben mehrere Studien herausgefunden, dass das uns das Erstaunen auf allen Ebenen vor gesundheitlichen Beschwerden schützt.

Dr. Dacher Keltner, Autor einer Studie mit dem Titel “Approaching awe, a moral, spiritual and aesthetic emotion”, stellte fest, dass Staunen auf etwas Größeres als das individuelle Selbst zurückgreift und unseren Geist schützt.

Auch Jennifer Stellar veröffentlichte eine interessante Studie: “Positive affect and markers of inflammation: discrete positive emotions predict lower levels of inflammatory cytokines”. Sie fand heraus, dass Staunen das Vorhandensein gesunder Zytokine in unserem Körper fördert, die den Körper schützen.

All dies deutet darauf hin, dass Aktivitäten, die uns zum Staunen bringen, direkten Einfluss auf unsere Gesundheit und Lebenserwartung haben. Dazu gehören unter anderem ein Spaziergang, der es dir ermöglicht, die Wunder der Natur zu bestaunen, oder das Hören von Musik und deren erstaunliche Möglichkeiten.

Staunen schützt Körper und Geist

Die Fähigkeit zu staunen, hat verschiedene psychologische Vorteile

In den 1970er-Jahren beschrieb der Anthropologe Paul Ekman sechs grundlegende Emotionen: Wut, Angst, Überraschung, Ekel, Freude und Traurigkeit. Seitdem haben WissenschaftlerInnen die genaue Anzahl der menschlichen Emotionen infrage gestellt.

Einige behaupten, dass es nur vier Emotionen gibt, während andere bis zu 27 feststellen. Auch, ob diese Emotionen universell sind und welche Rolle die Erfahrung bei der Aneignung spielt, steht zur Debatte. Selbst die Definition von Emotionen ist umstritten. Es scheint jedoch unbestreitbar zu sein, dass Emotionen aus der Aktivität verschiedener Hirnregionen entstehen.

Drei Hirnstrukturen scheinen am engsten mit Emotionen verbunden zu sein: die Amygdala, die Insula oder der insuläre Kortex und eine Struktur im Mittelhirn, die periaquäduktales Grau genannt wird.

Jennifer Stellar, Assistenzprofessorin in der Abteilung für Psychologie an der University of Toronto Mississauga, ist Spezialistin für die Erforschung von “prosozialen” Emotionen. Dazu gehören Mitgefühl, Dankbarkeit und Ehrfurcht. Ihre Forschungen deuten darauf hin, dass diese Gefühle zum Wohlbefinden beitragen.

Stellar bekräftigt, dass Mitgefühl, Dankbarkeit und Staunen psychologische Vorteile haben, weil sie es ermöglichen, über die eigenen Bedürfnisse hinauszuschauen und sich auf andere Dinge oder Personen zu konzentrieren.

Staunen und die Beziehung zu Zytokinen

Die Rolle positiver Emotionen für die körperliche Gesundheit wird in der modernen Forschung gerade erst entdeckt. Jennifer Stellar und ihre Kollegen vom Berkeley Social Interaction Lab haben herausgefunden, dass positive Emotionen mit einem geringeren Gehalt an entzündungsfördernden Zytokinen einhergehen.

Ein erhöhter Gehalt an entzündungsfördernden Zytokinen wird mit dem Ausbruch und dem Fortschreiten zahlreicher chronischer Krankheiten in Verbindung gebracht, darunter Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Depressionen. Das zeigt eine Studie, die in der Fachzeitschrift Emotion veröffentlicht wurde.

Das Team aus Berkeley fand heraus, dass “Staunen, das auf zwei verschiedene Arten gemessen wurde, der stärkste Prädiktor für niedrigere Werte proinflammatorischer Zytokine ist”.

Ein Experiment zur Wirkung positiver Emotionen

In zwei verschiedenen Experimenten berichteten 200 Menschen über ihre Emotionen im Laufe des Tages, zusammen mit einer Bewertung ihrer Gefühle. Außerdem wurden Abstriche von den Wangen gemacht, um den Gehalt an Zytokinen zu bestimmen, insbesondere an Interleukin 6, einem Entzündungsmarker.

Die Ergebnisse, die in der Zeitschrift Emotion veröffentlicht wurden, zeigen, dass positive Emotionen mit niedrigen Werten des Entzündungsmarkers einher gehen (Stellar et al., 2015). Überraschend ist der starke Zusammenhang mit einem niedrigen Zytokinspiegel.

“Um den angeborenen Sinn für das Staunen am Leben zu erhalten, braucht ein Kind mindestens einen Erwachsenen, mit dem es diesen Sinn teilen kann und mit dem es die Freude, das Staunen und das Geheimnis der Welt, in der wir leben, wiederentdeckt.”

Rachel L. Carlson

Bei Depressionen gehen Forscher beispielsweise davon aus, dass entzündungsfördernde Zytokine essenziell sind, da sie dazu neigen, wichtige Hormone und Neurotransmitter wie Dopamin und Serotonin zu blockieren, die das Gedächtnis, den Schlaf, den Appetit und die Stimmung beeinflussen.

Menschen, die depressiv sind, weisen höhere Werte einiger entzündungsfördernder Zytokine auf. Die Studie gibt jedoch keinen Aufschluss darüber, wie es dazu kommt. Es ist möglich, dass weniger Zytokine im Körper zirkulieren, sodass die Menschen mehr positive Emotionen empfinden, oder dass die Beziehung bidirektional ist.

Dies ist jedoch eine der ersten Studien, die eine positive Emotion wie Staunen oder das Gefühl von Schönheit mit einer Stärkung der körpereigenen Abwehrkräfte gegen psychische und physische Krankheiten in Verbindung bringt.

Staunen und das Zeitempfinden

Melanie Rudd, Assistenzprofessorin an der University of Houston, hat über Erfahrungen gelesen, die zu erkennen geben, dass Staunen die Zeit verlängert. Sie beschloss, dies zu untersuchen und bestätigte es in einer Studie. Staunen verringerte im Vergleich zu anderen Zuständen die Ungeduld und bewirkte, dass die Menschen das Gefühl hatten, mehr Zeit zur Verfügung zu haben.

Die Autorin stellt einen kausalen Zusammenhang zwischen dem Mangel an Zeit, Staunen, und unerwünschten Auswirkungen wie Schlafproblemen oder Stress her. Rudds Team kam außerdem zu dem Schluss, dass das Staunen die Bereitschaft zu freiwilligem Engagement und die Lebenszufriedenheit erhöht.

Staunen und soziale Beziehungen

Die Psychologieprofessoren Dacher Keltner und Jonathan Haidt haben in einem Artikel die wichtigsten Eigenschaften dieser Fähigkeit beschrieben. Sie gehen davon aus, dass sie typischerweise Gefühle von Weite und Bequemlichkeit beinhaltet. Das heißt, dass Staunen von etwas inspiriert wird, das größer ist als das eigene Ich oder die eigene Erfahrung, und dass diese Begegnung dazu beiträgt, das Verständnis der Welt zu erweitern.

Dieses Gefühl wird auch mit einer besseren sozialen Interaktion in Verbindung gebracht. Keltner erklärt, dass “die Anwesenheit großer Dinge ein bescheideneres, weniger narzisstisches Selbst hervorruft, das eine größere Freundlichkeit gegenüber anderen ermöglicht“.

Frauen lachen und staunen

Vielfältige Möglichkeiten

Zahlreiche Alltagserlebnisse können dich zum Staunen bringen: ein Spaziergang in der Natur, einer Lebensgeschichte zuhören, in die Welt der Musik eintauchen oder das Verhalten eines Babys beobachten.

Laut der Studie erleben Menschen durchschnittlich drei erstaunliche Momente pro Woche. Wenn wir unseren persönlichen Durchschnitt erhöhen, können wir nicht nur unsere Gesundheit, unser Zeitgefühl und unsere sozialen Fähigkeiten verbessern, sondern auch glücklicher sein.

Indem wir unseren Lebenssinn fördern, können wir positiv auf die Herausforderung von Dacher Keltner reagieren: “Das Staunen zu kultivieren, ist ein Teil davon, den wahren Sinn des Lebens zu erschließen.”


Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.


  • Rudd, M., Vohs, KD, Aaker, J. (2012) El asombro amplía la percepción del tiempo de las personas, altera la toma de decisiones y mejora el bienestar. Ciencia psicológica, 23(10), 1130–1136.
  • Stellar, JE, John-Henderson, N., Anderson, CL, Gordon, AM, McNeil, GD y Keltner, D. (2015). Afecto positivo y marcadores de inflamación: emociones positivas discretas predicen niveles más bajos de citoquinas inflamatorias. emoción _ Publicación anticipada en línea. dx.doi.org/10.1037/emo0000033
  • Alma, corazón y vida. Asombrarse tiene efectos positivos y potencia las emociones saludables. El Confidencial, https://www.elconfidencial.com/alma-corazon-vida/2020-09-22/asombro-efectos-positivo-emociones-saludables_2757263/. 22/09/2020.
  • Keltner D, Haidt J. Approaching awe, a moral, spiritual, and aesthetic emotion. Cogn Emot. 2003 Mar;17(2):297-314. doi: 10.1080/02699930302297. PMID: 29715721.

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