Soziale Netzwerke: Ist Mastodon eine Alternative zu Twitter?

Nach den letzten Neuigkeiten über Twitter suchen viele bereits nach anderen Möglichkeiten. Könnte Mastodon eine Alternative sein?
Soziale Netzwerke: Ist Mastodon eine Alternative zu Twitter?
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 23. November 2022

Folgende Gedanken des französischen postimpressionistischen Malers Paul Cezanne definieren die gegenwärtige Zeit der Unsicherheit perfekt: “Wir leben in einem Regenbogen des Chaos.” Soziale Netzwerke sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken und auch hier herrscht oft Unsicherheit. Seit der Magnat Elon Musk die Kontrolle über Twitter übernommen hat, herrscht Chaos: Viele Mitarbeiter wurden entlassen, andere haben selbst gekündigt, nachdem Musk längere Arbeitszeiten und mehr Produktivität verlangt hatte. Auch viele Nutzer sind verärgert. Wir sprechen deshalb heute über eine Alternative, die sehr im Trend liegt: Mastodon.

Twitter existiert seit Oktober 2006 und ist Teil unserer digitalen Geschichte.

Mastodon
Mastodon definiert sich selbst als “offenes, freies und föderiertes” Netzwerk.

Was ist Mastodon?

Seit dem 27. Oktober, als Twitter (für viele) zum kaputten Spielzeug von Elon Musk wurde, haben sich mehr als eine Million Menschen Mastodon angeschlossen. Und die Zahl wächst täglich weiter. Immer häufiger geben bekannte Persönlichkeiten und anonyme Nutzer ihr Mastodon-Profil auf Twitter bekannt, um ihre Follower mitzunehmen.

Natürlich gibt es auch viele andere Plattformen: Telegram, Reddit, Tumblr, Discord oder CounterSocial sind nur eine kleine Auswahl. Warum also liegt Mastodon im Trend? Die meisten Internetnutzer suchen eine weniger toxische Microblogging-Platform. So hat die Universität Tübingen vor einigen Monaten eine Studie durchgeführt, in der die Disharmonie untersucht wurde, die soziale Netzwerke in unserem Leben erzeugen.

Einerseits sind sie perfekt, um Neues zu lernen und uns zu informieren. Andererseits verursachen soziale Netzwerke jedoch auch Stress und verbreiten Fake News. Zudem fühlen sich hier auch Trolle und Cyber-Mobber wohl. Warum nicht von einer gesünderen Alternative träumen?

Mastodon verbietet toxische, beleidigende Inhalte, Rassismus, Nazi-Symbole und Sexismus.

Mastodon, ein dezentralisiertes Netzwerk

Eugen Rochko ist der junge Entwickler von Mastodon. Als Student entwickelte er dieses Netzwerk 2016, um eine von großen Techkonzernen unabhängige Lösung zu bieten.

Mastodon definiert sich als “freier, quelloffener sozialer Netzwerkserver” und “dezentralisierte Alternative zu kommerziellen Plattformen”. Wir heben kurz die wichtigsten Eigenschaften hervor:

  • Mastodon nutzt dezentrale Knotenpunkte, die sich zu einem großen sozialen Netzwerk verbinden, dem sogenannten “Federated Universe” (kurz Fediverse).
  • Es gibt Tausende kleine Mastodons, die auch “Instanzen” genannt werden und private Server nutzen. Jede Instanz hat unterschiedliche Regeln und Vorschriften für das Teilen von Inhalten, man kann die Instanz jedoch auch jederzeit wechseln.
  • Die Nutzerdaten werden nicht absichtlich verwendet, um Werbung zu verkaufen.
  • Bei der Anmeldung muss jeder Nutzer einen Knotenpunkt wählen, kann danach jedoch mit allen Nutzern kommunizieren. Dieses Verfahren ist komplexer, als bei anderen Netzwerken
  • Mastodon verbietet toxische, beleidigende Inhalte, Rassismus, Nazi-Symbole und Sexismus.
  • Auf Mastodon gibt es “Toots” (auf Deutsch “Tröts”), also kurze Nachrichten mit bis zu 500 Zeichen (bei Twitter sind es 280 Zeichen). Die Nachrichten passen sich an die Interessen des Nutzers an.

Mastodon ist ein soziales Netzwerk, das aus mehreren Netzwerken besteht. Die Anmeldung ist jedoch nicht einfach. Der Ökonom Paul Krugman erklärte auf Twitter, dass er es versucht, aber nach drei Stunden aufgegeben hat.

Welche Nachteile hat Mastodon?

Der größte Nachteil von Mastodon ist die komplizierte Anmeldung. Es ist nicht einfach, einen Server zu wählen und es gibt manchmal auch Wartelisten. Außerdem wird dieses Netzwerk nicht von einem Team von Ingenieuren unterstützt, wie das bei Twitter der Fall ist. Die Knotenpunkte werden nicht verifiziert und viele Dienste müssen noch verbessert werden.

Mann erklärt, wie Mastodon funktioniert
Manchmal zerstören soziale Netzwerke den sozialen Zusammenhalt und sogar unsere psychische Gesundheit, doch wir sind vielfach von ihnen abhängig.

Unser Kommunikationsbedürfnis lässt uns nach Alternativen suchen

Inmitten der aktuellen Twitter-Krise gibt es ein interessantes Phänomen. Wenn sich viele Menschen bei Mastodon anmelden, dann deshalb, weil sie Alternativen brauchen, um mit anderen Menschen in Kontakt zu bleiben. Wir können uns eine Welt ohne dieses digitale Universum nicht mehr vorstellen.

Wir wollen ein Medium haben, mit dem wir uns ausdrücken können, egal ob in 140 oder 280 Zeichen. Unser Gehirn hat sich daran gewöhnt. Wir wollen interagieren, teilen, Likes geben und erhalten und suchen deshalb nach Mitteln und Kanälen, mit denen wir diese Praktiken aufrechterhalten können. Die Zeiten ändern sich, daran besteht kein Zweifel, aber die Bedürfnisse sind dieselben.


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  •  Bonnington, Christina (22 de noviembre de 2016). «Mastodon is an open source, decentralized version of Twitter»
  • Morse, Jack. «In the rapidly expanding Mastodon fediverse, there’s an instance for everyone» Mashable
  • Wolfers LN, Utz S. Social media use, stress, and coping. Curr Opin Psychol. 2022 Jun;45:101305. doi: 10.1016/j.copsyc.2022.101305. Epub 2022 Jan 31. PMID: 35184027.

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