Somatisierung: Wenn Stress krank macht

Der Körper spricht, wenn der Geist leidet und du nicht zuhörst. Chronischer Stress kann zu somatischen Störungen führen. Erfahre heute mehr über dieses Thema.
Somatisierung: Wenn Stress krank macht
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 15. November 2021

Tägliche Kopfschmerzen, Beschwerden im Rücken, Bauchschmerz oder unerklärlicher Haarausfall… wenn Stress keine Worte und keinen Ausgleich findet, macht er krank. Der physische Ausdruck des Unwohlseins, das durch psychische Probleme wie Stress zustande kommt, wird als Somatisierung bezeichnet.

Der Körper spricht, wenn der Geist leidet und du nicht zuhörst. Du bist mit deinen Sorgen beschäftigt, bist gestresst und nimmst dir keine Zeit, Innenschau zu halten und den Ursachen deines Unwohlseins auf den Grund zu gehen. Wenn deine Emotionen und dein Kummer nicht zum Ausdruck kommen, wird dich dein Körper darauf hinweisen: Probleme und Stress machen krank.

Somatisierung bedeutet, dass psychische Ursachen körperliche Symptome und Beschwerden auslösen. Wir können das bei Kindern häufig beobachten, die ihren seelischen Schmerz nicht in Worte zu fassen wissen. Mit der Zeit kann es dadurch unter anderem zu Schlafproblemen, Enuresis oder Erbrechen kommen.

Geist und Körper bilden eine sehr komplexe Einheit. Wir gehen nachfolgend der Frage nach, warum Stress krank macht.

Somatische Störungen werden häufig durch Medikamente therapiert, ohne die psychologischen Ursachen zu berücksichtigen.

Somatisierung: Wenn Stress krank macht

Stress macht krank

Somatische Störungen werden oft lange nicht erkannt oder falsch diagnostiziert. Herzklopfen, Verdauungsprobleme, Schwindel, Nackenschmerzen… Wenn klinische Tests keine organischen Ursachen feststellen können, jedoch trotzdem reale Beschwerden vorliegen, welche die Lebensqualität beeinträchtigen, kann sich dahinter Seelenleid verstecken.

Eine Studien des Medical College in Indien sowie andere Untersuchungen zeigen, dass viele Experten Somatisierungsstörungen noch immer nicht die gebührende Bedeutung beimessen. Fast 25 % der Arztbesuche in der Grundversorgung stehen im Zusammenhang mit somatischen Beschwerden. Es gibt viele psychische Gründe, die sich durch körperliches Unwohlsein ausdrücken. Heute nehmen wir jedoch den Zusammenhang zwischen Stress und Somatisierung etwas genauer unter die Lupe.

Warum macht Stress krank?

Wir alle kennen diese Situation: Ein hektischer Alltag und zahlreiche Verpflichtungen, Diskussionen im beruflichen Umfeld, Meinungsverschiedenheiten oder Beziehungsprobleme verursachen Bauch- oder Kopfschmerzen.

In manchen Fällen reicht bereits ein kleines Problem in der Beziehung aus, um körperliche Beschwerden zu provozieren:

  • Die Ursache für diesen Zusammenhang ist noch nicht zu 100 % geklärt. Eine Studie der University of California zeigt, dass wir mehr genetische, neurologische, verhaltensmedizinische und psychoneuroimmunologische Analysen benötigen, um konkrete Schlussfolgerungen ziehen zu können.
  • Es scheint jedoch ein Zusammenhang zwischen stressbedingten Erschöpfungszuständen und einem hyperaktiven Zentralnervensystem zu bestehen.
  • Andererseits scheint es auch eine Beziehung zwischen posttraumatischer Belastung und Somatisierung zu geben. Wer in der Vergangenheit eine nachteilige Erfahrung gemacht hat und diese nicht richtig verarbeiten kann, ist gefährdeter, daran zu erkranken.
  • Stress und Somatisierung sind auch mit dem Angstfaktor und der Sorge um die eigene Gesundheit verbunden. Im Allgemeinen haben wir es mit Menschen zu tun, die ihre Symptome kontinuierlich beobachten.

Körperliche Symptome, die durch Stress ausgelöst werden

Längere Stresssituationen können verschiedene körperliche Symptome zur Folge haben. Beispiele sind Mobbing am Arbeitsplatz oder in der Schule, komplizierte Familienverhältnisse oder fehlende emotionale Bindung.

Häufig kommt es durch die Somatisierung zu folgenden Symptomen:

  • Ständige körperliche Ermüdung
  • Nacken- oder Rückenschmerzen
  • Veränderte Essgewohnheiten durch größeren Hunger oder Appetitlosigkeit
  • Erhöhte Anfälligkeit für Infektionen aufgrund eines schwachen Immunsystems
  • Verdauungs- oder Darmstörungen
  • Schwindel
  • Tachykardie
  • Kopfschmerzen
  • Schlafstörungen
  • Haarausfall

Wenn Stress länger als 6 Monate anhält, generiert er in vielen Fällen somatische Störungen.

Somatisierung: Wenn Stress krank macht

Was tun, wenn Stress krank macht?

Chronischer Stress kann ernste Folgen haben. Der psychische Zustand betroffener Menschen verschlimmert sich zunehmend, meist sind sie sich jedoch nicht bewusst, woran das liegt. Oft gehen Ärzten von organischen Problemen aus, deshalb erfolgt die richtige Diagnose in vielen Fällen verzögert.

Medikamente, Psychotherapie oder andere Behandlungen sind nicht immer erfolgreich. Betroffene fühlen sich weiterhin unter Druck und empfinden starken Stress. Merkwürdigerweise sind die Nebenwirkungen von Medikamenten bei Somatisierungsstörungen ebenfalls stärker. Deshalb sind andere Ansätze erforderlich.

Somatisierung: Wenn Stress krank macht

Multidisziplinäre Therapie zur Behandlung stressbedingter Somatisierung

Wenn sich Betroffene darüber bewusst werden, dass sich ihre Schmerzen mit der Zeit verschlimmern, erfahren sie einen Zustand großer Hilflosigkeit. Deshalb sind Experten wichtig, die sich mit Stressindikatoren und somatischen Störungen auskennen und multidisziplinäre Therapien einleiten können. 

  • Wir benötigen Ärzte, die auf somatische Erkrankungen spezialisiert sind und die körperlichen Symptome kennen und therapieren können.
  • Psychologen spielen dabei eine entscheidende Rolle: Die kognitive Umstrukturierung, die darauf abzielt, dysfunktionale Einstellungen zu erkennen und zu transformieren ist sehr hilfreich. Ebenso ist es sinnvoll, Strategien zur Stressbewältigung, Problemlösung und Emotionsregulation anzubieten und Betroffenen zu helfen, gesunde Verhaltensmuster anzunehmen.

Abschließend möchten wir noch einmal betonen, wie wichtig es ist, Stress, Angst oder Depression als mögliche Auslöser für körperliche Symptome zu berücksichtigen. 


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