Sigmund Freud und das Nirwana-Prinzip

Das Nirwana-Prinzip ist ein psychoanalytisches Konzept, das Sigmund Freud in seine Theorie integrierte. Erfahre mehr darüber.
Sigmund Freud und das Nirwana-Prinzip
Sergio De Dios González

Geprüft und freigegeben von dem Psychologen Sergio De Dios González.

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 03. Mai 2023

Sigmund Freud schrieb in seinem Werk Jenseits des Lustprinzips¹ (1920) über das Nirwana-Prinzip. Dieser Ausdruck wurde von der Psychoanalytikerin Barbara Low geprägt, die damit das Verlangen beschrieb, zu einem pränatalen Zustand der wunschlosen Allmacht zurückzukehren, um jede innere Anspannung abzubauen. Freud entwickelte daraus seine Theorie über den Todestrieb.

Das Wort Nirwana stammt aus dem Buddhismus. Dieser Schlüsselbegriff bedeutet “Erlöschen” und bezeichnet den Zustand der Vollkommenheit, in dem es weder Gut noch Böse gibt. Dieser Zustand führt zu absolutem Gleichgewicht. Wir konzentrieren uns jedoch heute auf die Interpretation von Freud: Erfahre, wie der Vater der Psychoanalyse das Nirwana-Prinzip auslegt.

“So sucht der Todestrieb wie jeder andere Trieb nach Befriedigung, die nur durch den Tod vollständig möglich ist, den Nullpunkt der Spannung, den Zustand des Friedens, welcher der Stimulation vorausgegangen ist, also die Wiederherstellung eines früheren Zustands der Erleichterung.”

Gabriela Castro Meléndez

Sigmund Freud: das Nirwana-Prinzip

Das Nirwana-Prinzip beschreibt das Bedürfnis, Spannungen abzubauen und ein stabiles Gleichgewicht zu erreichen. Wir können diesen Zustand als absoluten Frieden beschreiben. In der östlichen Philosophie kann Nirwana mit Transzendenz gleichgesetzt werden. Es geht um das Loslassen von allen weltlichen Bindungen, die durch Kontemplation erreicht wird.

Freud bezeichnet die Tendenz, eine gleichbleibende Erregungsmenge anzustreben, als Konstanzprinzip. Wenn die Erregung den Nullpunkt erreicht, trifft das Nirwana-Prinzip zu: das Bestreben zur Konstanz, zur Unterdrückung jeder Spannung oder inneren Erregung. In Jenseits des Lustprinzips beschreibt der Psychoanalytiker, dass alles Leben auf die Aufhebung von Spannungen ausgerichtet ist, um eine Homöostase zu erreichen.

das Nirwana-Prinzip strebt nach Ausgeglichenheit
Das Nirvana-Prinzip beschreibt den Wunsch, absolutes Gleichgewicht zu erreichen.

Lustprinzip, Todestrieb und Nirwana-Prinzip

Mit dem Ausdruck Lustprinzip beschreibt Freud das Streben nach sofortiger Befriedigung der grundlegenden Bedürfnisse beziehungsweise Triebe. Die Erregung ist eine u nlustvolle Spannung, die uns auffordert, nach Lust zu streben. Wir sind darauf ausgerichtet, Unlust zu vermeiden und Lust zu schaffen, indem wir die Spannung abbauen.

Schließlich kam Freud jedoch zu der Schlussfolgerung, dass die Abwesenheit von Erregung und Spannung keine reine Form der Lust darstellt. Tatsächlich geht die sexuelle Erregung mit sehr lustvollen Reizen und Spannungen einher.

Die Tendenz, das Leben zum Tode zu führen und den Zustand der absoluten Stille und minimalen Spannung zu erreichen, bezeichnet Freud als Todestrieb – ein umstrittener Begriff, den Freud selbst für reine Spekulation hielt. Während uns der Lebenstrieb zur Erhaltung und Fortpflanzung (Libido) drängt, führt uns der Todestrieb zur Lebensverneinung. Das Nirwana-Prinzip drückt die Tendenz zu diesem Todestrieb aus.

Meditation und Nirwana-Prinzip
Nirwana ist ein Schlüsselkonzept der buddhistischen Philosophie.

Leben und Tod

In der Freudschen Psychoanalyse stehen sich zwei Grundkräfte gegenüber: Eros und Thanatos. Die erste beschreibt den Lebenstrieb, der die Befriedigung der körperlichen und psychischen Bedürfnisse des Organismus anstrebt. Thanatos hingegen symbolisiert mit seinem destruktiven Charakter und dem Bestreben nach Auflösung den Todestrieb.

Doch auch der auf Vergnügung ausgerichtete Eros ist eine Quelle von Schmerz, Unordnung, Chaos und Spannung. Der Mensch fühlt sich dazu berufen, sich von diesem Unbehagen zu befreien. Der Todestrieb strebt nach dem Nirwana, dem Zustand des absoluten Gleichgewichts, des Friedens und der Stille. 

▶ Lese-Tipp

  1. Jenseits des Lustprinzips, Sigmund Freud, CreateSpace Independent Publishing Platform 2017

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