Selektive Aufmerksamkeit: Wie unser Gehirn Informationen filtert

Die selektive Aufmerksamkeit ist die Fähigkeit, den Geist auf einen bestimmten Reiz oder eine bestimmte Aufgabe zu konzentrieren, ohne dass andere Reize die Arbeit unterbrechen.
Selektive Aufmerksamkeit: Wie unser Gehirn Informationen filtert
Sara González Juárez

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Sara González Juárez.

Letzte Aktualisierung: 23. April 2024

Die Aufmerksamkeit bildet das Fundament zahlreicher psychologischer Prozesse und ist äußerst komplex. Es gibt verschiedene Arten, die je nach den Merkmalen des Reizes oder der Situation variieren. Die selektive Aufmerksamkeit, mit der wir uns heute befassen, beschreibt die Fähigkeit, uns auf einen bestimmten Reiz zu konzentrieren und dabei konkurrierende Reize auszublenden.

Sie ist von entscheidender Bedeutung, wenn es darum geht, relevante Informationen auszuwählen und Ablenkungen zu vermeiden. Dadurch können wir auf komplexe Anforderungen reagieren und unsere Lernprozesse optimieren. Im späten 19. Jahrhundert befassten sich bereits Wissenschaflter wie William James, Wilhelm Wundt und Edward Titchener mit diesem Thema.

Ein Beispiel für die selektive Aufmerksamkeit ist, wenn du aufmerksam nach einem Freund suchst, der sich in einer Menschenmenge befindet. Du konzentrierst dich auf sein Gesicht, während du andere einfach ausblendest.

Selektive Aufmerksamkeit: verschiedene Modelle und Theorien

Da es sich um einen Prozess des Auswählens und Verwerfens von Reizen handelt, werden Modelle zur selektiven Aufmerksamkeit auch als Filtertheorie bezeichnet. Ein Funktionsmodell ist eine Abstraktion eines Prozesses, die es uns ermöglicht, ihn besser zu verstehen. Wir schauen uns die bekanntesten Theorien an:

Pfeile und Zielscheibe auf Holzwürfeln symbolisieren die selektive Aufmerksamkeit

Broadbent: starre Filtertheorie

Broadbent ging davon aus, dass das Wahrnehmungssystem einen selektiven Filtermechanismus nutzt, der bestimmte Reizinformationen zulässt und andere blockiert. Er versuchte, dies durch das dichotische Hörexperiment zu beweisen. Seine Idee war, die Sinne zu überfordern, um zu analysieren, wie das Gehirn die Reize filtert. Die Ergebnisse seiner Forschungen führten ihn zu der Schlussfolgerung, dass wir nur einem Hörkanal gleichzeitig unsere Aufmerksamkeit schenken können. Die Informationen, die über den nicht beachteten Kanal verloren gehen, hängen von den Eigenschaften des Reizes und den Bedürfnissen ab.

Treisman: abgeschwächtes Filtermodell

Dieses Filtermodell ist eine Weiterentwicklung des Broadbent-Modells, geht jedoch davon aus, dass der Filter unnötige Informationen nicht verwirft, sondern abschwächt, damit die relevanten Informationen hervorstechen können. Das ist vergleichbar mit leiser Musik, die es dir ermöglicht, ein Gespräch zu führen.

Anne Treisman argumentiert, dass eine Person denken könnte, dass die Informationen, denen sie keine Aufmerksamkeit schenkt, verloren gehen, aber in Wirklichkeit ist das nicht der Fall. Irrelevante Reize werden verarbeitet, jedoch eher oberflächlich, um die Aufmerksamkeit auf sie lenken zu können, wenn sie relevant werden.

Deutsch und Deutsch: Theorie der späten Selektion

Dieses Modell besagt, dass alle Reize, die den Organismus erreichen, verarbeitet werden und eine Bedeutung erlangen, da andernfalls der Input, der ins Bewusstsein gelangt, nicht ausgewählt werden könnte. Die Auswahl dieses Reizes erfolgt auf der Grundlage seiner Bedeutung im gegenwärtigen Moment.

Im Unterschied zu den beiden vorherigen Modellen lehnt diese Theorie ab, dass die Reize zu Beginn des kognitiven Prozesses gefiltert werden. Andernfalls gäbe es keine Möglichkeit zu wissen, welcher Reiz vorrangige Aufmerksamkeit benötigt.

Menschlicher Kopf als Symbol für die selektive Aufmerksamkeit

Johnston & Heinz: flexible Selektion

Diese Theorie geht von einer flexiblen Selektion aus: Die Auswahl des relevanten Reizes erfolgt zu einem variablen Zeitpunkt und ist von dessen Eigenschaften und von der Aufgabe abhängig. Weiterhin führt dieses Modell das Konzept der Verarbeitungskapazität ein. Dem Gedanken eines flexiblen Filters, der je nach Reiz unterschiedlich analysiert wird, folgt die Annahme, dass der kognitive Bedarf umso größer ist, je vollständiger die Analyse des Reizes ist.

Diese und andere Studien zu grundlegenden kognitiven Prozessen legten den Grundstein für die wissenschaftliche Psychologie und hatten weitreichende Auswirkungen auf verschiedene Bereiche. Ihre Vielseitigkeit war entscheidend für den Fortschritt bei Neuromarketing-Modellen, der Definition von Aufmerksamkeitsstörungen und der Entwicklung von Bildungsmodellen.


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