Selbstbild: Herkunft und Definition

Selbstbild: Herkunft und Definition
Alejandro Sanfeliciano

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Alejandro Sanfeliciano.

Letzte Aktualisierung: 12. Januar 2023

Wir können das Selbstbild als die Idee oder die Vorstellung, die wir von uns selbst haben, verstehen. Es ist geprägt von den vielen Rollen, die wir spielen, von unserer Persönlichkeit, unserer Ideologie und unserer Philosophie, um nur einige zu nennen. Es ist auch dynamisch, was bedeutet, dass es sich mit der Zeit verändert.

Uns selbst zu kennen, hilft uns, zu reflektieren, was und wie wir denken und was wir in einer gegebenen Situation tun sollten. Dieses Wissen über uns selbst ist entweder Teil einer individuellen oder Gruppenidentität. Das Bewusstsein für unsere Identität und die anderer macht unser Leben angenehmer und erleichtert unsere Beziehungen.

Die Psychologie betrachtet das Selbstbild aus verschiedenen Perspektiven. Persönlichkeitspsychologen werden sich darauf konzentrieren, die Identität auszumachen und Typologien zuzuordnen. Die Sozialpsychologie will sehen, inwieweit es unsere Beziehungen beeinflusst und umgekehrt.

Wie wird das Selbstbild geformt und verändert?

Als nächstes werden wir über zwei Theorien sprechen, die erklären, wie das Selbstbild entsteht oder entwickelt wird. Eine davon ist die Theorie der Selbstdiskrepanz, die sich um die innere Ordnung dreht. Die andere ist die Theorie vom Spiegelselbst, die auf dem Konzept der sozialen Regulierung basiert.

Mädchen guckt sich im Spiegel an

Die Theorie der Selbstdiskrepanz

Diese Theorie geht von der Annahme aus, dass ein Mensch die Kohärenz zwischen den verschiedenen Bildern, die er von sich selbst hat, sucht. Hier kommen andere Selbstkonzepte ins Spiel. Das sind sie:

  • Das “ideale Selbst” ist das Selbstverständnis, das uns sagt, wer wir sein wollen.
  • Das “verantwortliche Ich” vermittelt uns, wer wir sein wollen.
  • Das “potenzielle Selbst” beinhaltet unser Potential, inwieweit wir zu etwas werden können.
  • Das “erwartete Selbst” entspricht einer Vorhersage dessen, was wir in Zukunft sein werden.

Diese Selbstkonzepte sind einander sehr ähnlich. Sie unterscheiden sich nur in kleinen Nuancen. Das Wichtige an diesen Selbst ist, dass sie Diskrepanzen zu unserem heutigen Selbstbild schaffen. Wenn eine dieser Diskrepanzen zu groß wird, erfahren wir Angst. Von hier werden wir Veränderungen in den Selbstkonzepten anregen, um die Diskrepanz zu lösen.

Wenn wir uns beispielsweise in unserem “idealen Selbst” als Menschen der Gemeinschaft verstehen, uns aber eher egoistisch verhalten, entsteht eine Diskrepanz. Wir können die Dissonanz auf verschiedene Weise lösen:

  • Unser egoistisches Verhalten und damit unser heutiges Selbstverständnis ändern
  • Die Wahrnehmung unseres Verhaltens verändern, es nicht länger als egoistisch einstufen und damit unser heutiges Selbstverständnis verändern
  • Unser “Ideal” verändern und an unser heutiges Selbstverständnis anpassen

Die Theorie vom Spiegelselbst

Diese Vision geht von der Schaffung eines Selbstbildes als ein Prozess aus, in dem die Gesellschaft viel Gewicht hat. Die Ideen, die andere von uns haben, sind hier von großer Bedeutung. Wir bauen die Vorstellung, wer wir sind, anhand der Informationen auf, die uns andere über uns selbst geben.

Das liegt daran, dass wir wahrnehmen, dass andere eine Vorstellung davon haben, wer wir sind. Deshalb versuchen wir, herauszufinden, wie diese aussieht. Wir wollen keine Diskrepanz zwischen der Vorstellung, die andere von uns haben, und unserem eigenen Selbstverständnis. Wenn diese Diskrepanz besteht, können wir sie auf zwei Arten lösen:

  • Indem wir unsere Beziehungen zu jenen ändern, die uns nicht so sehen, wie wir uns selbst
  • Indem wir die Vorstellung, die wir von uns selbst haben, ändern
Rotes Männchen in einer Gruppe weißer Männchen

Diese Theorie erklärt gut, warum wir Beziehungen suchen, die unser Selbstbild bestätigen, und Menschen meiden, die uns anders sehen, als wir uns selbst. Es hilft uns auch, die Auswirkungen zu verstehen, die Erwartungen auf uns haben, wie zum Beispiel den Pygmalion-Effekt.

Beide Theorien erklären, wie das Selbstbild auf unterschiedliche, aber nicht widersprüchliche Weise geformt und modifiziert wird. Es ist interessant, sie aus einer entfernten Perspektive zu betrachten und zu verstehen, wie das “Selbst” auch durch gesellschaftliche Einflüsse verändert werden kann. Unter Berücksichtigung der beiden Standpunkte erhalten wir ein solides Selbstbild.


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  • Hosking P. Utilizing Rogers’ Theory of Self-Concept in mental health nursing. JAN. 1993; 18(6): 980-984.

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