Schlafsucht: Symptome und Behandlung

Schlafsucht: Symptome und Behandlung
Francisco Pérez

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Francisco Pérez.

Letzte Aktualisierung: 17. Januar 2023

Wir haben alle schon einmal verschlafen und waren trotzdem immer noch müde. Es kann sogar vorkommen, dass wir immer noch so müde sind, dass wir uns kaum auf den Beinen halten können. Sollte dir das bekannt vorkommen, kann es sein, dass du unter einer Schlafsucht leidest.

Schlaf- und Wachstörungen können in zehn verschiedene Kategorien eingeteilt werden. Dazu gehören unter anderem die Hypersomnie, Narkolepsie, Schlaflosigkeit, Schlafatmungsstörungen, zirkadiane Rhythmusstörungen und das Restless-Legs-Syndrom (zu Deutsch etwa: Ruhelose-Beine-Syndrom).

Dieser Artikel behandelt eine bestimmte Form der Schlafstörung: die Schlafsucht, auch Hypersomnie genannt. Wie der Name schon sagt, benötigen Betroffene übermäßig viel Schlaf. Wer darunter leidet, fühlt sich nie ausgeruht und oft übermüdet.

Was sind die Merkmale der Schlafsucht?

Schlafsucht ist ein weiter Begriff. Die Erkrankung beinhaltet unterschiedliche Symptome; sie mögen morgens nicht in der Lage sein, aus dem Bett zu kommen, oder während des Tages unfreiwillig einschlafen und zeigen meist weitere ungesunde Schlafgewohnheiten.

Menschen, die an einer Schlafsucht leiden, schlafen schnell ein und haben eine hohe Schlafeffizienz. Sie haben manchmal Schwierigkeiten, am Morgen aufzuwachen oder zeigen sich dann verwirrt, angriffslustig oder ataxisch. Der Terminus Ataxie bezieht sich dabei auf Störungen in Bewegungsabläufen.

Auch die sogenannte Schlafträgheit mag auftreten, die den verlängerten Übergang zwischen Schlaf- und Wachzustand meint. Schlafträgheit wird umgangssprachlich als “Schlaftrunkenheit” bezeichnet. In diesem Zustand scheint die Person wach zu sein, hat jedoch verminderte kognitive und motorische Fähigkeiten. Deswegen ist sie auch nicht in der Lage, sich angemessen zu verhalten. Gedächtnislücken, räumliche Desorientierung und Schwindel sind ebenfalls üblich.

Die Aufwachphase kann von einigen Minuten bis hin zu mehreren Stunden andauern. Das anhaltende Bedürfnis, zu schlafen, mag zudem unwillkürliches Verhalten fördern, an das sich ein Mensch nachher kaum mehr erinnert. Zum Beispiel gibt es Patienten, die unbewusst mehrere Kilometer im “Autopiloten” fahren und dann Schwierigkeiten haben, sich an die Fahrt zu erinnern.

Eine junge Frau schläft in der Dunkelheit.

Eine Menge an (schlechtem) Schlaf

Einige Schlafsüchtige brauchen mehr als neun Stunden Schlaf pro Tag. Allerdings hat dieser Schlaf selten eine regenerierende Wirkung und selbst nach stundenlangem Schlaf kann es für Betroffene schwer sein, aufzuwachen. Die Schlafqualität ist schlicht unzureichend.

In diesen Fällen führt eine übermäßige Benommenheit zu unfreiwilligen Schläfchen am Tag. Diese täglichen Nickerchen sind gewöhnlich lang, dauern über eine Stunde, führen allerdings nicht dazu, dass der Betroffene sich ausgeschlafen fühlt, wenn er wieder aufwacht. Stattdessen ist er immer noch erschöpft.Dieser “Dauerzustand” unterscheidet die Schlafsucht von einer plötzlichen “Schlafattacke”.

Betroffene, die nicht stimuliert werden oder aktiv sind, leiden an unwillkürlichen Schlafepisoden. Das kann zum Beispiel während Konferenzen, Lesen, Fernsehen oder längeren Autofahrten der Fall sein. In den schwerwiegendsten Fällen kann es sogar in Situationen passieren, die tatsächlich die Aufmerksamkeit des Patienten erfordern –  wie eben das Autofahren oder die Arbeit

Was sind die Kriterien für die Diagnose einer Schlafsucht?

Das DSM-V definiert die Kriterien für die Diagnose einer Schlafsucht wie folgt:

A. Das Individuum fühlt sich übermäßig schläfrig, obwohl es mindestens sieben Stunden geschlafen hat, mit einem oder mehreren der folgenden Symptome:

  • Wiederkehrende Perioden von Schläfrigkeit oder Schlafen während des Tages
  • Episoden von längerem Schlaf (neun oder mehr Stunden), die aber nicht regenerierend wirken
  • Schwierigkeiten beim Wachbleiben

B. Der Patient leidet mindestens dreimal pro Woche über einem Zeitraum von mindestens drei Monaten an dieser Störung.

C. Die Erkrankung wird von einem Gefühl des Unwohlseins begleitet und von einer Verschlechterung der kognitiven, sozialen bzw. anderer wichtiger Funktionen.

D. Die übermäßige Schläfrigkeit kann nicht durch eine andere Schlafstörung erklärt werden und tritt nicht ausschließlich in Verbindung mit anderen Schlafstörungen (Narkolepsie, Parasomnie, etc.) auf.

E. Die Schlafsucht kann nicht auf physiologische Ursachen oder die Einnahme bestimmter Substanzen (Drogen, Alkohol, Medikamente, etc.), zurückgeführt werden.

F. Die Koexistenz von psychischen Erkrankungen und Medikamenteneinnahme kann das wiederkehrende Phänomen der Schlafsucht nicht ausreichend erklären.

Das DSM-V kennt folgende Varianten der Schlafsucht

  • Gering: Schwierigkeiten, während des Tages wach zu bleiben, 1-2 Tage pro Woche
  • Moderat: Schwierigkeiten, während des Tages wach zu bleiben, 3-4 Tage pro Woche
  • Schwer: Schwierigkeiten, während des Tages wach zu bleiben, 5-7 Tage pro Woche
Ein junger Mann ist auf einem Stuhl eingeschlafen.

Merkmale, die mit der Schlafsucht in Verbindung gebracht werden

Obwohl Symptome wie nicht-regenerativer Schlaf, Schwierigkeiten beim Aufwachen am Morgen, Schlafträgheit und Handeln im Autopiloten nicht ungewöhnlich sind, können sie zuweilen mit anderen Störungen wie Narkolepsie in Verbindung gebracht werden.

  • Etwa 80 % der an Schlafsucht Leidenden berichten, dass ihr Schlaf nicht erholsam sei. Sie haben große Schwierigkeiten beim Aufwachen am Morgen.
  • Schlafträgheit, obwohl weniger häufig, ist ein sehr spezifisches Symptom der Schlafsucht. Nicht mal ein Nickerchen bietet eine Linderung der Schläfrigkeit.
  • Betroffene scheinen zudem an verschiedensten Orten schlafen zu können, wie zum Beispiel im Wartezimmer einer Arztpraxis.
  • Ein kleiner Prozentsatz der Schlafsüchtigen hat eine Familiengeschichte in puncto Schlafstörungen. Sie können auch unterschiedlichen Symptomen wie Probleme mit dem Nervensystem und Kopfschmerzen haben oder an Ohnmachtsanfällen leiden.

Behandlung der Schlafsucht

Es gibt zwei Ansätze, diese Erkrankung zu behandeln. So kann ein Schlafspezialist Medikamente verschreiben, die dem Patienten helfen, länger wach zu bleiben. Das ist sinnvoller als der Konsum großer Mengen psychoaktiver Substanzen wie Kaffee. Die übermäßige Einnahme solcher Stimulanzien kann schwerwiegende gesundheitliche – und insbesondere kardiologische – Folgen haben.

Ein Arzt spricht mit einem Patienten.

Ein Ansatz, der ohne Medikamente auskommt, ist der, das Schlafmuster der Betroffenen zu verändern. Diese Strategie beinhaltet ein spezifisches Training, um Reize erkennen und kontrollieren zu können, wenn Schläfrigkeit auftritt. Dann werden bestimmte Übungen ausgeführt, um wach zu bleiben. Es gibt auch bestimmte Techniken, mit denen sich Betroffene besser konzentrieren können. Wenn diese nicht funktionieren, deutet dies auf ein ernsthafteres Problem bezüglich der eigenen Aufmerksamkeit hin.

Die Wahrung der Schlafhygiene ist ebenfalls sehr wichtig. Durch die Schlafhygiene kann sich ein Patient bessere Schlafbedingungen verschaffen, die ihm helfen, sich zu erholen. Entsprechende Strategien beziehen sich zum Teil auf die Schlafumgebung (Raumtemperatur, Beleuchtung usw.) und auf die Verdauung (essen vor dem Schlafengehen). Andere wiederum beziehen sich auf verschiedene Variablen, die helfen sollen, zur Ruhe zu kommen.

Die Schlafsucht ist eine anerkannte psychische Erkrankung. Sie muss behandelt werden. Wenn du, lieber Leser, aufgrund der hier aufgelisteten Kriterien vermutest, an Schlafsucht zu leiden, raten wir dir, einen Arzt aufzusuchen. Bitte berücksichtige, dass nur ein ausgewiesener Fachmann in der Lage ist, die Diagnose zu stellen.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.