Repertory Grids zur psychologischen Diagnostik

Die Grid-Technik kann uns helfen, Entscheidungen zu treffen, Veränderungen herbeizuführen oder einen psychotherapeutischen Prozess einzuleiten. Da sie so mächtig ist, möchtest du wissen, was sie ist und wo ihr Wert liegt?
Repertory Grids zur psychologischen Diagnostik
Elena Sanz

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Elena Sanz.

Letzte Aktualisierung: 09. Februar 2023

Wir kennen eine Vielzahl von psychologischen Strömungen, die in der Therapie zur Anwendung kommen. Vor der Behandlung eines Patienten ist jedoch eine entsprechende Bewertung und Diagnose notwendig. Auch dafür kommen unterschiedliche Methoden zum Einsatz, eine davon sind die Repertory Grids oder der Rollen-Konstrukt-Repertoire-Test.

Es handelt sich um ein halbstrukturierte Fragetechnik, die es Therapeuten ermöglicht, die innere Organisation einer Person zu verstehen. Daraus geht hervor, wie eine Person ihre Realität versteht und Erfahrungen interpretiert. Nur wenn die Therapeutin oder der Therapeut ihren Standpunkt versteht, sind angemessene Lösungen möglich. Deshalb ist diese Technik sehr wertvoll.

Was sind Repertory Grids?

Der Rollen-Konstrukt-Repertoire-Test ist ein psychologisches Bewertungsinstrument, das 1995 von George Kelly entwickelt wurde. Er ist eingebettet in die Theorie der persönlichen Konstrukte, ein Ansatz, der besagt, dass Menschen unserer Umwelt und unseren Erfahrungen durch verschiedene persönliche Konstrukte einen Sinn geben. Mit anderen Worten: Die Realität ist subjektiv und jeder Mensch schafft seine eigenen Bedeutungen.

Die Repertory Grids ermöglichen es, diese Bedeutungen (oder diese persönliche Art, Wissen zu organisieren) zu erkennen. Die wichtigsten Merkmale dieses Tests sind:

  • Sein Ziel ist, das eigene Glaubenssystem deutlich zu machen.
  • Es handelt sich um eine Technik, bei der die Person im Mittelpunkt steht, da sie auf der Grundlage der Worte oder Ideen der befragten Person und nicht auf der Grundlage der theoretischen Konstruktionen des Interviewers aufbaut.
  • Es handelt sich um eine subjektive und qualitative Technik, da sie nicht darauf abzielt, die Antworten der Person zu vergleichen oder zu messen, sondern ein tiefes Verständnis ihrer inneren Welt zu gewinnen.
Repertory Grids: Diagnose beim Psychologen
Das Hauptziel der Repertory Grids ist, etwas über das Glaubenssystem der Person zu erfahren.

Wie verwenden Therapeuten die Repertory Grids?

Bei der Anwendung dieser Bewertungstechnik arbeiten Interviewer und Befragter zusammen, um eine Matrix zu erstellen, die die wichtigsten Glaubenssätze der Person grafisch darstellt. Es ist also ein dreiteiliger Prozess.

Elemente

Zuerst werden auf einem leeren Blatt Papier die Namen einiger der wichtigsten Personen im Leben der befragten Person von links nach rechts notiert. Das können Familienmitglieder, Freunde, Arbeitskollegen, Chefs oder sogar berühmte Inspirationsfiguren sein.

Es ist auch interessant, Menschen hinzuzufügen, die nicht mehr Teil der Gegenwart sind (z.B. Ex-Partner oder ehemalige Lehrer) oder die ein negatives Bild darstellen. Außerdem ist es wichtig, einige Elemente der eigenen Identität der befragten Person mit einzubeziehen, zum Beispiel:

  • Das aktuelle Selbst (wer ich gerade bin).
  • Das ideale Selbst (wer ich gerne sein möchte).
  • Das Selbst, bevor ich das Symptom präsentiere.
  • Das Selbst, wenn ich unter dem Symptom leide.

Konstrukte

Zweitens werden von oben nach unten und im linken Bereich des Blattes Attribute erfasst, die für die Person wichtig sein könnten. Diese Konstrukte sind bipolar (weich-hart, hell-dunkel, gut-böse), aber auch dimensional, da sie eine große Bandbreite an Möglichkeiten zwischen den beiden Polen abdecken. Außerdem entstehen sie aus Erfahrung. Das heißt, wenn du zum Beispiel eine Person beobachtest, die viel redet, und eine andere, die sich kaum äußert, kann das Konstrukt “redselig-schweigsam” entstehen.

Jeder von uns hat einige Kernkonstrukte, auf die wir als Erstes zurückgreifen, um unseren Erfahrungen Form und Bedeutung zu geben. Und genau diese werden im Raster erfasst. Dazu werden die im ersten Schritt benannten Elemente (Personen) miteinander in Beziehung gesetzt, indem sie paarweise einander gegenübergestellt werden. Zum Beispiel:

  • Was haben deine Mutter und dein Vater gemeinsam? Wenn die Antwort lautet “sie sind sehr großzügig”, sollten wir fragen: Was ist das Antonym von großzügig? Das würde uns zum Beispiel das Konstrukt großzügig-egoistisch bescheren.
  • Was ist die Ähnlichkeit zwischen deinem besten Freund und deinem ehemaligen Lehrer? Wenn du die obige Reihenfolge der Fragen befolgst, könntest du z.B. das Konstrukt intelligent-dumm erhalten.

Wir werden uns weiter mit den verschiedenen Elementen auseinandersetzen und die Konstrukte, die dabei entstehen, von oben nach unten ordnen.

Raster

In diesem letzten Schritt wird jedes der Elemente in Bezug auf die verschiedenen Konstrukte eingestuft. Dazu dient eine Skala, die zum Beispiel von 1 bis 7 reichen kann.

Wir fragen, w elche Punktzahl jede Person bei den ermittelten Merkmalen erreichen würde. Wir beginnen mit der ersten Person und setzen die verschiedenen Punkte unter ihren Namen; dann machen wir dasselbe mit allen anderen.

Schließlich erhalten wir eine Matrix (eine Art Tabelle), die grafisch dargestellt wird:

  • Wer sind die wichtigsten Personen im Leben des Befragten?
  • Was sind die wichtigsten Konstrukte, die er/sie benutzt, um die Welt zu interpretieren und zu verstehen?
  • Welche Position nehmen diese Menschen in den Hauptkategorien der Bedeutung ein?

Welche Art von Informationen können wir durch die Repertory Grids erhalten?

Sobald die Repertory Grids ausgefüllt sind, können wir wertvolle Informationen darüber erhalten, wie die Befragten ihre Erfahrungen organisieren. Einige Daten können direkt aus der auf Papier gezeichneten Matrix gewonnen werden, aber für eine tiefer gehende Analyse können wir ein Computerprogramm verwenden, mit dem wir die Beziehungen, an denen wir interessiert sind, identifizieren und vor allem darstellen können.

In einer qualitativen Analyse können wir zum Beispiel sehen:

  • Welche Eigenschaften überwiegen? Manche Menschen neigen dazu, häufiger Konstrukte zu wählen, die sich auf den Intellekt beziehen (z. B. intelligent-dumm), andere auf persönliche Beziehungen (großzügig-egoistisch), wieder andere auf die Affektivität (einfühlsam-unempfindlich). So bekommen wir eine Vorstellung davon, welche Bereiche für diese Person am wichtigsten sind.
  • An welchen Stellen befinden sich die Elemente? Wir können vielleicht auf den ersten Blick erkennen, dass alle Menschen auf einer Dimension hohe oder niedrige Werte haben. Zum Beispiel liegen vielleicht die meisten Elemente in der Nähe des “unempfindlichen” Pols. Das würde uns zu der Frage veranlassen, warum die Person mit diesen Menschen zu tun hat oder warum sie sie auf diese Weise wahrnimmt.
  • Gibt es irgendwelche auffälligen Assoziationen? Zum Beispiel kann der Ex-Partner (durch seine Noten) in eine Position gebracht werden, die dem Vater sehr nahesteht. Oder vielleicht ist das ideale Selbst dem besten Freund sehr nahe. Aus diesen Erkenntnissen können wir uns interessante Fragen stellen und Ziele ableiten, an denen wir arbeiten können.
  • Können wir mögliche Konflikte oder Dilemmas erkennen? Das passiert, wenn ein erwünschtes Konstrukt (z. B. “guter Mensch”) einem abgelehnten Konstrukt (z. B. unterwürfig sein) grafisch sehr nahekommt.
Psychologe stellt Diagnose mit Repertory Grids
Diese Technik liefert wertvolle Informationen darüber, wie die Person ihre Erfahrungen organisiert.

Eine Technik zur Erkundung von Glaubenssätzen

Wie du siehst, sind die Repertory Grids ein Werkzeug zur Erkundung der inneren Welt und der am tiefsten verwurzelten funktionalen Glaubenssätze. Sie können sehr nützlich sein, um in einem Psychotherapieprozess Störungen und Konflikte zu erkennen, zu sehen, wo sie entstehen und sie zu lösen. Aber diese Technik hat auch andere Einsatzmöglichkeiten.

Diese Technik kann zum Beispiel in einem Entscheidungsprozess oder in der therapeutischen Veränderungsarbeit eingesetzt werden, auch wenn keine Pathologie vorliegt. Es kann sich um eine Person handeln, die einige Aspekte ihrer Persönlichkeit aufpolieren oder verändern möchte, sich aber dagegen sträubt.

Die Repertory Grids kommen auch häufig zur Berufsorientierung zum Einsatz. In diesem Fall ist es durch das Hinzufügen der verschiedenen Studien als Elemente möglich, die akademischen und beruflichen Präferenzen und Bestrebungen der Person zu ermitteln, um über ihre berufliche Entwicklung zu entscheiden.

Kurz gesagt, es ist ein Instrument, das sehr umfassende Informationen liefert und für verschiedene Zwecke verwendet werden kann. Trotz der Komplexität der Anwendung und Interpretation, kann dieser Test bei psychotherapeutischen Bewertungen sehr nützlich sein.


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