Reaktive Depression: wenn die Ereignisse uns überwältigen

Reaktive Depression: wenn die Ereignisse uns überwältigen
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 14. April 2023

Tod, Trennung, Stress bei der Arbeit, anhaltendes Familiendrama oder sonstige Schicksalsschläge – eine reaktive Depression kann auf verschiedene Weise ausgelöst werden. Dieser Zustand ist durch Depressionen, Verzweiflung und Reizbarkeit gekennzeichnet und wird immer durch ein schmerzhaftes Erlebnis hervorgerufen.

Bekanntlich ist es auch nicht immer einfach, die Ursachen einer Depression herauszufinden. Physiologische, umweltbedingte und persönliche Probleme können ein sehr dichtes Netz bilden, das schwer zu entwirren ist. Es ist jedoch sicher, dass es in den meisten Fällen einen eindeutigen Auslöser gibt. Die Betroffenen können den damit einhergehenden Stress nicht bewältigen und das führt zu einer Reihe von psychologischen Prozessen, die ebenso belastend wie lähmend sind.

Die reaktive Depression ist die häufigste Anpassungsstörung im klinischen Bereich. Und es ist sehr hilfreich, diesen Zustand zu verstehen, um sich ein paar einfacher Aspekte bewusst zu werden. Unter anderem dessen, dass dieser depressive Zustand uns alle betreffen kann. Denn wir alle machen Erfahrungen, die außerhalb unserer Kontrolle liegen. Wie Vicente Aleixandre in einem seiner Gedichte sagte, “weil das Leben schwierig ist, so schwierig, dass es nicht ausreicht, aggressiv nach vorn zu rudern. Manchmal stranden wir.”

Eine Frau sitzt nachdenklich am Ende eines Stegs

Wie sind die Symptome der reaktiven Depression?

Einer Sache sind sich die meisten von uns bewusst: Wenn das Leben in nachteiliger Form auf uns einwirkt, leiden wir auf ganz persönliche Weise. Und es gibt einige Menschen, die, aus welchen Gründen auch immer, besser mit schwierigen Situationen umgehen können als andere. Diese anderen sind Menschen, die sehr stark leiden.

Jeder Mensch reagiert auf belastende Ereignisse anders. Während der eine sie meistert, kann ein anderer an ihnen zerbrechen. Früher oder später kann jedoch das Schutzschild eines jeden brechen. Es kann Wochen dauern, bis sich die Symptome der reaktiven Depression zeigen, nachdem die Betroffenen ein traumatisches Ereignis erlebt haben. Und sie mag auch jenen ereilen, der es anfänglich gut zu bewältigen schien.

Es gibt keine psychische Störung, die bei jedem Patienten mit den gleichen Symptomen einherginge. Manche Krankheitsbilder sind heterogen und andere deutlich komplexer. Im Hinblick auf die reaktive Depression sollte außerdem beachtet werden, dass sie eng mit der Persönlichkeit des Patienten verbunden ist. Diese spielt also nicht nur bei der Anfälligkeit für eine reaktive Depression eine entscheidende Rolle, sondern auch in deren Verlauf.

Zu den typischen Symptomen der reaktiven Depression gehören:

  • Gefühl von Traurigkeit und ausgeprägte Niedergeschlagenheit sind die häufigsten Symptome
  • Teilnahmslosigkeit, Gleichgültigkeit und Verlust des Interesses an der Umwelt
  • Antriebslosigkeit; selbst das Aufstehen am Morgen bedeutet eine große Überwindung
  • Fokus auf das Negative
  • Schuldgefühle und extrem negative Gedanken
  • Seltener auch physische Beschwerden wie Kopf- und Gliederschmerzen oder Gewichtsverlust, aber Schlafstörungen und extreme Müdigkeit kommen regelmäßig vor

Ein Mann sitzt mit gesenktem Kopf am Fenster

Welche Faktoren machen uns für eine reaktive Depression empfänglich?

Es gibt mehrere aktuelle Studien, die uns einen tieferen Einblick in diese Art der depressiven Störung erlauben. So erklären Neuropsychiater, wie zum Beispiel Jin Mizushima, dass es neben der Persönlichkeit noch weitere Schlüsselfaktoren gebe. Schauen wir uns diese an.

  • Meist entwickeln Menschen diese Art der Depression, die sich ständig im Stress befinden
  • Häufig zeigen diese Menschen auch eine übersteigerte Gewissenhaftigkeit und einen gewissen Perfektionismus
  • Eine weitere Risikogruppe sind Menschen, die sich Anerkennung wünschen, zu Schuldgefühlen neigen, denen es schwerfällt, nein zu sagen, die sich gern an andere Menschen klammern, sich stark an ihren Mitmenschen orientieren und von externen Ereignissen beeinflussen lassen.

Behandlung von reaktiver Depression

Wie wir anfänglich festgestellt haben, ist die reaktive Depression eine der häufigsten depressiven Störungen. In der Regel sind junge Frauen betroffen. Trotz der weiten Verbreitung hat die reaktive Depression die beste Prognose, wenn eine entsprechende Behandlung erfolgt.

Für den Patienten ist es in erster Linie wichtig, über das Geschehene zu sprechen, um es dauerhaft verarbeiten zu können. Hierfür ist der Psychotherapeut die ideale Anlaufstelle, falls die Gespräche mit der Familie, Freunden oder dem Hausarzt keine Besserung bringen.

Ein Besuch bei einem Psychologen ist demnach wichtig, um über jene Situationen zu sprechen, die den depressiven Zustand der Betroffenen ausgelöst haben. Die direkte Konfrontation mit dem Problem ist zweifellos einer der besten Ansätze. Darüber hinaus sollte auch die medikamentöse Behandlung nicht vernachlässigt werden. Antidepressiva können eine gewisse Erleichterung bringen, bis das Geschehene aufgearbeitet ist.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.