Proaktive Emotionsregulierung bei Autismus-Spektrum-Störung

Die Autismus-Spektrum-Störung (ASS) ist eine klinische Entität, deren Erscheinungsformen herausfordernde Verhaltensweisen beinhalten können. Proaktive Strategien zur Emotionsregulierung können helfen.
Proaktive Emotionsregulierung bei Autismus-Spektrum-Störung
Gorka Jiménez Pajares

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Gorka Jiménez Pajares.

Letzte Aktualisierung: 10. Mai 2023

Die proaktive Emotionsregulierung hilft Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS), Reaktionen vorauszusehen und sich besser an verschiedene Situationen anzupassen. Dieser Ansatz zielt darauf ab, herausfordernde Verhaltensweisen durch die Informationen früherer Erfahrungen zu verhindern.

“Bei der proaktiven Intervention bei ASS geht es nicht darum, was zu tun ist, wenn das Verhalten bereits aufgetreten ist, oder wie man sich verhält, wenn es aufgetreten ist, sondern darum, zu untersuchen, zu suchen und herauszufinden, warum.”

Cristina Tinaquero

Proaktive Emotionsregulierung kann Kind mit Autismus-Spektrum-Störung helfen

Eine Annäherung an die Definition von ASS

Bevor wir über die proaktive Emotionsregulierung bei ASS sprechen, halten wir es für wichtig, einige Merkmale dieser klinischen Entität zu erklären. So definiert die American Psychological Association (APA) in der fünften Ausgabe ihres Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders(DSM-5) ASD durch Aspekte wie:

Probleme in der Kommunikation und sozialen Interaktion

Diese Probleme treten als Defizite auf, das heißt, sie liegen unter dem erwarteten Niveau. Sie beziehen sich auf mehrere Bereiche (APA, 2015):

  • Veränderungen in der sozial-emotionalen Reziprozität, wie z. B. ein unzureichender sozialer Austausch beim Ausdruck von Emotionen oder beim Teilen von Interessen.
  • Veränderungen in der nonverbalen Kommunikation, z. B. unangemessener Augenkontakt oder eine unangepasste Körpersprache.
  • Störungen bei der Entwicklung, Aufrechterhaltung und dem Verständnis von Beziehungen zu anderen, wie z. B. mangelndes Interesse an zwischenmenschlichen Beziehungen.

Diese Störungen manifestieren sich in verschiedenen Kontexten und treten in einem frühen Stadium der Entwicklung des Kindes auf.

Restriktive und repetitive Verhaltensweisen

Ihre Verhaltensweisen äußern sich in stark repetitiven Verhaltensmustern. Auch die Heterogenität der Interessen oder Aktivitäten ist sehr gering. Zu den Erscheinungsformen gehören (APA, 2015):

  • Stereotypes Sprechen, wie z. B. Echolalie.
  • Umweltinvarianz, die sich durch immenses Unbehagen bei kleinen Veränderungen in der Umgebung äußert – eng verbunden mit starren Denkmustern.
  • Sehr restriktive Interessen, die sich z. B. in einem intensiven Bindungsverhalten an ungewöhnliche Objekte äußern können.
  • Hyper- oder Überreaktivität auf verschiedene Reize, die sich unter anderem in einer scheinbaren Gleichgültigkeit gegenüber Schmerzen oder Temperatur äußert.

“Extreme Reaktionen und Rituale in Bezug auf den Geschmack, den Geruch, die Beschaffenheit und das Aussehen von Lebensmitteln sind häufig.”

American Psychiatric Association

Proaktive Emotionsregulierung: Was ist das?

Es hat sich als enorm hilfreich erwiesen, Zeit in die Analyse der Ursachen von störendem Verhalten bei Kindern mit ASS zu investieren, um dieses Verhalten zu verhindern.

Vorherige Schritte

Zunächst muss das Kind mit ASS beobachtet werden. Wir können uns die folgenden Fragen stellen:

  • Was wissen wir über diese Person? Wir sollten Aspekte wie Interessen, Motivation, Stärken, die Art zu kommunizieren oder die sensorischen Schwierigkeiten berücksichtigen, um nur einige zu nennen.
  • Wie sieht sein Umfeld aus? Es ist nötig, die täglichen Routinen berücksichtigen, welche visuellen Hinweise das Kind verwendet oder welche Anpassungen in seiner Umgebung vorgenommen wurden.
  • Wie sieht die Kommunikation in der Familie aus? Es ist wichtig, die Struktur und Situation der Familie sowie ihre Bedürfnisse zu verstehen. Aus dieser Perspektive ist es entscheidend zu fragen, ob es im familiären Umfeld zu störenden Verhaltensweisen kommt.
  • Was sind die problematischen Verhaltensweisen? Es liegt auf der Hand, dass wir vor dem Eingreifen wissen müssen, worauf wir eingehen wollen. Eine sehr praktische Methode ist, Verhaltensmster nach ihren topografischen Parametern zu ordnen, d.h. nach Intensität, Häufigkeit und Dauer.
  • Funktionsanalyse. Dieser Punkt ist sehr wichtig, denn er ermöglicht es uns zu erkennen, welche Funktion ein Verhalten in einem bestimmten Kontext hat.
  • Was will es mit seinen Verhaltensweisen erreichen? Hier müssen wir ganz konkret auf die Ziele eines jeden störenden Verhaltens eingehen, d.h. warum es sich zeigt und was das Kind mit ASS braucht.
  • Wie können wir diese störenden Verhaltensweisen minimieren? Das ist die letzte Station. Das Vorgehen sollte auf das Kind und die störenden Verhaltensweisen, die es zeigt, abgestimmt und maßgeschneidert sein.

Bei der Funktionsanalyse können wir das klassische ABC-Modell nutzen, mit dem wir Beziehungen zwischen der Form des auftretenden Verhaltens und der Funktion, die es erfüllt, herstellen können: Sagt mir das Kind mit ASS mit diesem Verhalten, dass es kommunizieren will, dass es Schmerzen hat, dass es meine Aufmerksamkeit fordert…?

Proaktive Emotionsregulierung hilft Kindern mit ASS

Einige Strategien

Es ist wichtig zu beobachten, wie das Kind mit ASS spielt, um seine Interessen besser zu verstehen. Das Ziel sollte sein, ihm dabei zu helfen, seine Fähigkeiten zu verbessern. Die Festlegung von Routinen sollte von den Interessen des Kindes ausgehen. Diese Routinen sollten vorhersehbar sein und dem Kind ermöglichen, seine Umgebung zu erkunden und zu verstehen.

Wenn trotz aller oben beschriebenen Erkenntnisse über das Kind und seine Familie weiterhin störende Verhaltensweisen auftreten, könnten Krisenpläne nötig sein, um die körperliche Gesundheit des Kindes zu gewährleisten.


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  • Consejo General de la Psicología de España. (2022). Pautas de regulación emocional proactiva para familias con personas con TEA. www.infocoponline.es. https://www.infocop.es/view_article.asp?id=19805
  • First, M. B. (2015). DSM-5. Manual de Diagnóstico Diferencial. Editorial Médica Panamericana.

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