Phobien: Eine Übersicht über spezifische Ängste

Manche Menschen haben eine Phobie vor Höhen, Spinnen oder Spritzen. Entdecke auch andere Arten von Phobien, die durch irrationale Ängste entstehen.
Phobien: Eine Übersicht über spezifische Ängste

Geschrieben von Redaktionsteam

Letzte Aktualisierung: 16. Februar 2024

Phobien sind übermäßige, unangemessene und irrationale Ängste vor bestimmten Objekten, Situationen, Tieren, Aktivitäten oder Konzepten. Die Angst ist so intensiv, dass sie das tägliche Leben der Betroffenen beeinträchtigt und zu starken emotionalen Reaktionen führen kann. Phobien führen außerdem zu Vermeidungsverhalten, Unbehagen und erheblichen Beeinträchtigungen.

Betroffene befinden sich kontinuierlich im Alarmzustand, werden von aufdringlichen Gedanken und negativen Bildern geplagt und entwickeln irrationale Überzeugungen. Dazu kommen körperliche Symptome, die durch die Ängste ausgelöst werden:

  • Übelkeit
  • Zittern
  • Schüttelfrost
  • Schwitzen
  • Schwindelgefühle
  • Schmerzen in der Brust
  • Erröten
  • Kurzatmigkeit
  • Herzklopfen

Vermeidensverhalten hilft Menschen mit Phobien kurzfristig, mit ihren Ängsten umzugehen, langfristig ist es jedoch kontraproduktiv.

Welche Arten von spezifischen Phobien gibt es?

Das DSM-5 teilt spezifische Phobien in fünf Gruppen ein: Tierphobien, Natur-Objekt-Phobien, Blut-Injektions-Verletzungsphobie, situationelle Phobien und sonstige spezifische Phobien. Diese Gruppen werden in folgende Unterkategoriern klassifiziert.

1. Tierphobien

Tierphobien treten meist in der Kindheit auf, meistens als Folge eines traumatischen Erlebnisses mit einem Tier (z. B. Angriff durch einen Hund, Stich einer Biene…). Zu dieser Gruppe gehören folgende Phobien:

  • Ichthyophobie: Angst vor Fischen
  • Ailurophobie: Angst vor Katzen
  • Arachnophobie: Angst vor Spinnen
  • Ornithophobie: Angst vor Vögeln
  • Equinophobie: Angst vor Pferden
  • Entomophobie: Angst vor Insekten
  • Musophobie: Angst vor Mäusen oder Ratten
  • Lepidopterophobie oder Moteophobie: Angst vor Schmetterlingen oder Motten

Die Cynophobie oder Angst vor Hunden ist eine der häufigsten Phobien. Die Cleveland Clinic stellt fest, dass jeder Dritte mit Tierphobie eine überwältigende Angst vor Hunden hat. Rund 2 bis 3 % der Bevölkerung leiden an Ophidiophobie oder der Angst vor Schlangen. Dafür gibt es evolutionäre Gründe, da Schlangen eine Gefahr für das Leben darstellen.

2. Natur-Objekt-Phobien

Diese Art von spezifischen Phobien beziehen sich auf die übermäßige und irrationale Angst vor natürlichen Objekten oder Phänomenen. Sie können wie alle Phobien unterschiedlich stark ausgeprägt sein und die Teilnahme an Aktivitäten wie Reisen, Sport im Freien usw. einschränken. In diese Gruppe gehören folgende Phobien:

  • Hydrophobie: Angst vor Wasser
  • Anemophobie: Angst vor Wind
  • Akrophobie: Angst vor der Höhe
  • Barophobie: Angst vor der Schwerkraft
  • Nyktophobie: Angst vor der Dunkelheit
  • Ceraunophobie: Angst vor Blitz und Donner
  • Astraphobie: Angst vor Gewittern und Blitz
  • Thalassophobie: Angst vor dem Meer oder großen Gewässern

3. Blut-Injektions-Verletzungsphobien

Blut-Injektions-Verletzungsphobien lösen eine übermäßige und irrationale Angst vor Blut, Verletzungen oder medizinischen Eingriffen aus. Es kann auch zu einer spezifischen physiologischen Reaktion kommen: Die Vasovagale Synkope verursacht einen plötzlichen Abfall von Blutdruck und Puls und führt oft zu Ohnmacht. Folgende Phobien gehören zu dieser Gruppe:

  • Algophobie: Angst vor Schmerzen
  • Hämophobie: Angst vor Blut
  • Menophobie: Angst vor der Menstruation
  • Iatrophobie: Angst vor Ärzten, Krankenschwester oder Krankenhauspersonal
  • Dentophobie: Angst vor Zahnärzten
  • Nosokomephobie: Angst vor Krankenhäusern, Kliniken und Arztpraxen
  • Pharmakophobie: Angst vor der Einnahme von Medikamenten
  • Traumatophobie: Angst vor Wunden oder Verletzungen
  • Tomophobie: Angst vor Operationen oder chirurgischen Eingriffen

Die Trypanophobie zählt zu den häufigsten spezifischen Ängsten. Eine im Journal of advanced nursing veröffentlichte systematische Übersicht berichtet von einer Prävalenz von 20 bis 50 % bei Jugendlichen und 20 bis 30 % bei jungen Erwachsenen.

4. Situationelle Phobien

Situationelle Phobien lösen in bestimmten Situationen eine übermäßige und irrationale Angst aus. Sie können in jedem Alter auftreten, häufig leiden jedoch Kinder und Jugendliche daran. Beispiele für situationelle Phobien sind:

  • Amatophobie: Angst vor Staub
  • Autophobie: Angst vor dem Alleinsein
  • Amaxophobie: Angst vor dem Autofahren
  • Gephyrophobie: Angst vor Brücken
  • Elevatophobie: Angst vor Fahrstühlen
  • Scoptophobie: Angst vor Dunkelheit

Aus einem in Frontiers in Psychologie veröffentlichten Artikel geht hervor, dass die Aviophobie oder Flugangst eine Prävalenz von 2,5 % bis 40 % hat. Auch die Höhenangst oder Akrophobie weist epidemiologischen Studien zufolge eine sehr hohe Prävalenz auf, und zwar zwischen 3 und 6,4 %.

Die Klaustrophobie, also die Angst vor geschlossenen Räumen, ist ebenfalls weitverbreitet: Schätzungsweise leiden daran etwa 12,5 % der Bevölkerung, wobei Frauen am häufigsten davon betroffen sind.

5. Sonstige spezifische Phobien

Diese Kategorie umfasst spezifische Phobien, die nicht in die anderen Kategorien passen, unter anderem folgende:

  • Somniphobie: Angst vor dem Schlafen
  • Emetophobie: Angst vor dem Erbrechen
  • Philemophobie: Angst vor dem Küssen
  • Phagophobie: Angst vor dem Ersticken
  • Coulrophobie: Angst vor Clowns
  • Anuptophobie: Angst vor dem Alleinsein
  • Xanthophobie: Angst vor der Farbe Gelb
  • Crometophobie: Angst vor dem Geldausgeben
  • Makrophobie: Angst vor langen Wartezeiten
  • Nosophobie: Angst vor einer schlimmen Krankheit
  • Misophobie: Angst vor Schmutz oder Keimen
  • Nomophobie: Angst, vom Smartphone getrennt zu sein oder nicht erreichbar zu sein
  • Nekrophobie: Angst vor Toten

Wissenswertes

Menschen mit Phobien leiden häufig an mehr als einer Angststörung. So erhöht beispielsweise die Phobie vor Schlangen die Gefahr, ebenfalls vor Katzen Angst zu haben. Des Weiteren sind häufig Stimmungsstörungen (z. B. Depressionen) und Substanzstörungen zu beobachten.

Allerdings sind spezifische Phobien deutlich weniger einschränkend als andere Angststörungen. Eine Panikstörung oder eine generalisierte Angststörung bedeutend größere Auswirkungen.

Phobien sind bei Frauen doppelt so häufig anzutreffen wie bei Männern, wobei beim weiblichen Geschlecht Tierphobien und situationelle Phobien dominieren. Wenn sie in der Kindheit entstehen, verschwinden sie mit der Zeit oft spontan: Wenn das Kind älter wird, hat es keine Angst mehr vor der Dunkelheit oder vor lauten Geräuschen. Bleibt die Phobie jedoch vorhanden, sollte sie auf jeden Fall behandelt werden.

Die American Psychiatric Association (2014) weist darauf hin, dass das Risiko für eine spezifische Phobie höher ist, wenn andere Familienmitglieder daran leiden. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass in Familien oft mehrere Personen an derselben Art von Phobie leiden (z. B. an einer Tierphobie, wobei sie oft vor unterschiedlichen Tieren Angst haben). Blut-Injektions-Verletzungsphobien scheinen die höchste erbliche Komponente zu haben.

Phobien haben vielzählige Erscheinungsformen, lösen jedoch immer irrationale, unverhältnismäßige und anhaltende Ängste aus. Betroffene können die Symptome durch eine Therapie verbessern oder ganz ablegen und so ihr allgemeines Wohlbefinden und ihre Lebensqualität verbessern.


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