Passiv-aggressives Verhalten am Arbeitsplatz: Was tun?

Passive Aggression ist eine sehr verbreitete Dynamik am Arbeitsplatz. Der Umgang mit Personen, die nur nett sind, wenn sie etwas brauchen oder sich ständig beschweren, jedoch nicht bereit sind, Probleme zu lösen, ist nicht einfach.
Passiv-aggressives Verhalten am Arbeitsplatz: Was tun?
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 17. Oktober 2023

Passiv-aggressives Verhalten am Arbeitsplatz ist ein ständiges Minenfeld, das schwer zu durchschauen ist. Das Umfeld wird von Unwahrheit und Unsicherheit beherrscht und du weißt nie, woran du bist: Komplimente sind in Lügen verpackt, Freundlichkeit ist immer eigennützig und Sarkasmus an der Tagesordnung.

Diese Situationen sind im beruflichen Umfeld häufig zu beobachten. Es handelt sich um ein ausführlich untersuchtes Phänomen, hinter dem sich negative Gefühle verbergen, die indirekt zum Ausdruck kommen. So kann sich etwa der Neid auf andere Personen hinter feindseligem Verhalten verbergen, das jedoch widersprüchlich ist. Es ist schwierig, an einem Arbeitsplatz produktiv zu sein, an dem passiv-aggressives Verhalten von Mitarbeitern die Tagesordnung bestimmt, insbesondere für sensible Personen.

Passiv-aggressives Verhalten am Arbeitsplatz: Was tun?
Die Feindseligkeit, die sich hinter passiv-aggressivem Verhalten am Arbeitsplatz verbirgt, kann dazu führen, dass sich die Beschäftigten ausgebrannt und schikaniert fühlen.

Passiv-aggressives Verhalten am Arbeitsplatz: die Merkmale

Hinter passiv-aggressivem Verhalten können sich Wut, Unbehagen und die Unfähigkeit zur effektiven Kommunikation verbergen. Dazu kommt, dass dieses Verhalten oft von anderen nachgeahmt wird. 

Wir sprechen nicht über ein klinisches oder pathologisches Problem, sondern eher um ein psychosoziales Phänomen. Die passiv-aggressive Persönlichkeitsstörung scheint in der vierten Ausgabe des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-IV) nicht mehr auf, doch Wissenschaftler sind sich darin einig, dass es sich um eine problematische Verhaltens- und Persönlichkeitsform handelt.

Forschungen der Michigan State University legen nahe, dass dieses Verhalten von einem narzisstischen Charakter angetrieben wird. Wenn außerdem andere dieses Verhalten nachahmen, kann dies erhebliche Auswirkungen auf das gesamte Arbeitsumfeld eines Unternehmens haben.

Die häufigsten Merkmale

Passiv-aggressives Verhalten am Arbeitsplatz kommt in vielen Formen vor, doch alle haben ein Ziel: Rache. Wenn jemand Wut, Unbehagen, Verachtung, Neid oder Frustration empfindet, rächt er sich an anderen auf getarnte und indirekte Weise. Das sind die Merkmale:

  • Betroffene suchen bei Problemen am Arbeitsplatz keine Lösung, sondern Schuldige.
  • Sie sind ambivalent: An einem Tag täuschen sie vor, die besten Freunde zu sein, am nächsten Tag vermeiden sie jeden Kontakt.
  • Sie sind Experten im Aufschieben, und wenn sie sich unter Druck fühlen, delegieren sie ihre Pflichten an andere.
  • Diese Personen beschweren sich ständig und sehen immer und überall Probleme und Schwierigkeiten.
  • Sie untergraben die Autorität anderer Arbeitskräfte und stellen sie infrage.
  • Sie sind sarkastisch und zögern nicht, andere in Verlegenheit zu bringen.
  • Außerdem verbreiten sie häufig Gerüchte, Kritik und Klatsch.
  • Sie bitten um Gefallen, indem sie an die Freundlichkeit ihrer Mitarbeiter appellieren, und verachten sie dann.
Passiv-aggressives Verhalten am Arbeitsplatz
Passiv-aggressives Verhalten am Arbeitsplatz ist eine komplexe Herausforderung.

Passiv-aggressives Verhalten am Arbeitsplatz: Was tun?

Passiv-aggressive Menschen entwerten andere und projizieren ihre eigenen negativen Gefühle auf die von ihnen ausgewählten Opfer. Diese feindselige Dynamik stört das Arbeitsklima, beeinträchtigt die Produktivität und führt zu psychologischem Verschleiß. Folgende Tipps können dir in dieser Situation helfen:

1. Neutrale emotionale Reaktionen

Passiv-aggressive Menschen brauchen einen Ort, an dem sie ihren Frustrationen und ihrem versteckten Ärger Luft machen können. Wenn du die Zielscheibe bist und jemand versucht, dich aus der Ruhe zu bringen, reagierst du am besten neutral. Ignoriere die Person, gehe nicht auf ihre Anfeindungen oder Aussagen ein und widme dich anderen Dingen. Die passiv-aggressive Person muss sehen, dass ihre Strategien nicht funktionieren.

2. Schnelle und entschlossene Konfrontation

Es gibt Grenzsituationen, in denen du das passiv-aggressive Verhalten nicht ignorieren kannst. In diesem Fall solltest du schnell und entschlossen reagieren, in einem ruhigen, jedoch durchsetzungsstarken Ton. Bringe in der ersten Person zur Sprache, was vorgefallen ist und bitte die Person, dies nicht mehr zu wiederholen.

“Du hast mir absichtlich falsche Informationen gegeben, um meine Arbeit zu behindern. Das finde ich respektlos und unprofessionell. Ich bitte dich, das nicht noch einmal zu tun und meine Arbeit zu respektieren.”

3. Angemessene Unternehmensrichtlinien zum Schutz der Arbeitskräfte

Die Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz weist darauf hin, dass Unternehmen die Verantwortung haben, die psychische Gesundheit ihrer Beschäftigten zu schützen. Die Arbeitgeber müssen sich um das physische und psychische Wohlbefinden im Arbeitsumfeld kümmern und Protokolle zur Erkennung psychosozialer Risiken entwickeln.

Mobbing, Angst, Stress und passiv-aggressives Verhalten in jeglicher Form müssen unbedingt verhindert werden. Dies muss sowohl horizontal als auch vertikal kontrolliert werden, von der Unternehmensleitung über die Personalabteilung bis zu den Beschäftigten, die auf bestehende Unwohlsein aufmerksam machen müssen. Wir stehen also vor einer Herausforderung, für die wir alle verantwortlich sind.


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