Opfer in der Liebe: ein Verhalten, das ermüdet

Opfer in der Liebe: ein Verhalten, das ermüdet
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 15. November 2021

Opfer in der Liebe führen uns manchmal dazu, eine emotionale Schuld zu schaffen: Wenn ich bestimmte Dinge für dich aufgegeben habe, hast du jetzt die Pflicht, dasselbe für mich zu tun.

Opfer in der Liebe, die gerechten. In einer Paarbeziehung machen kontinuierliche Opfer die Liebe nicht größer oder romantischer; in der Tat ist genau das Gegenteil der Fall. Anhaltende Verzichtserklärungen ermüden, erodieren und drängen uns von uns selbst weg, bis wir zu etwas werden, was wir nicht sind. So kommt es in einer affektiven Beziehung weniger auf Opfer, sondern vielmehr auf Kompromisse an.

Es gibt ein altes Sprichwort, das besagt, wenn dir jemand auf die Füße trete, solltest du dich beschweren. Wenn du es nicht tust, ist es wahrscheinlich, dass er daran Vergnügen findet, annimmt, dass es nicht wehtäte. Diese Idee kann auch auf die Beziehungen zu unseren Partnern übertragen werden. Wir alle können uns jederzeit für den anderen Menschen opfern, und in der Tat ist das normal und vollkommen verständlich. Es sticht, wiegt schwer und schmerzt zwar manchmal, aber trotzdem opfern wir uns von Herzen, weil wir dem gleichen Projekt verpflichtet sind. Niemand darf jedoch übersehen, dass jedes Opfer seinen Preis hat. Jeder Verzicht schmerzt. Eine kurzfristige Planänderung ist unangenehm. Ein Richtungswechsel auf unserem Lebensweg ist schwer zu vollziehen.

Nun, wenn die andere Person diese emotionalen (und persönlichen) Kosten der Opfer nicht schätzt oder nicht wahrnimmt, gehen wir in die falsche Richtung. Das Vertrauen wird langsam erodieren, bis früher oder später Vorwürfe aufkeimen. Die Geister jeder Entsagung werden übermäßig wehtun, denn jedes Stück, das wir auf die Straße geworfen haben, kehrt nicht mehr zurück, ist für immer verloren.

Grenzenlose Selbstverleugnung in Beziehungen ist ungesund. Verzichten, sich aufgeben, heute, morgen und in der Vergangenheit ist ein trauriger Weg, das Selbstwertgefühl zu vernichten und einen schmerzhaften und unverdaulichen Liebesersatz zu gestalten.

“Wenn uns nichts vor dem Tod rettet, dann lasst uns wenigstens die Liebe vor dem Leben retten.”

Pablo Neruda

Paar mit verbundenen Augen streckt sich die Brust entgegen

Opfer in der Liebe: Wo verläuft die Grenze?

Es wird oft gesagt, dass große Liebe, wie große Erfolge, Opfer erfordere. Niemand will das leugnen. Wenn wir jetzt auf die Straße gehen würden, um Fragen zu stellen, gäbe es viele Paare, die uns von mehr als einem Verzicht für den anderen erzählen könnten, diejenigen, die einen neuen Kurs in ihrem Leben eingeschlagen haben und die diesen zweifellos als lohnenswert beschreiben: Sie genießen jetzt eine glückliche Beziehung.

Nun gibt es Opfer in der Liebe, die nicht zulässig sind. Außerdem gibt es viele, die auch heute noch glauben, dass, je größer der Verzicht des Paares ist, desto authentischer und romantischer die Beziehung sein müsste. In diesen Fällen ist es, als ob die Liebe eine Art alter atavistischer Gott wäre, den man anbeten könnte, eine Einheit, für die man sich selbst opfern dürfte.

Es ist notwendig, zu verstehen, dass nicht alles gültig ist, dass nicht alles zulässig ist. In affektiven Angelegenheiten sollte man sich nicht opfern, denn Liebesopfer sollten nicht gleichbedeutend sein mit Selbstaufopferung, geschweige denn einem Scheiterhaufen gleichen, auf den man seine eigenen Werte, seine Identität und das Selbstwertgefühl wirft. Es gibt Grenzen, es gibt eventuell Barrieren, die deutlich sichtbar sein müssen.

Opferbereitschaft ist besser als fortwährendes Opfern

Die Psychologen Van Lange, Paul, Rusbult et al. führten eine interessante Studie durch, die im Journal of Personality and Social Psychology  erschien. Darin zeigten sie, dass eine der Variablen, die das Engagement, die Stabilität und das Glück des Paares am besten vorhersagte, die Bereitschaft zum Opfer war.

Mit anderen Worten, eine Person benötigt es nicht, dass ihr Partner ständig zu ihren Gunsten Verzichte oder Aufgaben macht. Was sie schätzt, ist, zu wissen, dass, wenn die Zeit kommt, wenn es punktuelle und außergewöhnliche Umständen erfordern, der geliebte Mensch in der Lage sein wird, dieses Opfer für sie zu bringen. Zu wissen, dass wir in den Notfällen auf diese bedingungslose und absolute Unterstützung von der anderen Seite zählen werden, ist es, was uns wirklich Sicherheit und Zufriedenheit gibt.

Geflügeltes Paar

Opfer in der Liebe und emotionale Schulden

Wir alle wissen, dass Liebe eine Verpflichtung bedeutet. Es ist uns auch klar, dass wir manchmal gezwungen sind, das eine oder andere Opfer zu bringen, damit diese Beziehung eine Zukunft hat, damit sie so konsolidiert werden kann, wie wir es wünschen. Es ist daher ein Mittel zum Zweck, wo Gewinne die Verluste überwiegen, und wo wir darüber hinaus mit Sicherheit und Freiheit handeln, weil wir verstehen, dass die Investition es lohnt, um als Paar zu wachsen.

Nun, manchmal kann das Opfer in der Liebe zu einer Schuld werden. In der Tat gibt es diejenigen, die es als Lizenz für emotionale Erpressung verstehen: “Nach allem, was ich für dich getan habe, bist du jetzt nicht in der Lage, darauf zu verzichten”, “Bei allem, was ich für dich zurückgelassen habe, um bei dir zu sein, und jetzt kommst du mit dieser egoistischen Tat zu mir”  usw.

Dieser Aspekt, der der Schulden, ist ein Detail, das wir wegen der zähen Natur seines Wesens nicht außer Acht lassen dürfen. Denn es gibt diejenigen, die die Liebe absolut und natürlich auch extrem verstehen: Ich gebe dir alles, aber du schuldest mir auch alles. Das sind jene Situationen, in denen wir auch gezwungen sind, unsere eigene Identität zu opfern, um das “Ich” zu einem “Wir” zu machen und damit jeden Hauch von Würde zu verlieren.

Zeichnung eines Paares, auf dem die Farbe verläuft

Abschließend möchte ich sagen, dass die Opfer in der Liebe besser die gerechten, punktuellen und gerechtfertigten sein sollten. Weil wir uns erinnern, dass es in der affektiven Materie keinen Grund gibt, beiseite zu lassen, was wir sind, dass es keinen Grund gibt, das zu streichen, was wir schätzen oder was uns definiert.

Wir werden viel für den geliebten Menschen tun können, wir werden sogar den einen oder anderen Verzicht vollziehen … Es gibt jedoch unüberwindliche rote Barrieren, wie z.B. Erpressungen nachzugeben oder etwas zu werden, was wir nicht sind.


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  • Visserman, M. L., Impett, E. A., Righetti, F., Muise, A., Keltner, D., & Van Lange, P. A. M. (2018). To “see” is to feel grateful? A quasi-signal detection analysis of romantic partners’ sacrifices. Social Psychological and Personality Science. Advance online publication. DOI: 10.1177/1948550618757599
  • Van Lange, PAM, Drigotas, SM, Rusbult, CE, Arriaga, XB, Witcher, BS, y Cox, CL (1997). Disposición al sacrificio en relaciones cercanas. Diario de la personalidad y la psicología social72 (6), 1373-1395. https://doi.org/10.1037/0022-3514.72.6.1373

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