Non-Stimulanzien bei ADHS, eine interessante Alternative
Die Kernsymptome der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) sind Impulsivität, Konzentrationsschwierigkeiten und Hyperaktivität. Auch Desorganisation, eine geringere Belastbarkeit bei Stress und schnelle Stimmungsschwankungen sind charakteristisch. Diese Symptome können eine pharmakologische Behandlung notwendig machen. In den meisten Fällen kommen Stimulanzien zum Einsatz, eine Alternative oder Ergänzung bieten Non-Stimulanzien. Erfahre anschließend Wissenswertes über diese Arzneimittel.
Pharmakologische Behandlung von ADHS
Die Ursachen von ADHS sind noch nicht vollständig geklärt. Experten gehen jedoch davon aus, dass das Zusammenspiel von Genetik und Umweltfaktoren die beschriebenen Symptome auslöst, wobei die Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin eine besonders wichtige Rolle spielen (Clark et al., 1987). Diese Neurotransmitter regulieren das Verhalten, die Zielorientierung, die Aufmerksamkeit und ermöglichen es uns, Ereignisse vorauszusehen.
Stimulanzien mit Wirkstoffen wie Methylphenidat oder Amphetaminen kommen häufig zum Einsatz, um Betroffene zu behandeln. Markennamen wie Concerta, Ritalin oder Adderall sind allgemein bekannt. Diese Arzneimittel aktivieren das katecholaminerge Dopamin- und Noradrenalinsystem (Aboitiz et al., 2012).
Eine Alternative oder Ergänzung zu diesen Klassikern bieten Non-Stimulanzien. Wir analysieren nachfolgend, wie sie wirken und wann sie sinnvoll sind.
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Non-Stimulanzien gegen ADHS
Nicht stimulierende Arzneimittel kommen zur Linderung von ADHS-Symptomen insbesondere dann zum Einsatz, wenn Stimulanzien nicht angezeigt sind (beispielsweise um eine Appetitstörung zu vermeiden). Es handelt sich um sichere Medikamente, die nicht süchtig machen. Wir skizzieren anschließend kurz die wichtigsten Non-Stimulanzien:
1. Atomoxetin
Es handelt sich um einen selektiven Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer, der die Wiederaufnahme von Noradrenalin blockiert und so die Werte dieses Botenstoffes im synaptischen Raum erhöht. Dies verbessert die Aufmerksamkeit und wirkt gegen Impulsivität und Hyperaktivität.
Derzeit kommt dieses Arzneimittel als erste Option bei ADHS-Behandlungen zum Einsatz (Montoya et al., 2009). Es gibt zwar nicht so viele wissenschaftliche Belege wie über Stimulanzien, doch dieses Medikament hat seine Wirksamkeit bewiesen. Es ist auch vorteilhaft, um komorbide Störungen wie Depression oder oppositionelles Trotzverhalten zu behandeln (Cheng et al., 2007).
2. Viloxazin
Dieses nicht-stimulierende Medikament wurde ebenfalls für die Behandlung von ADHS zugelassen und scheint vielversprechend zu sein. Viloxazin wirkt wie Atomoxetin, indem es den Noradrenalinspiegel im Gehirn reguliert. Es scheint die Symptome zu reduzieren und auch die Verträglichkeit ist gut. Allerdings sind weitere Studien nötig (Johnson et al., 2020).
3. Guanfacin
Auch Guanfacin gehört zu den Non-Stimulantien. Dieses Arzneimittel bindet sich an den postsynaptischen Alpha-2A-Adrenorezeptor und erzielt ähnliche Wirkungen wie Noradrenalin (Alamo et al., 2016). Deshalb kann es die Impulskontrolle erleichtern und die kognitiven Fähigkeiten verbessern. Die Forschung unterstützt den Einsatz dieses Medikaments zur Behandlung von ADHS. Aus einem in der Zeitschrift CNS Drug Reviews veröffentlichten Artikel geht hervor, dass alles deutet darauf hindeutet, dass es hyperaktiven Kindern mit tiefgreifenden Entwicklungsstörungen helfen kann.
4. Clonidin
Clonidin ist wie Cuanfacin ein α2-Adrenozeptor-Agonist. Es gibt von diesem Medikament, das als Monotherapie oder Ergänzung verschrieben wird, eine langwirksame Variante. Eine Übersichtsarbeit in Adolescent Health, Medicine and Therapeutics berichtet, dass beide Varianten eine Verbesserung der ADHS-Symptome bei Kindern und Jugendlichen erzielt.
Warum Non-Stimulanzien zur Behandlung von ADHS?
Stimulierende Medikamente haben eine lange Geschichte und sind daher wissenschaftlich besser abgesichert. Wie vom Child Mind Institute vorgeschlagen, können jedoch Non-Stimulanzien eingesetzt werden, wenn stimulierende Medikamente nicht wirken, nicht gut vertragen werden oder die Person eine Vorgeschichte von Substanzabhängigkeit hat. Sie sind auch vorzuziehen, wenn der Patient Symptome (wie z. B. Angstzustände) hat, die durch Stimulanzien verschlimmert werden könnten. Es ist auch eine Kombination möglich.
Was du wissen solltest:
- Non-Stimulanzien wirken 24 Stunden lang, im Gegensatz zu Stimulanzien, die zwischen 6 und 12 Stunden wirken.
- Ihre Wirkung tritt allerdings nicht sofort ein. Es kann zwei bis vier Wochen dauern, bis sie ihre volle Reichweite entfalten.
- In der Regel sind Non-Stimulanzien gut verträglich, doch sie können Nebenwirkungen wie Übelkeit, Appetitlosigkeit, Stimmungsschwankungen und Schläfrigkeit verursachen. Außerdem sollten die Blutdruckwerte überwacht werden, da diese Medikamente den Blutdruck beeinflussen.
- Non-Stimulanzien können nur ärztlich verschrieben werden und müssen nach Bedarf auch unter ärztlicher Aufsicht langsam abgesetzt werden.
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Non-Stimulanzien, eine interessante Alternative
Nicht-stimulierende Medikamente sind eine interessante Alternative oder Ergänzung zu Stimulanzien. In Kombination mit einer Psychotherapie können ADHS-Patienten ihre Symptome reduzieren und ihre Lebensqualität verbessern. Eine in der Zeitschrift Cognitive Therapy and Research veröffentlichte Studie ergab, dass Atomoxetin in Verbindung mit einer Psychotherapie in den Augen der Eltern die ADHS-Symptome bei Kindern besser zu verbessern scheint. Kurz gesagt: Lasse dich von deinem Arzt oder deiner Ärztin ausführlich beraten, falls du selbst oder ein Familienmitglied an ADHS leidet.
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