Motivation: Was wir von Sportlern lernen können
Wir bewundern die Spitzenleistungen von Sportlern wie Serena Williams, Lionel Messi, Rafael Nadal oder Usain Bolt. Woher nehmen Spitzensportler ständig neue Inspiration und Motivation, um Perfektion zu erreichen und an die Weltspitze zu gelangen? Was regt sie dazu an, bis an die Grenzen zu gehen, das Äußerste von Körper und Geist abzuverlangen, um ihre Ziele zu erreichen? Und was können wir von ihnen lernen, um selbst Begeisterung, Leidenschaft, Ausdauer und Selbstmotivation zu entwickeln?
“Stärke wächst nicht aus körperlicher Kraft – vielmehr aus unbeugsamen Willen.”
Mahatma Gandhi
Was ist Motivation?
Motivation ist die innere Kraft, die energisches, ausdauerndes und zielorientiertes Verhalten möglich macht. Sie ist auf konkrete Ziele ausgerichtet und unterstützt den Willen und die Bemühungen, ein bestimmtes Projekt umzusetzen. Es reicht jedoch nicht, etwas zu wollen. Ein in der Zeitschrift Motivation and Emotion veröffentlichter Artikel weist darauf hin, dass auch folgende psychologische Prozesse entscheidend sind:
- Emotionale Faktoren: Illusionen, Sehnsüchte, Wünsche
- Soziale Variablen: Umgebung, Kultur, Werte, inspirierende Referenzen
- Kognitive Elemente: Gedanken und Ideen, welche die Zielerreichung ermöglichen
- Biologische Variablen: Dopamin, Serotonin oder Adrenalin orchestrieren diese motivierten Verhaltensweisen.
Auch in der Welt des Sports ist Motivation der Schlüssel, denn dank dieses inneren Antriebs können Sportler:innen ihre Anstrengungen maximieren, um mit Müdigkeit, Schmerzen oder Angst fertig zu werden. Nur motivierte Personen sind in der Lage, ihren Lebensstil auf ein konkretes Ziel auszurichten – das können wir von Sportlern lernen.
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Motivation: Was wir von Sportlern lernen können
Was bringt Sportler:innen dazu, vieles zu opfern, um in Wettkämpfen erfolgreich zu sein? Enthusiasmus, Leidenschaft, Illusionen, Willenskraft und Motivation sind einige der Zutaten, die das zielorientierte Training bis hin zur Weltspitze erfordert. Die Wissenschaft untersucht das Holz, aus dem Sportler geschnitzt sind, schon lange. Wir analysieren anschließend einige der wichtigsten Faktoren, die sie motivieren und von denen wir alle profitieren können.
Ziele (extrinsische Motivation)
Eine in der Zeitschrift Motivation in Sport Settings veröffentlichte Studie befasst sich mit der Rolle von Motivation und Zielen im Sport. Die extrinsische Motivation, verstanden als der Wunsch, externe Belohnungen zu erreichen, ist bei sportlichen Aktivitäten ein Eckpfeiler. Dabei kommen folgende Aspekte ins Spiel:
- Belohnungen (materielle Belohnungen, soziale Verstärker wie Anerkennung…)
- Finanzielle Vorteile
- Bedürfnis, den Erwartungen der anderen zu entsprechen
- Vermeidung von “Strafen” (Enttäuschung des Trainers, der Umwelt, der Fans…)
Leidenschaft und Selbstverbesserung (intrinsische Motivation)
Die extrinsische Motivation ist ein sozialer Verstärker und sorgt für Anerkennung, es ist jedoch die intrinsische Motivation, die Sportlern zum Erfolg verhilft.
Die Clarkson University in New York betont, dass diese Dimension die Person zu nicht-instrumentellen Zwecken aktiviert, es ist die schiere Freude, die Aufregung und der Spaß an einer Aufgabe, die das Verhalten antreibt. Tatsächlich kann jede Person, die ihre Bemühungen in höherem Maße von der intrinsischen Motivation leiten lässt, ihre Ängste deutlich reduzieren.
Die intrinsische Motivation treibt Sportler:innen zu folgenden Überzeugungen und Verhaltensweisen an:
- Der Wunsch, sich selbst zu übertreffen.
- Die Freude daran, andere zu besiegen.
- Die angeborene Leidenschaft für eine bestimmte Sportart ausleben.
- Familiäre und persönliche Erinnerungen, die mit dieser Sportart verbunden sind.
- Das Gefühl der Selbstwirksamkeit, der wahrgenommenen Kompetenz und der Beherrschung der Sportart.
- Spaß, das Erleben intensiver Empfindungen und der Adrenalinstoß.
- Ästhetisches Vergnügen. Der Aufenthalt im Freien, der Anblick eines Fußballfeldes, eines Basketballplatzes, eines Rennwagens usw. Sport ist auch ein Spektakel und das ist motivierend.
Die Motivation im Sport stärken
Wir können von Sportlern auch lernen, dass es einfach ist, die Motivation zu verlieren. Die Leistung lässt nach, die Konzentration beim Training ist nicht mehr dieselbe, die Leidenschaft und Hingabe schwindet. Das motivierte Verhalten ist nicht stabil und noch weniger automatisch.
Hier kommen Sportpsychologen zum Einsatz. Sie helfen Sportlern, die verlorene innere Energie zurückzugewinnen und sich neu zu motivieren. Wie erreichen sie das?
1. Mentale Gesundheit
Die Universität von Limerick weist darauf hin, wie wichtig es ist, sich jederzeit um die mentale Gesundheit von Sportlern zu kümmern. Die Motivation geht verloren, wenn eine Depression, eine Angststörung oder ein Trauma vorliegt.
Obwohl manche Menschen Sport als Mittel zur Heilung ihrer emotionalen Probleme betrachten, sehen nicht alle von ihnen einen klaren oder stabilen Nutzen. Erinnere dich an Simone Biles, die Turnerin, die von ihrem Trainer sexuell missbraucht wurde und wegen dieses psychologischen Traumas aufhörte.
2. Die Gründe, die dich bewegen
Sportler:innen müssen sich jeden Tag daran erinnern, warum sie an Wettkämpfen teilnehmen. Ist es soziale Anerkennung, die all die Mühen und das Engagement rechtfertigt? Ist es die Leidenschaft, der Wunsch, jeden Tag besser zu sein? Welche kurz- und langfristigen Ziele möchten sie erreichen? Auch du solltest dir diese Frage stellen, wenn du im Leben Erfolg haben möchtest.
3. Engagement und positives Denken
Sport ist mit Anstrengung, Opfern und Schmerzen verbunden. Positive Selbstbestätigung ist deshalb entscheidend: “Du kannst es schaffen”, “Du wirst stolz auf dich sein”, “Streng dich an und du wirst sehen, wozu du fähig bist”. Motivation entsteht nicht von allein, sie entsteht mit der Aktivität, mit dem Training und mit den kleinen täglichen Erfolgen. Begeisterung entsteht im Tun, auch du kannst dir das zu Herzen nehmen, denn das gilt für alle Lebensbereiche.
Wenn du dich mit Körper, Geist und Herz deiner Verantwortung stellst, wirst du Ergebnisse erreichen.
4. Kleine Ziele
James Clear hebt in seinem Buch Die 1%-Methode – Minimale Veränderung, maximale Wirkung¹hervor, wie wichtig es ist, Veränderungen mit einfachen Handlungen zu beginnen. Es reicht aus, sich kleine, lohnende Ziele zu setzen, um die Motivation zurückzugewinnen. Sobald Fortschritte zu sehen sind, ist der Geist bereit, höhere Ziele zu erreichen.
“Ziele sind gut, um eine Richtung vorzugeben, aber Systeme sind am besten geeignet, um Fortschritte zu erzielen.”
James Clear
Von Sportlern lernen: Auch das Umfeld muss motivierend sein!
Sportler:innen wissen, wie wichtig ein motivierender Trainingspartner ist, welche Bedeutung ein motivierender Trainer hat. Das Umfeld ist entscheidend, um die tägliche Motivation, die hartes Training und Disziplin ermöglicht, nicht zu verlieren.
Erfolg bedeutet, das Beste von sich zu geben, um Ziele zu erreichen und Herausforderungen zu überwinden. Wenn auch das Umfeld stimmt, ist das ein deutlicher Vorteil. Wir können von Sportlern lernen, dass es möglich ist, unseren Körper und unseren Geist vorzubereiten, um Spitzenleistungen zu erreichen.
▶ Lese-Tipp
- Die 1%-Methode – Minimale Veränderung, maximale Wirkung: Mit kleinen Gewohnheiten jedes Ziel erreichen, James Clear, Goldmann 2020
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
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- Baumeister, R. F. (2016). Toward a general theory of motivation: Problems, challenges, opportunities, and the big picture. Motivation and Emotion, 40(1), 1–10. https://www.researchgate.net/publication/284064686_Toward_a_general_theory_of_motivation_Problems_challenges_opportunities_and_the_big_picture
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- Mallett, C. J., & Hanrahan, S. J. (2004). Elite athletes: Why does the “fire” burn so brightly? Psychology of Sport and Exercise, 5(2), 183–200. https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1469029202000432
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