Mitfreude, ein sehr befriedigendes Gefühl

Mitfreude ist ein wunderbares Gefühl, doch es ist nicht immer einfach, die Erfolge anderer anzuerkennen.
Mitfreude, ein sehr befriedigendes Gefühl
Sergio De Dios González

Geprüft und freigegeben von dem Psychologen Sergio De Dios González.

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 12. Juli 2023

Mitfreude bezeichnet ein sehr befriedigendes Gefühl, das entsteht, wenn du dich am Glück eines anderen Menschen erfreust, und zwar nach dem Motto: geteiltes Glück ist doppeltes Glück. Voraussetzung dafür ist ein ausgeprägtes Einfühlungsvermögen. Wir könnten Eifersucht jeder Art (beruflich, sozial, emotional, beziehungsbezogen…) als Gegenteil bezeichnen. Allerdings ist Eifersucht nicht immer die Reaktion auf den Glückszustand einer anderen Person, dies ist nur bei narzisstischer Eifersucht typisch.

Die Beziehung zwischen Eltern und ihren Kindern ist in vielen Fällen ein anschauliches Beispiel für Mitgefühl. Die Eltern erleben das Glück ihrer Nachkommen als ihr eigenes. Sie freuen sich mehr über die Erfolge ihrer Sprösslinge, als über ihre eigenen.

“Es ist eine befreiende Emotion, die uns von der Last der Frustration, der Enttäuschung, der Wut und so vielen anderen einschränkenden Emotionen befreit, die von Eifersucht herrühren.”

Daniel Colombo

Mitfreude, ein sehr befriedigendes Gefühl

Angst um andere

Normalerweise wenden wir uns gegen den Erfolg oder das Glück anderer, wenn wir uns “bedroht” fühlen. Die Reaktion auf das Glück anderer kann sich jedoch nicht nur durch Ablehnung, sondern auch durch Traurigkeit oder Wut zeigen. Das Wohlbefinden der anderen Person kann Angst auslösen, doch warum ist das so?

Dies ist nur dann der Fall, wenn du andere als deinen Spiegel betrachtest: Du identifizierst dich mit dieser Person, du vergleichst ihren Erfolg oder ihr Glück mit deinem eigenen Schicksal. Du erkennst dadurch vielleicht deine Grenzen oder Unzulänglichkeiten, denn du betrachtest dich selbst aus der Perspektive der anderen Person. 

Wenn du die Situation jedoch aus deinem eigenen Blickwinkel beobachtest, kannst du die beiden Realitäten problemlos voneinander trennen. Du wirst dir dann bewusst, dass ein Vergleich nicht möglich ist. 

Wenn du allerdings die Situation aus der Perspektive einer dritten Partei betrachtest, aus dem Blickwinkel einer Autoritätsperson, dann ziehst du wieder Vergleiche und falsche Urteile. Diese fremde Perspektive führt also ebenfalls zu Unbehagen.

Was ist Mitfreude?

Ein autonomer und geistig gesunder Mensch weiß, dass der Weg eines jeden Menschen einzigartig und unwiederholbar ist. Um das Glück anderer zu genießen, sind jedoch auch Liebe und Reife nötig. Das Glück einer Person bedeutet manchmal, dass eine andere Unglück hat. Dies ist beispielsweise bei Wettbewerben der Fall: Nur eine Person oder eine Mannschaft kann gewinnen. Wir müssen deshalb lernen, die Bemühungen und Talente anderer zu schätzen und anzuerkennen.

Mitfreude bezieht sich jedoch vorwiegend auf einen oft problematischen Bereich, und zwar auf Paarbeziehungen. Ganz konkret wird dieser Begriff aus dem Englischen “Compersion” in der Polyamorie als Ausdruck der Liebe bezeichnet, wenn ein geliebter Mensch von einer anderen Person geliebt wird. Eine andere Bezeichnung dafür ist “Resonanzfreude”. Es geht also darum, sich über die Liebe anderer zu freuen, ohne dass dies die eigene Beziehung zum Partner, der von anderen geliebt wird, zerstört. 

Was ist Mitfreude?

Idealisierung und Realität

Das klingt sehr zivilisiert. Im Prinzip geht es also darum, sich für die Kollegin zu freuen, die befördert wird, oder sich in einer offenen Beziehung glücklich zu fühlen, wenn der Partner oder die Partnerin von einer anderen Person geliebt wird. Mitfreude bedeutet auch, zu tanzen, wenn der Nachbar im Lotto gewinnt, obwohl du selbst nicht weißt, wie du deine Rechnungen bezahlen sollst.

Die Theorie ist einfach, doch in der Praxis spielen viele Faktoren eine Rolle, die Mitfreude nicht immer einfach machen. Die richtige Perspektive und Verständnis sind grundlegende Voraussetzungen. Unabhängigkeit ist vielleicht der einfachere Weg zu verstehen, dass die Fortschritte oder Erfolge anderer nichts mit der eigenen Stagnation zu tun haben. Und vergiss nicht: ehrliches Mitfreude anderen gegenüber ist sehr bereichernd und macht glücklich!


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  • Santiago Álvarez, L. (2018). El poliamor como construcción amorosa dialogada: Estudio cualitativo.

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