Mein Partner möchte, dass ich eine Psychotherapie mache
Dein langfristiger Partner kennt dich vielleicht besser als du selbst: Er beobachtet dich von außen, kennt jedoch auch deine inneren Wunden und deine emotionalen Zustände. Er sieht deinen Schmerz, auch wenn du ihn selbst verdrängst oder ignoriert. Es ist deshalb keine Seltenheit, in der psychologischen Praxis zu hören: “Mein Partner glaubt, dass ich ein Problem habe und möchte, dass ich eine Psychotherapie mache. Deshalb bin ich da.”
Wir laden dich ein, folgende Fragen zu beantworten, wenn du dir in dieser Situation unsicher bist.
Kann dir eine Psychotherapie helfen?
Wenn dich dein Partner dazu anregt, eine Psychotherapie zu machen, liegen vermutlich eindeutige Gründe vor. Er macht sich Sorgen um deine Gesundheit und will dir helfen, auch wenn du selbst nicht glaubst, dass dieser Schritt nötig ist. Beantworte folgende Fragen, um dir Klarheit zu verschaffen.
1. Wem gehört der Schmerz oder das Unbehagen?
Das Gesetz des Spiegels bewirkt, dass wir in anderen sehen, was uns selbst fehlt. Vielleicht projiziert dein Partner bestimmte Emotionen, Gedanken, Überzeugungen oder Einstellungen auf dich, die sich auf seine eigenen inneren Konflikte beziehen. Denke darüber nach, ob dies der Fall sein könnte – es ist nur eine vieler Möglichkeiten. Sollte sie zutreffen, benötigt vermutlich dein Partner eine Psychotherapie.
2. Warum will dein Partner, dass du zur Therapie gehst?
Höre auf die Argumente deines Partners, er beobachtet vielleicht Verhaltensweisen oder Reaktionen, die dir selbst nicht bewusst sind. Bist du reizbar, geistesabwesend oder hast übertriebene Angst? Welche anderen Gründe könnten vorliegen? Ein offenes und ehrliches Gespräch ist sehr aufschlussreich, doch nicht immer möglich. Wenn ihr Kommunikationsprobleme habt, könnte eine Paarberatung sehr hilfreich sein.
3. Beobachten auch andere nahestehende Personen die Notwendigkeit einer Psychotherapie?
Vielleicht teilen auch deine Eltern, Geschwister, Kinder oder Freunde die Meinung, dass du eine Psychotherapie benötigst. Die Aufmerksamkeit, die du durch deine Situation erhältst, wirkt als Verstärker, deshalb hältst du vielleicht an deinem Leid fest. Oder du hast Angst, stigmatisiert zu werden, wenn du psychologische Hilfe benötigst. Auch wenn dir dieser Schritt schwerfällt, solltest du deine Vorurteile oder Ängste zurücklassen, und den Mut fassen, dich mit deinen Problemen zu beschäftigen.
Eine Psychotherapie hilft nur, wenn Bereitschaft vorhanden ist
Die Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Psychotherapie sind Bereitschaft, Motivation und Zusammenarbeit mit der Therapeutin oder dem Therapeuten. Sind diese Faktoren nicht gegeben, ist eine Problemlösung nicht möglich. Wir dürfen nicht vergessen, dass sich die Motivation auch während des therapeutischen Prozesses verändern kann.
Wenn eine Person nur aus Pflichtgefühl zur Beratung kommt, weil sie dazu gedrängt wurde, muss sie zusammen mit der Fachkraft ihre “Forderung”, das heißt ihre Bedürfnisse definieren. Ist dies nicht möglich, werden die Maßnahmen unwirksam sein, auch wenn die betroffene Person zur Therapie geht.
“Wenn der Patient in der Lage ist, die Merkmale seines Schmerzes zu erkennen und die latente Bedeutung seiner Konsultation zu verstehen, wird er automatisch fähig sein, seine Wunden, als etwas zu empfinden, das geheilt werden muss. Sobald er das Bedürfnis verspürt, kann er eine Bitte um Hilfe, also eine Forderung, an den Psychologen formulieren.”
Farrero Martinez Pa
Der chilenische Schriftsteller und Philosoph Humberto Maturana (1996) drückt dies mit folgenden Worten aus: “Wenn es kein Leid gibt, gibt es auch keinen Wunsch nach Veränderung.” Leid ist die häufigste Motivation, einen Partner auf die Notwendigkeit einer Therapie hinzuweisen. Trotzdem muss schlussendlich jeder selbst entscheiden, ob er diese Hilfe braucht oder ob er sie annehmen möchte.
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- Martínez Farrero, P. (2006). Del motivo de consulta a la demanda en psicología. Revista de la Asociación Española de Neuropsiquiatría. Madrid.
- Villegas Besora, M. El análisis de la demanda. Una doble perspectiva, social y pragmática. Revista de Psicoterapia / Vol. VII. Universitat de Barcelona. 25-38.