Medikamentöse Behandlung von Traumata?

Es gibt eine breite Palette von Medikamenten zur Linderung der Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Erfahre mehr zu diesem Thema.
Medikamentöse Behandlung von Traumata?
Gorka Jiménez Pajares

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Gorka Jiménez Pajares.

Letzte Aktualisierung: 01. Mai 2023

Manche Personen versuchen, Traumata durch Drogen wie Alkohol, Anxiolytika oder Antidepressiva zu lindern. Wir gehen heute der Frage nach, ob eine gezielte medikamentöse Behandlung helfen kann, die Auswirkungen traumatischer Erfahrungen zu lindern.

Wir nehmen vorweg, dass Experten, wie Bessel Van der Kolk (2020), darauf hinweisen, dass Arzneimittel zwar helfen können, jedoch nicht in der Lage sind, das Trauma zu heilen. Erfahre anschließend Interessantes über dieses Thema.

“Sei geduldig mit allem, was in deinem Herzen ungelöst ist, und versuche, deine eigenen Fragen zu lieben.”

Rainer Maria Rilke

Kann die medikamentöse Behandlung dieser traumatisierten Frau helfen?
Einige Medikamente helfen, die Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung zu lindern.

Was ist eine posttraumatische Belastungsstörung?

Eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine psychische Erkrankung, die infolge eines Traumas entsteht und unter anderem zu Flashbacks und Angstzuständen führt. Charakteristische klinische Fälle sind Soldaten, welche die Schrecken des Krieges überlebten, Zeugen von Verbrechen oder Opfer von Missbrauch und Gewalt.

Betroffene geraten durch diese traumatischen Ereignisse in eine Gedankenspirale, die sie nicht zur Ruhe kommen lässt. Sie erleben Angst und erinnern sich immer wieder an die schrecklichen Erfahrungen. Diese Flashbacks können sehr intensiv sein. Ein insignifikantes Signal kann Alarm auslösen und den Körper in einen ständigen Abwehrzustand versetzen. Körperliche Symptome wie Atemnot, Schüttelfrost oder erhöhter Blutdruck und emotionale und kognitive Symptome wie Gereiztheit, Erschöpfung, Niedergeschlagenheit, Konzentrationsschwäche oder Hilflosigkeit sind die Folgen.

“Was man nicht annimmt, kann man nicht ändern.”

Carl G. Jung

Medikamentöse Behandlung von Traumata?

Die psychopharmakologische Intervention bei dieser klinischen Entität basiert auf dem Wissen über die Neurobiologie der PTBS. So ist bekannt, dass das Gehirn auf ein Trauma mit der Ausschüttung einer großen Menge an Glukokortikoiden reagiert, die Angst hemmen. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass es keine medikamentöse Behandlung gibt, die Traumata heilen kann. Arzneimittel können jedoch unterstützend in Kombination mit einer Psychotherapie zum Einsatz kommen, um die Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung zu lindern (Bessel Van der Kolk (2022).

Pharmaka sind unter anderem angezeigt, wenn die Symptome im Alltag sehr einschränkend und behindernd sind. Beispiele dafür sind die unkontrollierte Übererregung (Hyperarousal), die sich durch Angstzustände, Herzrasen oder Panikattacken äußert, oder psychotische Symptome. Es ist erwiesen, dass Kindheitstraumata die Wahrscheinlichkeit einer Psychose im Erwachsenenalter erhöhen (Belloch, 2021).

In der Behandlung von Traumata kommen deshalb folgende Arzneimittel häufig zum Einsatz:

Antidepressiva

Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) haben das Potenzial, viele Symptome von Traumafolgestörungen zu lindern. Sie kommen unter anderem auch bei Depressionen erfolgreich zum Einsatz und können Wut oder Impulsivität regulieren.

Trizyklische Antidepressiva (TZA) kommen im Zusammenhang mit Traumata seltener zum Einsatz. Allerdings können sie bei Flashbacks Vorteile haben. Monoaminoxidase-Hemmer (Mao-Hemmer) wirken zwar besser, aber sie haben mehr Nebenwirkungen.

“SSRIs können die Intensität der Gefühle reduzieren und sie kontrollierbarer machen.”

Bessel Van der Kolk

Betablocker

Betablocker fördern das Lernen während der Therapiesitzungen. Andererseits können sie auch die physischen Symptome der Angst (z. B. erhöhter Herzrhythmus) reduzieren. Die medikamentöse Behandlung kann deshalb Wirkstoffe wie Propanolol enthalten, der den Adrenalinspiegel reduziert. In der Folge empfindet die Person weniger Angst.

Benzodiazepine

Der Wirkmechanismus von Benzodiazepin ist dem von Alkohol sehr ähnlich. Beide blockieren den GABA-A-Rezeptor. Benzodiazepine kommen in kritischen und sehr belastenden Situationen gezielt zum Einsatz. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass sie eine Abhängigkeit erzeugen und deshalb nur kurzfristig, etwa bei Phobien oder Panikattacken, verschrieben werden.

Medikamentöse Behandlung von Traumata?
Benzodiazepine werden wegen ihres Suchtpotenzials sparsam eingesetzt.

Stimmungsstabilisatoren

Stimmungsstabilisatoren können bei einer posttraumatischen Belastungsstörung Symptome wie Reizbarkeit und Impulsivität reduzieren. In diesem Fall können Wirkstoffe wie Lithium oder Valproinsäure zur Anwendung kommen, die Angst- und Panikreaktionen abschwächen (Van der Kolk, 2020).

Die medikamentöse Behandlung kann PTBS-Patienten helfen, eine Psychotherapie kann damit jedoch keinesfalls ersetzt werden.

“Sechsundachtzig Prozent der Studien, die zusätzlich zur Psychotherapie eine medikamentöse Behandlung einbeziehen, kommen zu dem Schluss, dass sich die Symptome von Menschen mit PTBS dadurch nicht übermäßig verbessern.”

Eduardo Fonseca Pedrero


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  • Stahl, S. M. (2021). Stahl’s Essential Psychopharmacology: Neuroscientific Basis and Practical Applications. Cambridge University Press.
  • Van der Kolk, B. A., & Van der Kolk, B. A. (2020). El Cuerpo Lleva la Cuenta: Cerebro, Mente Y Cuerpo en la Superación Del Trauma. Alianza Editorial.
  • American Psychiatric Association. (2014). DSM-5. Guía de consulta de los criterios diagnósticos del DSM-5: DSM-5®. Spanish Edition of the Desk Reference to the Diagnostic Criteria From DSM-5® (1.a ed.). Editorial Médica Panamericana.
  • CIE-11. (s. f.). https://icd.who.int/es
  • Belloch, A. (2023). Manual de psicopatología, vol II.
  • Bernik, M., Laranjeiras, M., & Corregiari, F. (2003). Tratamento farmacológico do transtorno de estresse pós-traumático. Brazilian Journal of Psychiatry, 25, 46-50.
  • Pedrero, E. F. (2021). Manual de tratamientos psicológicos: adultos. Ediciones Pirámide.
  • Gómez, I. V., Gonzales, I. R., Oviedo, L. M., & Ramírez Giraldo, A. (2015). La terapia EMDR como tratamiento para el trastorno de estrés postrauma: una revisión literaria. Búsqueda, 2(1), 1-13.

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